Pädophiler aus Kreis Bad Kreuznach vor Gericht: Auch in der Region auffällig?
Der Sex-Tourismus nach Thailand spielte am fünften Prozesstag keine Rolle. Es ging vielmehr um die einschlägigen „Aktivitäten“, die der 44-jährige Angeklagte hierzulande betrieben haben soll.
Von Wolfgang Bartels
Ein Richter mit Prozessunterlagen. Symbolfoto: dpa
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BAD KREUZNACH - Der Sex-Tourismus nach Thailand spielte am fünften Prozesstag keine Rolle. Es ging vielmehr um die einschlägigen „Aktivitäten“, die der 44-jährige Angeklagte hierzulande betrieben haben soll. Angeklagt vor der 2. Strafkammer war der Mann aus der Verbandsgemeinde Rüdesheim zunächst wegen Vorfällen während einer Thailandreise. Er soll im Jahre 2005 einen dortigen Aufenthalt genutzt haben, um über einen Zuhälter Kontakt zu einem minderjährigen Jungen zu bekommen, dessen Alter der Zuhälter mit zehn Jahren angegeben hatte. In mindestens sieben Fällen sei es dabei zu sexuellen Handlungen an dem Kind gekommen, so die Anklage. Während des Prozesses wurde die Anklage bereits auf einen Missbrauchsfall in einem Ferienlager des DRK-Kreisverbandes Bad Kreuznach an der Nordsee ausgeweitet. Nunmehr wurden weitere Zeugen zum sogenannten „ehrenamtlichen Engagement“ des Angeklagten im Raum Bad Kreuznach vernommen.
Mehrere Zeugen, eine Mutter und zwei Geschwister, berichteten, dass es in einem Pfadfinderlager Annäherungsversuche an den damals achtjährigen Jungen von Seiten des Angeklagten gegeben habe, der damals als Betreuer mitgefahren war. Er habe immer wieder die Nähe des Kindes gesucht, packte beim Eincremen mit an, unternahm Spaziergänge mit dem Jungen und nahm ihn öfter allein in sein Zelt mit – so lange, bis die damals 10-jährige Schwester dazwischen ging. Die Mutter berichtete, dass der Mann nach der Heimfahrt mehrmals vor der Haustür aufgetaucht sei, um wieder Kontakt zu dem Jungen aufzunehmen. Er habe gesagt: „Ich habe den Jungen sehr lieb.“ Ein paar Tage später sei ein Brief von ihm gekommen. Die Mutter: „Ich war geschockt. Dann hat er wieder unten gestanden. Da bin ich runter und ausgeflippt.“ Mit dem Brief sei sie zur Kirchengemeinde St. Franziskus gegangen, die den Mann dann für die weitere Pfadfinderarbeit gesperrt habe.
Auch Vorfälle in Bingen
Auch am Mäuseturm in Bingen soll es Vorfälle gegeben haben. Dort betätigte sich der Angeklagte in der Spielzeugausgabe, soll aber vor allem Kontakt zu Jungen gesucht haben, die er mit Geld gelockt haben soll. Ein heute 13-jähriger Junge war dazu als Zeuge geladen. Als dieser zu spät kam, erklärte der Angeklagte, der sonst schweigt, auch noch: „Der bummelt immer herum.“ Er scheint den Jungen also gut zu kennen. Er traf schließlich mit seiner Mutter ein, die beiden baten jedoch darum, die Zeugenvernehmung unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorzunehmen. Dieser Bitte folgte das Gericht.
Als weiterer Zeuge trat der Ortsvorsitzende des Deutschen Roten Kreuzes Roxheim, Sascha Bott, auf. Er berichtete, dass der Angeklagte dort 25 Jahre ehrenamtlich mitgearbeitet habe. In früheren Jahren habe er auch an Kinderspielfesten mitgewirkt: „Er war vor allem für die Bobbycar-Rennen verantwortlich.“ Später allerdings sei er nur noch im Bereich der Seniorenarbeit aktiv gewesen. Über einen Arbeitskollegen des Mannes habe Bott im vergangenen August von den Vorwürfen erfahren. Daraufhin habe er den Mann vor die Wahl gestellt, entweder sofort selbst aus dem DRK auszutreten oder ein Ausschlussverfahren einzuleiten: „Für uns war klar, dass er in unserem Verein nicht mehr haltbar ist.“ Der Prozess wird fortgesetzt am Donnerstag, 22. März, um 8.45 Uhr.