Altenbamberg: Schüler gewinnen Nachwuchswettbewerb der Ingenieurkammer
Von Beate Vogt-Gladigau
Jakob Bachmann (links) und sein Partner Joshua Schwenk können aus dem Effeff Papierrollen formen, wie sie eindrucksvoll unter Beweis stellten. Mit dabei auch Greta Au, die mit ihrer Schwester Luise den elften Platz belegte. Foto: Beate Vogt-Gladigau
( Foto: Beate Vogt-Gladigau)
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ALTENBAMBERG - Beim Schülerwettbewerb „JuniorING“ der Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz belegte das Team Jakob Bachmann (10) aus Altenbamberg und Joshua Schwenk (10) aus Hochstätten mit ihrem Modell „JoJa-Brücke“ den vierten Platz. Kreative und auch diffizile Tüfteleien sind eines der Hobbys der beiden Jungs, die sich seit Kindergartenzeiten kennen. Das kam ihnen beim Bau der Brücke jetzt zugute.
Auf den Wettbewerb aufmerksam wurde Jakobs Vater, Stephan Bachmann, der als Lehrer beruflich davon erfuhr. Jakob und Joshua konnten sich schnell mit der Herausforderung anfreunden, das Modell einer 80 Zentimeter langen Fuß- und Radwegbrücke zu kreieren. Die Kriterien waren allerdings anspruchsvoll: Als Baumaterialien durften nur Papier, Folie, Kleber, Schnur und Stecknadeln verwendet werden. Außerdem musste die Brücke einen Belastungstest mit einem Gewicht von einem Kilogramm heil überstehen.
Bogenbrücke macht das Rennen
Kapitel eins für Jakob und Joshua: Im Internet recherchieren, welche Brückenformen es überhaupt gibt. Der Zuschlag fiel auf eine Bogenbrücke, präziser gesagt, auf eine Brücke mit einem Parabelbogen, der durch seine Form die Spannkräfte sehr gut auffängt. „Sie sieht gut aus und hält viel aus“, urteilten die beiden Jung-Ingenieure fachmännisch. So, und wie bekommt man dann Papier am besten stabil? Die Metallstreben einer echten Bogenbrücke brachten das fantasievolle Tandem auf die Idee, auseinandergeschnittene DIN-A4-Blätter mit einem Bleistift zu festen Rollen zu formen und dadurch das Papier zu stabilisieren.
BUNDESWETTBEWERB
Bereits zum elften Mal lobte die Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz den erfolgreichen Schülerwettbewerb aus, der in zwei Alterskategorien (1. bis 8. Klasse und ab 9. Klasse) durchgeführt wird und in den vergangenen Jahren unter der Schirmherrschaft des Bildungsministeriums stand. Die Erstplatzierten der beiden Altersgruppen qualifizieren sich für den Bundeswettbewerb in Berlin.
Dr.-Ing. Uwe Agnes, Vizepräsident der rheinland-pfälzischen Ingenieurkammer, unterstreicht den Stellenwert des Wettbewerbs mit praktischen Anwendungen von Schulfächern wie Mathematik, Physik oder Informatik. Grundkenntnisse aus diesen Fächern sind besonders für den Ingenieurberuf von besonderer Bedeutung, für den dringend Nachwuchs mit genau diesen Talenten gesucht werde. Bildungsstaatssekretär Hans Beckmann zum Engagement des Ministeriums: „Wir wollen Rheinland-Pfalz zu einem starken MINT-Land machen (MINT: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik).
Und dann brach ein ganz neues Zeitalter im Wohnzimmer von Bachmanns an, das mehrere Wochen dauern sollte. Denn ausgerechnet den großen Tisch in der guten Stube als Arbeitsplatz zur Konstruktion der Brückenbauwerke nahmen nicht nur Joshua und Jakob in Beschlag, sondern mehrere Crews, die sich ebenfalls am Wettbewerb beteiligen wollten – unter anderem das Team „GreLu“ mit Greta Au und ihrer Schwester Luise, das den 11. Platz belegte. Als Betreuer der Brückenbauer aus dem Alsenztal hatte Stephan Bachmann vier Brücken bei der Kammer angemeldet. Aber nur zwei Teams wurden termingerecht fertig. „Im Wohnzimmer war jede Menge los“, schmunzelt auch Mutter Jutta.
Die Arbeit war auch deswegen langwierig und mühsam, weil nur Flüssigkleber verwendet werden durfte, der seine Zeit zum Trocknen brauchte. Rund 250 Rollen in verschiedenen Längen waren für die Brückenkonstruktion nötig. Da Joshua und Jakob auch noch eine Fahrbahn anlegen wollten, kamen noch einmal „locker“ 80 Rollen dazu.
Den Belastungstest, ein Kilogramm Gewicht auszuhalten, bestand die JoJa-Brücke souverän. Doch neugierig und wissensdurstig wie Jakob und Joshua nun mal sind, wollten sie in einer empirischen Versuchsreihe mit gefüllten Milchpäckchen austesten, wo die Grenze lag. Beim fünften Päckchen machte es dann Kracks! – wie bei Meister Böck in „Max und Moritz“: „Die Brücke bricht in Stücke.“ „Das war blöd“, stellt Jakob gefasst fest. Die Ursache hat er schnell parat: Als die Jung-Ingenieure das Meisterwerk nach der Jury-Bewertung (einschließlich 50 Euro Preisgeld und Urkunde) aus Mainz abholten, fehlten einige Rollen. „Sonst wären vielleicht doch sechs Kilo möglich gewesen“, trauert Jakob dem Rekordversuch etwas nach.
Nicht nur unter Wettbewerbsbedingungen sind Jakob und Joshua technisch interessiert. Jakob liebt alles mit Zahnrädern und Joshua Dinge, an denen man herumbasteln kann. Und dann natürlich etwa Lego-Roboter, für die man auch Programme schreiben kann, damit diese autonom unterwegs sind.
Trotz aller Technik – Hobby Nummer eins von Jakob und Joshua ist die Musik. Jakob, der Posaune, Gitarre und Blockflöte spielt und nach den Sommerferien das Musikinternat in Montabaur besucht, ist schwer „vorbelastet“: Seine Mutter Jutta ist ausgebildete Bläserklassenlehrerin, und was das Technik-Verständnis betrifft, übernimmt Vater Stephan als Lehrer für Mathematik und Physik diesen Teil der Gene. Auch Joshua, der Tenorhorn bläst, hat Musik und Technik in die Wiege gelegt bekommen: Seine Mutter Petra spielte früher Klarinette, Vater Thomas ist Automechaniker.