Stama-Schüler bereiten sich intensiv auf Wahlkampfdebatte vor
Von Wolfgang Bartels
Die Stama-Schüler vom Sozialkunde-Leistungskurs bereiten die Fragen vor, die sie den Kandidaten stellen wollen. Foto: Wolfgang Bartels
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BAD KREUZNACH - „Respekt ja, aber mit einer kritischen Haltung.“ Stama-Schüler Moritz Aletsee hat sich gut überlegt, wie er den Bundestagskandidaten begegnen will, die er und seine Mitschüler für diesen Donnerstag in die Aula des Gymnasiums an der Stadtmauer eingeladen haben. Unter den zu befragenden Kandidaten sind immerhin zwei Bundestagsabgeordnete von CDU und Grünen sowie die Bewerber von SPD, FDP, Linken und AfD, die das erst noch werden wollen.
Die Prominenz einiger Bewerber schreckt die Schüler nicht. „Man darf nicht ängstlich sein. Sonst kommen ja keine brauchbaren Antworten heraus“, sagt Moritz und zeigt damit schon mehr Verständnis für eine echte Debattenkultur, als sie in mancher braven Fernsehdiskussion zu sehen ist. Seit Wochen bereiten sich die Schüler des Sozialkunde-Leistungskurses auf die Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl vor. Sie haben alle Kandidaten eingeladen, deren Parteien nach aktuellen Prognosen eine Chance haben, in den Bundestag einzuziehen. Der Kurs hat zur Vorbereitung sogar die Parteiprogramme studiert, wie Jonathan Reimers erzählt. Zum Beispiel hätten sie dabei etwas Interessantes herausgefunden: „Alle sprechen von der Bekämpfung der Fluchtursachen. Doch keiner sagt, wie er sich das eigentlich genau vorstellt.“ Besonders bei der AfD wolle man hinterfragen, mit welchen Methoden sie eine Obergrenze von 10 000 Flüchtlingen erreichen wolle.
David Kreunen hat sich mit seiner Gruppe speziell auf die „Linken“ vorbereitet: „Die wollen die Reichen mehr besteuern, bei der zweiten Million mit einem Steuersatz von 75 Prozent. Aber wollen die Reichen dann überhaupt noch hier leben?“ Er werde die Kandidatin der Linken fragen, wie sie soziale Forderungen wie die Mindestrente finanzieren wolle, wenn man erst einmal die Reichen ins Ausland getrieben habe. Drei Diskussionsrunden von je 20 Minuten soll es geben. Erst zum Thema Arbeit und Soziales, dann eine Runde zu Asyl, Integration, Migration und innerer Sicherheit und danach die EU- und Außenpolitik. In jeder Runde hat jeder Kandidat etwa 90 Sekunden für eine Antwort zur Verfügung. Ein Zeitnehmer wird überwachen, dass dies auch eingehalten wird. Und am Ende gibt es für die 200 teilnehmenden Schüler eine offene Fragerunde – „eine Überraschung inklusive“, wie Moritz ankündigt.
Die Stama-Schüler vom Sozialkunde-Leistungskurs bereiten die Fragen vor, die sie den Kandidaten stellen wollen. Foto: Wolfgang Bartels Foto: Wolfgang Bartels
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Fynn Brendes und Gil Mehler geben durchaus zu, dass sich viele Mitschüler nicht so sehr für Politik interessieren wie sie selbst. Dabei wäre das wichtig, meinen sie, denn immerhin: „Die heutige Politik wird für lange Zeit unser künftiges Leben bestimmen.“ Doch das oft geforderte Wahlrecht ab 16 lässt die Stama-Schüler eher kalt: „Viele kennen sich mit der Politik ja doch noch nicht so gut aus“, meint David. Und wie ist das bei den Erwachsenen? Das Thema wollen die Schüler lieber nicht vertiefen. Jacqueline Alt wüsste schon, wen sie wählen würde, wenn sie dürfte. Doch die Stama-Schüler werden in der Woche vor der Wahl an einer bundesweiten Aktion teilnehmen: an der „Juniorwahl“, bei der die Schüler auf Wahlzetteln ihre beiden Kreuze machen können.
DIE DEBATTE
Die Diskussionsveranstaltung zur Bundestagswahl findet statt an diesem Donnerstag, 7. September, ab 10.30 in der Aula des Gymnasiums an der Stadtmauer. Zugesagt haben die Kandidaten: Antje Lezius (CDU), Joe Weingarten (SPD), Tabea Rößner (Grüne) Lothar Ackermann (FDP), Manuela Holz (Linke) und Nicole Höchst (AfD).
Drumms „Unverständnis“ über ausgebliebene Einladung
Mit „Unverständnis und Befremdung“ hat Dr. Herbert Drumm, Direktkandidat der Freien Wähler, zur Kenntnis genommen, dass er zu der Podiumsdiskussion des Stamas nicht eingeladen wurde. Das Stama hatte nur die Vertreter jener Parteien eingeladen, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den Spung in den Bundestag schaffen. Drumm hält das für einen Fehler: „Es zeigt sich doch immer deutlicher, dass die etablierten Parteien nicht in der Lage sind, die anstehenden gravierenden Probleme unseres Landes nachhaltig zu lösen. Kleine, unverbrauchte Parteien sind wesentlich besser geeignet, solche Lösungsansätze zu entwickeln, da sie es gewohnt sind, engagiert und sachorientiert zu agieren, statt ständig auf Posten- und Machterhalt zu schielen und nur bis zur nächsten Wahl zu denken.“ Daher Drumms Rat an die jungen Leute: „Setzt euch mit den kleinen Parteien auseinander, wir sind eure Zukunft.“