Dank der Zusammenarbeit von Ärzten aus verschiedenen Abteilungen und Interplast kann der zwölfjährige Tash aus Afghanistan bald ein neues Leben beginnen.
BAD KREUZNACH. Mit einem beherzten Sprung hüpfte der erst zwölfjährige Tash aus Afghanistan zum Fototermin auf die Liege im Behandlungszimmer des Diakonie-Krankenhauses, das ihm seit dem 20. März des Jahres auf der Kinder-Station 4B eine vorübergehende Heimstatt bietet. Dabei strahlt sein Gesicht die ganze Zeit über eine solche Herzlichkeit aus, die ob seines Schicksals staunen lässt. Im Oktober vergangenen Jahres erlitt der Junge einen schweren Verkehrsunfall. Afghanische Ärzte kämpften wochenlang um sein rechtes Bein, das im Dezember aber doch in Kniehöhe amputiert werden musste. Die prekäre Situation war damit nicht gerettet, denn auch der Oberschenkelknochen war bei dem Unfall zertrümmert worden. Zudem hatte eine Infektion das Ganze verschlimmert.
Allen Beteiligten war klar, dass unbedingt gehandelt werden musste. Die Hilfsorganisation „Kinder brauchen uns“ wurde kontaktiert, die sich seit 2002 im Heimatland des Zwölfjährigen engagiert. Dank der freundschaftlichen Kontakte zur Interplast-Sektion Bad Kreuznach war schnell die Brücke zu Dr. André Borsche, dem Chefarzt der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgie im Diakonie-Krankenhaus, geschlagen. Aufgrund dessen, dass es sich nicht primär um ein plastisch-chirurgisches Problem handelte, sondern ein Knochenspezialist benötigt wurde, nahm Borsche seinen Kollegen Prof. Dr. Frank Hartmann, neuer Chefarzt für Unfallchirurgie in seinem Haus, mit ins Boot. Gemeinsam kamen die beiden überein, dem Jungen helfen zu können. Gleichzeitig signalisierte auch Dr. Christoph von Buch, Chef der Kinderabteilung, seine Bereitschaft zur Hilfe. Trotz Corona-Pandemie konnte André Borsche nun die Einladung ins Diakonie-Krankenhaus aussprechen.
Alleine, keines Wortes Deutsch mächtig, zog daraufhin Tash, ein aus sich heraus strahlender Junge, auf der Kinder-Station ein. Gestenreich kommunizierte dieser mit seinen Helfern und zeigte von Beginn an über sein lachendes Gesicht seine tiefe Dankbarkeit und sein unumstößliches Vertrauen.
Mehrere Male wurde das Kind inzwischen von Hartmann und seinem Team operiert, die Knocheninfektion beseitigt und der Knochen gekürzt und mit einer Platte versorgt. Pflegepersonal und Ärzte boten ihm ein neues Zuhause. Darüber hinaus lernte Tash blitzschnell Deutsch. Die Bad Kreuznacher Ärztin Dr. Najiba Behmanesh und Doreen Richter aus Monzingen besuchten ihn immer wieder und gaben ihm somit Halt.
Vor wenigen Tagen führten die Plastischen Chirurgen um André Borsche eine Hauttransplantation durch. Eine weitere Knochenentzündung soll vermieden werden. Anfang der Woche konnte der Junge zu einer Gastfamilie im Ruhrgebiet entlassen werden. In knapp drei Wochen soll die ausstehende Beinprothese in Heidelberg fertiggestellt sein. Zum „Vorführen seines Laufens“ soll Tash anschließend nochmals in das Diakonie-Krankenhaus zurückkehren. Wenn alles gut voranschreitet, kann er dann schon bald nach Afghanistan zurückkehren. Dank des Handys war der Kontakt zu seiner Familie jederzeit gegeben. Ein bewundernswerter Junge, der trotz seines schweren Schicksals niemals sein Lachen verlernt hat.
Spenden können jederzeit auf das Konto DE 12 5605 0180 0010 0337 77 „Interplast e.V. – Sektion Bad Kreuznach“ (Sparkasse Rhein-Nahe) überwiesen werden.