Bosenheimer Lukas Mattioli hat es bei Dieter Bohlens DSDS in den Recall geschafft. Im AZ-Interview erzählt er wie er durch einen Wohnungsbrand zur Musik gefunden hat.
Von Heidi Sturm
Vor acht Jahren kam Lukas Mattioli beim Supertalent sogar ins Halbfinale.
(Foto: TVNOW / Stefan Gregorowius)
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BAD KREUZNACH - Lukas Mattioli hat den gelben Zettel. Er hat es bei „Deutschland sucht den Superstar“ mit seiner gefühlvollen Interpretation von „Safe“ von Nico Santos in die nächste Runde geschafft – den sogenannten Recall. Von der Jury gab es vier Ja-Stimmen, dazu dickes Lob etwa von Pietro Lombardi oder Xavier Naidoo über die „ehrliche Performance“ und die „mega Stimmfarbe“.
Getoppt wurde dies von Pop-Titan Dieter Bohlen, der dem Bad Kreuznacher bereits vor acht Jahren beim „Supertalent“ die „Lizenz zum Singen“ gab und der jetzt dem selbstbewusst und erwachsen aufgetretenen 20-Jährigen das beste Kompliment machte, das dieser je erhalten hat: Er sei ein sehr guter Sänger, habe sich weiterentwickelt und viel in der Stimme, was gut sei. „Es ist geil, wie du mit dem Groove umgehst“, lobte Bohlen.
„Das war schon eine tolle Sache“, war Mattioli beim AZ-Interview immer noch begeistert von diesen Momenten beim Casting im Oktober. Auf Bohlens Beurteilung hatte Mattioli größten Wert gelegt und ihn auch als Joker gewählt, um dem Chef-Juror zu beweisen, dass dieser damals mit der Einschätzung des von Zweifeln geplagten Jugendlichen recht gehabt habe.
Vor acht Jahren kam Lukas Mattioli beim Supertalent sogar ins Halbfinale. Foto: TVNOW / Stefan Gregorowius
Lukas Mattioli in seinem ehemaligen Kinderzimmer – und jetzigem Studio in Bosenheim. Foto: Heidi Sturm
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„Die Stimme ist gereift und hoffentlich vollendet“, unterstrich Mattioli, der in den vergangenen Jahren viel mit Musik, aber auch einige Pausen gemacht hat und dabei etliche Höhen und Tiefen erlebte. Ein Auf und Ab war schon der Beginn seiner musikalischen Laufbahn. Bei einem Wohnungsbrand im Bosenheimer Haus seines Großvaters hatte die Familie alles verloren und deckte sich erst einmal im Diakonie-Martkhaus mit dem Nötigsten ein. Dort sah er eine CD mit dem Earth Song vom Michael Jackson, den der damals Zehnjährige bis dato nur vom Namen her kannte. Mit der Silberscheibe holte er sich auch die Initialzündung nach Hause, der Song ist bis heute sein erklärtes Lieblingslied, ein Bild des Sängers hat er als Tattoo auf dem Unterarm.
MUSIK UND TERMINE
Das Ausstrahlungsdatum des Recalls aus Ischgl, bei dem Lukas Mattioli dabei war, erfolgt am 2. März ab 20.15 Uhr bei RTL. Ob und wie groß der Vortrag des Bad Kreuznachers gezeigt wird, ist allerdings noch offen, weil die Sendung noch nicht fertig produziert ist.
Wer sich für seine Musik interessiert, kann ihm über „Lukas Mattioli“ bei YouTube, Spotify oder iTunes folgen.
Inspiriert davon begann er, mit einem einfachen Handy Musikvideos zu drehen, tanzte etwa mit schwarzem Hut, Glitzerjacke der Schwester und übergezogenen Tennissocken als Gamaschen zu Billy Jean. Auch wenn es ihm für heutige Verhältnisse etwas peinlich ist: Für das Erstlingswerk eines Zehnjährigen ist es richtig gut – einschließlich der Reaktionen: Schon in der ersten Nacht gab es auf YouTube 200 Zugriffe – enorm für einen Steppke auf der gerade vier Jahre alten und noch längst nicht populären Plattform.
Bei Supertalent wollte der immer noch superschüchterne Lukas ein Jahr später als Michael-Jackson-Imitator auftreten, hatte mit Hilfe von Videos auch den Moonwalk und andere Moves einstudiert. Nach dem plötzlichen Tod des King of Pop verzichtete er aber, weil er nicht als Trittbrettfahrer in dem ganzen Hype gelten wollte. Er drehte weiter Videos, in denen er auch sang, hatte eigene Fankanäle, die teils über 400 000 Aufrufe verzeichneten. Wie überall in sozialen Medien gab es aber auch hier eine Reihe von „Hatern“, mit deren vernichtenden Kommentaren der 12-Jährige nicht umgehen konnte. Und so bewarb er sich beim Supertalent, um seine Stimme „ein für alle Mal“ durch ein Jury-Casting bewerten zu lassen.
Bohlens Kommentar kann er heute noch auswendig: „Das war sehr überzeugend. Weil dein Instrument, die Stimme total funktioniert, hebst du dich ab.“ Und so schickte man ihn ins Halbfinale. Das war Balsam für das Selbstbewusstsein, und Mattioli gibt zu, dass er dann doch ein wenig abhob. Mit dem Stimmbruch fiel er aber in ein Loch, weil die Likes von 60 000 auf zuletzt drei oder vier für neue Beiträge sanken. Auftrieb gab ihm eine neue „Super-Kamera“, die ihm seine Mutter schenkte – als Ausgleich dafür, dass er mit seinen Ballerspielen aufhörte. Er drehte Videos für Freunde, fing auch wieder mit eigenen Gesangsbeiträgen an – allerdings in die falsche Richtung: Es passte einfach nicht, beim Rap den Bad Boy zu geben, wenn man gleichzeitig bei der Mutter den Sonntagskuchen isst.
Der angehende Einzelhandelskaufmann hat aber seinen Weg gefunden: Im vorigen Jahr wurde sein komplett selbst produziertes Album „Timeline“ released, als eine Art Lebensgeschichte oder eine „Zukunft, die nach Erinnerung schreit“, wie er es selbst ausdrückt. Dieses Herzensprojekt, das nur durch die Unterstützung eines väterlichen Freunds möglich war, war finanziell sehr aufwändig, sodass er seine neue Single „Xchange“ – in Anlehnung an Jacksons Xscape – nicht pressen ließ, sondern sie nur auf digitalen Musikdiensten anbietet. Und für das Marketing ließ er sich eben noch einmal von Bohlen das Können bescheinigen, hat jetzt eigentlich das erreicht, was er wollte. Und egal wie es weiter geht: Die gelbe Urkunde hängt jetzt im Studio in seinem einstigen Kinderzimmer in der Bosenheimer Wohnung: Dort, wo vor zehn Jahren der schlimme Brand den musikalischen Funken in seinem Leben entzündete ...