Szenische Lesung auf der Ebernburg zum Leben von Martin Luther...

Die strahlenden Mitwirkenden Walter Lukasczyk (v.l.), Isolde Weiermüller-Backes, Bettina Lukasczyk und Dieter Backes nach einem gelungenen Abend in einer historisch einmaligen Kulisse im Luthersaal der Ebernburg. Foto: Claudia Römer  Foto: Claudia Römer
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Bereits die mittelalterlich anmutende Pilz- und Gulaschsuppe im Brotkörbchen, in der herrlichen Kulisse des Burghofes verzehrt, verstärkte die Vorfreude auf ein Ereignis, das...

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BAD MÜNSTER AM STEIN-EBERNBURG. Bereits die mittelalterlich anmutende Pilz- und Gulaschsuppe im Brotkörbchen, in der herrlichen Kulisse des Burghofes verzehrt, verstärkte die Vorfreude auf ein Ereignis, das einen vielfältigen und aufschlussreichen Rückblick bieten sollte auf das interessante Leben eines Ehepaars, das im 16. Jahrhundert Geschichte schreiben sollte: Katharina von Bora und Martin Luther. Im Jahr des Gedenkens an die Reformation vor 500 Jahren durfte das Publikum teilhaben an einem szenischen Lesespiel mit dem vielsagenden Titel „Hier stehe ich, es war ganz anders!“

Walter und Bettina Lukasczyk, ihres Zeichens Diakon und Pfarrerin, luden ein zu einem Abend, der viel Neues bringen und manche Irrtümer, Unwahrheiten und Gerüchte ausräumen sollte. Mit thematisch passenden Bildern, Animationen, Liedern und Filmausschnitten näherten sie sich dem Leben dieses besonderen Ehepaars, das sich wie kaum ein anderes auf Augenhöhe begegnete und in die Geschichtsschreibung Einlass fand. Das Lesespiel begann an Luthers Todestag, dem 21. Februar 1546. Ort des Geschehens war Wittenberg,

Viele Kämpfe mit eigenen Ängsten ausgefochten

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„Herr Käthe“, wie Katharina von Bora im Volksmund genannt wurde, reflektierte die letzten Stunden vor dem Heimgang ihres Mannes. Aus ihren Worten schwang zu jeder Zeit die tiefe Liebe zu Luther mit, für den sie „Herzliebchen“ und „mein Morgenstern“ war. Philipp Melanchthon jedoch sah „die Lutherin“ als eine Frau, „die sich nicht raten lässt“, aber eben dieser „starke Wille“ machte sie attraktiv und mutig genug, Luther den Heiratsantrag zu machen! Sie verriet auch, dass das Gerücht, sie sei mit einigen Mitschwestern in Heringsfässern aus dem Zisterzienserkloster Nimbschen bei Grimma in Sachsen geflohen, nicht stimme. Nein, sie seien dazwischen versteckt gewesen!

Ihren sechs Kindern war sie eine gute Mutter, der Tod ihres Mannes brachte sie zeitweilig in Not, am Ende jedoch durften alle im Schwarzen Kloster wohnen bleiben. Dieses Recht hatte sich „Herr Käthe“ erkämpft. Luther selbst brach sein ohnehin nicht freiwillig aufgenommenes Jurastudium nach einem Blitzereignis bei Stotternheim nahe Erfurt ab. In Todesangst gelobte er, Mönch zu werden und trat dem Orden der Augustiner-Eremiten bei. Die 95 Thesen gegen den Ablasshandel habe er nicht an die Schlosskirche von Wittenberg geschlagen.

Seine Schriften, die die Unfehlbarkeit des Papstes anzweifelten, zogen im Juni 1520 die päpstliche Bannandrohungsbulle nach sich. Diese verbrannte er kurzerhand, was Luther die Exkommunikation einbrachte und – schlimmer noch – sogar die Reichsacht. Als „Junker Jörg“ auf der Wartburg in Eisenach habe er viele Kämpfe mit seinen eigenen Ängsten ausgefochten, aber niemals das Tintenfass nach dem Teufel geworfen. Er habe diesen allenfalls mit „Tinte vertreiben“ wollen.

Seine letzte Reise führte den großen Reformator 1546 nach Eisleben zurück, wo er die Erbstreitigkeiten der Mansfelder Grafen beenden wollte. „Du hast dem Himmel gedient!“, resümierte seine Frau.