Bei Orkanstärke 11 sind die Weisse Fräck in Bad Kreuznach unterwegs - und lassen weder Brexit noch Flinten-Uschi und Klöckner-Hochzeit aus.
Von Heidi Sturm
Mit atemberaubenden Stunts und Hebefiguren sorgten die Cheerleader für Aufsehen.
(Foto: Heidi Sturm)
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BAD KREUZNACH - „Mim Narrenschiff auf Reisen gehen, die Weisse Fräck am Ruder stehen“ – unter diesem Motto ließen die Fastnachter vom Hochstroßeck mit jeder Menge guter Laune im Gepäck und viel Ahoi und Allez Hopp so richtig die Wogen des Frohsinns hochschlagen. Da herrschte närrische Orkanstärke 11, wenn bei fröhlichem Seegang ein Meer der Begeisterung durch den Saal schwappte.
Allein schon die Kommandobrücke mit den aufgemalten Fischschwänzen war ein Hingucker: Verwandelte sie doch mit fröhlichen Augenzwinkern den glänzend aufgelegten Käpt’n Rochus Budde und seine Crew in Wassermänner mit schuppigem Unterleib. Zur vierfarbbunten Reise auf dem munter schunkelnden Narrenschiff waren sogar Vater Rhein und Loreley, Baywatch, Piraten und allerlei prominente Meeresbewohner herbeigeströmt und kündigten mit kurzen und knackigen Vorspielen die Auftritte an – natürlich auf ihre ganz persönliche Art. Da suchte der kleine Nemo seinen Papa, und der weiße Hai als guter Entertainer mit Biss freute sich über viele Leckerbissen – vorzugsweise im Elferrat: „Da ist einfach mehr dran.“
Ohne das Jockelche konnte die Sitzung natürlich nicht über die Bühne gehen. Und so machten sich die „WF-Jockelcher“ als jüngste Nachwuchsfastnachter auf abenteuerliche Schatzsuche. Mit Poseidon, Piraten und ein paar nach einer WF-Sitzung Gestrandeten fanden sie auch tatsächlich in einer geheimnisvollen Kiste das Fastnachtsmaskottchen, so dass mit Volldampf die Segel in Richtung Gott Jokus gesetzt werden konnten.
WER WAR NOCH DABEI?
Gesangsgruppe Hulapalu, die Tanzgruppen WF-Girls, WF-Butterflies, WF-Zwerge und WF-Thunder mit schwungvollen Choreografien sowie die Cheerleader mit atemberaubenden Stunts und Hebefiguren.
Ehrensitzungspräsident Olaf Budde las in seinem geschliffenen Protokoll den Vertretern aus großer und kleiner Politik bissig und treffend die Leviten. Ob Brexit oder Höcke Jugend als neue HJ, die SPD als aussterbende Art, Flinten-Uschi und Saarland-Queen oder die Klöckner-Hochzeit als Ereignis des Jahres: Da gab es reichlich Gelegenheit, den Narrenspiegel vorzuhalten. Gekonnt nahm er auch Lokales aufs Korn – vom Verfall der Brückenhäuser über die Bosenheimer Straße bis zur neuen Bewegungsmelder-Beleuchtung auf dem Fußweg nach Münster, die dem Stadtrat aber nichts nutzt: „Da müssten die sich ja bewegen“. Lachsalven gab’s für seine Überlegungen zum geplanten Rathaus in der Sparkasse: Wenn man noch die Eisbahn auf den Kornmarkt lege, könne sich der Stadtrat bei Glühwein aufs Eis wagen und die Heike mit dem Schnorrenberger Brüderschaft trinken...
Haarsträubende Erlebnisse auf einem Kreuzfahrtschiff gab Leon Wiedenhöft zum Besten. Da sei die „Fastnacht in de Hall“ viel schöner, versprach der Elfjährige. Das gab stehende Ovationen.
Große Klasse war Jeanette Casper, die vom Fenster ihrer Gartenzwergidylle die Nachbarn unter die Lupe nahm und hinreißend so manches aus dem Nähkästchen tratschte. Natürlich bekam auch ihr Heinz sein Fett weg: Der kam mit einem Haarwuchsmittel als sie einen Fellmantel wollte. Großartig auch ihre Analyse, dass es in den guten alten Schlagern nur um Sex gehe. Da wolle Jürgen Drews im Kornfeld pimpern und bei Peter Maffays „Es war Sommer“ mache sich eine Pädophile an einen Minderjährigen ran. Mit einer Seenotrettungsübung und Schunkeln bei Seegang nahmen Marius Domann und Katharina Jost dem Auditorium die Seetauglichkeitsprüfung ab. „Gerda und Ilse“ (Julian Gampper und Manfred Bührmann) begeisterten mit Kreuzfahrterlebnissen auf der „Costa Salmonella“. Und mit ihren Erfahrungen beim Onlineshopping von Haushaltsgeräten bei Amorelie „Der Cappuccino-Schäumer funktioniert einwandfrei“ sorgten die beiden für Furore. Kein Auge trocken blieb auch bei den Nohtrottern Olaf Budde und Hans-Peter Lewisch, die von ihren Reisen allerlei herrliche Stickelcher mitgebracht hatten: Von der Heimfahrt mit dem knallroten Gummiboot über die „Thomas Cook“-Pleite bis zum Nacktbaden auf dem Glasdach des Schiffsrestaurants waren reichlich Brüller dabei.
Als finaler Höhepunkt nahmen die Hofsänger ihr Auditorium mit Liedern wie „Es gibt nur Wasser“ oder „Wir halten die Welt an“ mit auf Seereise. Wieder zurück an der Nahe sorgten sie mit allen Aktiven und „Wir sind Gässjer“ für das närrische Sahnehäubchen.