Mittlerweile können die Stadtraumpioniere, zu denen auch Melanie Bauer (li.) und Vanessa Birrenbach gehören, eine Sammlung mit Urkunden aufmachen, die sie im Rahmen des Jugend-Engagement-Wettbewerbs des Landes erhielten.
(Foto: Beate Vogt-Gladigau)
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ALTENBAMBERG - „Sich einmischen – Was bewegen!“ Das tun junge Menschen der Protestantischen Jugendzentrale Donnersberg (Standort Obermoschel) seit Jahren. Diese Auffassung von Respekt gegenüber ihren Mitmenschen gehört ganz einfach zu ihrem Alltag. Daher war der diesjährige Jugend-Engagement-Preis des Landes auch keine Eintagsfliege, sondern bereits zum vierten Mal hat die Gruppe, in der auch die Altenbambergerin Melanie Bauer aktiv ist, eine Sieger-Urkunde erhalten.
Dadurch ist das Team, das seit 2014 als Stadtraumpioniere sein „konstruktives Unwesen“ treibt, auch für den Deutschen Jugend-Engagement-Preis nominiert. Bis zum 20. Oktober kann man außerdem per Internet abstimmen, welches von den insgesamt 400 Projekten der Favorit ist (https://www.deutscher-engagementpreis.de/nc/publikumspreis/jetzt-abstimmen/).
Den aktuellen Engagement-Preis erhielt das Sextett – neben Melanie Bauer sind das noch Vanessa Birrenbach, Sophie Keller, Eileen Vogel, Maren Bernhard und Lena Mohr – für die Aktion „Geschenke gegen Langeweile“. Denn in Corona-Zeiten war die Kommunikation auf der Straße, im Dorf, eingeschränkt. Auch Kindertagesstätten und Schulen waren zeitweise geschlossen, und ältere Menschen hatten es schwer, Kontakte zu pflegen, erläutern Diplom-Pädagogin Melanie Bauer und Vanessa Birrenbach den Impuls für die Tüten. Diese sollten ihre Mitmenschen trotz Einschränkungen beschäftigen, „und zwar so, dass sie Spaß haben“, unterstreicht Bauer. Außerdem: „Schenken ist schön!“ Die Tüten, die die Pioniere selber aus verschiedenen Papieren herstellten, orientierten sich jeweils an einem Thema. So gab es in der ersten Projektphase ein „Neujahrspaket“, und zum Valenstinstag stand Nächstenliebe im Mittelpunkt. Unter anderem war in der Wundertüte ein Handwärmer in Herzform zum Klicken, der nicht nur kalte Finger, sondern auch das Herz erwärmen sollte. Zur „Standartausrüstung“ gehörten immer eine Bibelgeschichte zum jeweiligen Motto, ein Märchen für die Kinder und ein Rätsel für Ratefüchse.
Das Tolle an den Tüten außerdem: Für die Bastelideen waren schon alle Materialien dazu gepackt – praktisch Lieferung frei Haus. An Fasching beispielsweise gab es eine Anleitung, um Masken herzustellen, einschließlich Tonpapier in verschiedenen Farben, bunten Fäden oder Glitzerkram. Auch ein „Glückspaket“ gab es einmal, erinnert sich Bauer – mit Würfel oder einer Plüschschildkröte für die Kinder, und Kulturgeschichtliches war außerdem eingepackt – etwa Geschichten zu Bräuchen zu Neujahr oder Ostern. Außerdem waren die Tüten auf das Alter abgestimmt. „Ein Rentner freut sich über andere Dinge als eine Familie mit Kindern“, berichten Bauer und Sirrenberg. Die vielen positiven Rückmeldungen bestätigten, dass die Geschenktüten-Idee ins Schwarze traf, „und wenn wir uns einmal bei der Auslieferung verspäteten, warteten die Leute schon an der Tür und meinten erleichtert: ‚Schön, Sie kommen ja doch noch!‘“
Als die Gruppe vor sieben Jahren mit dem Leader-Projekt „Stadtraumpioniere“ begann und durch Aktionen wie das „Demokratische Wohnzimmer“ mit einer Plaudercouch auf dem Gehweg auf sich aufmerksam machte, „waren die meisten von uns noch in der Schule“, schmunzelt Vanessa Sirrenberger – jetzt Beamtin im öffentlichen Dienst und an der Uni in Mainz. Das jetzige Team blieb übrig, würde aber gerne noch mehr Mitstreiter haben. Willkommen sind Interessierte ab 14 Jahren – egal welcher Konfession oder welchen Geschlechts.