„Faux-Pas“ darf wieder üben – jetzt in Altenbamberg
Für die Mittelalter-Fans der Gruppe „Faux Pas“ endet die Corona-Pause. Endlich darf wieder geübt werden für die Tänze, die einst am Hof getanzt wurden.
Von Beate Vogt-Gladigau
Das tut den Mitgliedern der Gruppe „Faux Pas“ ja sooo gut: sich endlich wieder zu treffen und zu mittelalterlichen Klängen zu tanzen.
(Foto: Beate Vogt-Gladigau)
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ALTENBAMBERG - Wieder tanzen können, sich wieder treffen, wenn auch mit Abstand – das zauberte nicht nur Claudia Bühl oder Werner und Monika Jäger ein Freudenglitzern in die Augen. Denn die mittelalterliche Tanzgruppe „Faux Pas“ traf sich nach achtwöchiger Zwangspause endlich zur ersten Übungsstunde mit Übungsleiter Chnutz vom Hopfen. Die jüngste Corona-Bekämpfungsverordnung machte dies möglich, denn die Paare leben jeweils in einer Hausgemeinschaft. Und der Platz vor dem Bürgerhaus Alsenztal war großräumig genug, dass die Tänzer-Duos locker zwei Meter Abstand halten konnten.
Doch was sind zwei Meter? Auch das übte Chnutz vom Hopfen mit den tanzbegeisterten Damen und Herren ein, die froh waren, wieder Rhythmus und Takt in Bewegung umsetzen zu können. Doch zunächst stand Aufwärmen auf dem Programm: auf Zehenspitzen wippen, strecken und nach oben greifen. Alles noch entspannt für die eingerosteten Tanzbeine. Dann jedoch wurde es schwieriger – zumindest in der Kombination von tänzerischer Gymnastik und räumlicher Distanz, wenn sich die Tänzer, die sich im Uhrzeigersinn im Kreis bewegen, umdrehen und trotzdem noch zwei Meter Luft zum Nachbarn halten sollen. Tja, das ist eben die „hohe Schule“, ehe Chnutz vom Hopfen endlich dazu aufforderte, sich zur Branle aufzustellen. Auch weitere höfische tänzerische Paarformen wie Pavane, Allemande oder Gavotte zauberten die Mitglieder von Faux Pas in den Staub vor dem Bürgerhaus.
Mit dem Wiederaufleben der Übungsstunden „erkämpften wir uns ein Stück Normalität zurück“, hörte Chnutz vom Hopfen von den Herren und Damen, die gerne wieder die Röcke fliegen lassen möchten, sich nicht scheuen für „Edle und Gemeyne“ ihre Füße auf erquickende Weise zu strapazieren. Allerdings vorerst nur für sich. Denn: Es gibt keine Auftrittspläne, bedauert vom Hopfen. Ein Zeitpunkt sei auch noch „nicht absehbar“. Als Bühne oder Auftrittsfläche bräuchte Faux Pas einen großen Platz – nicht, um Fehltritte zu vermeiden, wie der Name Faux Pas scherzhaft karikiert, sondern wegen des Abstands. „Bis auf Weiteres habe ich keine Idee“, gibt vom Hopfen zu.
Die Geburtsstunde von Faux Pas liegt ursprünglich im Ruhrgebiet. Chnutz studierte in Bochum Geographie mit den Nebenfächern Mittelalterliche Geschichte an der Ruhr-Universität, als im Sommersemester 1993 ein studentischer Kulturkurs gegründet wurde („boSKop – Bochumer Studentische Kulturkooperative). Gleichzeitig gründete Siegfried Kloß in Meisenheim eine Mittelalterliche Tanzgruppe, und er bat Chnutz vom Hopfen, der 1995 von der Ruhr an die Nahe kam, diesen aus Zeitgründen zu übernehmen. Das tat der musisch begabte Mittelalterfan mit Leidenschaft, und 1996 fusionierten beide Gruppen, die ein gemeinsames, tief verwurzeltes Interesse haben. Siegfried Kloß ist immer noch dabei.
Auch bei der nächsten Übungsstunde wird Kloß dabei sein. Denn als Chnutz vom Hopfen vorsichtig nachfragte, ob seine Tänzer Zeit hätten, obwohl dieser Termin auf den Pfingstsonntag fällt, erschallte ein energisches „Ja“ zu Füßen der Altenbaumburg. Das Bürgerhaus in Altenbamberg ist übrigens ab sofort neuer Übungsort von Faux Pas – zunächst noch davor, und wenn es möglich sein wird, auch darin. Der Kammermusiksaal in Bad Münster, wo bis zur Corona-Krise Branles, Reigen und Co. einstudiert wurden, gehört der Vergangenheit an. Für Akteure, die sich ihrem Hobby ehrenamtlich widmen, war der Preis, den die Stadt dafür verlangte, etwas „happig“.