Montag,
17.09.2018 - 02:00
3 min
Leckereien, Kunsthandwerk und Informatives beim Bauernmarkt
Von Heidi Sturm

Die Lamas waren der Hingucker bei Groß und Klein. (Foto: Heidi Sturm)
BAD KREUZNACH - Jahrmarkt im September am anderen Ende der Stadt? Fast konnte man diesen Eindruck gewinnen, wenn man auf dem Gelände des Dienstleistungszentrums Rheinhessen-Nahe-Hunsrück das Gedränge an den Ständen oder die zahlreichen interessierten und genussfreudigen Gäste beobachtete. Das hatte tatsächlich schon etwas von „Dippegass“ mit „Schlemmermeile“, wo mit viel Vergnügen der beliebte Dreiklang „Informieren, erleben und wohlfühlen“ angesagt ist.
Dabei toppte sogar ein ganz „simples Angebot“ den Andrang vor den High-Tech-Attraktionen auf der Pfingstwiese. So hatten sich zeitweise an die 100 Leckermäuler in die Warteschlange vor dem Grumbeere-Pannkuche-Stand der Limbacher Landfrauen und Sänger eingereiht. Auch in Zeiten von „Superfood-Hype“ ist offenbar das Altbewährte ganz nach dem Geschmack der Leute. Und die Stammgäste wussten natürlich, wo es diese Schmankerln gab, die man sonst hausgemacht kaum noch findet.
Vier Zentner Kartoffeln hatten die fleißigen Limbacher von Hand geschält und zu den leckeren Reibekuchen verarbeitet. Morgens um sieben hatten sie zudem den großen Latwersch-Kessel angefeuert, aus dem es den köstlichen Aufstrich wie zu Omas Zeiten gab. Aber auch die anderen „ländlichen Leckereien“ fanden reißenden Absatz: von Hunsrücker Klößen oder Spezialitäten vom Wild, Pferd und Lamm über Griebenschmalzbrote, Deftiges aus der Backstube und Süßes vom Tortenbüfett bis zu erntefrischem Obst, Marmeladen, Bränden und vielen anderen kreativen Köstlichkeiten aus der Region.
Dazu gab es reichlich Kunsthandwerk und Selbstgebasteltes, schicke Handarbeiten oder Küchenzubehör, Samen, Stauden und Sträucher, dekorative oder leckere Kürbisse, Schaffelle oder Gestricktes aus wunderbar weicher Babyalpaka-Wolle und auch so manche pfiffige Besonderheit: Da fertigte etwa Carl Rheinländer nach altbäuerlichen Techniken „Hunsricker Mickepletsche“, elastische Fliegenklatschen aus einheimischem Holz und Leder. Motto: Vermeidung von Plastikmüll durch bessere Produkte. Für die Kinder gab es Bastel- und Mitmachangebote, Marionettentheater sowie reichlich „Tierisches“ von der XXL-Kuh als Hüpfburg über Ponyreiten, Streichelziege Mia oder Lamabulle Amico und seinen südamerikanischen Kumpels bis zu einem Tier-Diorama mit heimischen Waldtieren. Da staunten die Knirpse, wie weich sich die präparierten Felle anfühlen und so mancher konnte kaum glauben, dass das keine Kuscheltiere waren, sondern dass Marder, Wildschwein oder Rehkitz tatsächlich einmal „echt“ waren.
PREMIERE 1993
Den Kreuznacher Bauernmarkt gab es öfter, als man denkt. „25. Tag der offenen Tür“ stand zwar auf dem großen Plakat, vor dem Landwirtschaftsdirektor Michael Lipps die zahlreichen Ehrengäste begrüßte. Mit der Premiere 1993 war es allerdings schon der 26. Markt, jetzt stand das Jubiläum „25 Jahre“ an: Eine echte Erfolgsgeschichte – der Markt ist stetig gewachsen und füllt inzwischen fast den ganzen Campus aus.
Zum runden Geburtstag wurde Regina Gerten als Frau der ersten Stunde mit einem Blumenstrauß geehrt. Sie hatte vom ersten Markt an die Veranstaltung bis zu ihrer Rente 20 Jahre lang organisiert. Sie sei von ihrem Chef auf dem Flur angesprochen worden, ob sie sich das vorstellen könne, blickte sie zurück. „Ich habe ja gesagt – und da hatte ich den Salat“, schmunzelte die Organisatorin, die maßgeblich zur Erfolgsgeschichte beigetragen hat. Wie sehr sie stets Glück mit dem Wetter hatte, habe ihr Ehemann am Jubiläumsmorgen nach dem Aufstehen festgestellt: „Regina, es ist Bauernmarkt. Die Sonne scheint.“
Die Beschicker der ersten Stunde hatte man zum kleinen Eröffnungsempfang nicht geladen: Sie wurden aber mit einer Flasche Sekt und einem „Von Anfang an dabei“-Schild auf dem Platz geehrt. „Das war damals viel Arbeit“, erinnert sich Heidi Rabold vom Bienengarten, der einer von vier Betrieben ist, die seit 1993 dabei sind. Auch Eyers Körnertruhe aus Weinsheim zählt dazu.
Noch längst keine 25 Jahre alt waren die Jungs und Mädchen von der Jugendfeuerwehr, die sich aber „wie die Großen“ schon sehr nützlich machten: Sie halfen als junge Einweiser bei der nicht einfachen Parkplatzregelung durch die Feuerwehr und leiteten die Autos in guter Absprache jeweils zum nächsten freien Stellplatz.
Zum runden Geburtstag wurde Regina Gerten als Frau der ersten Stunde mit einem Blumenstrauß geehrt. Sie hatte vom ersten Markt an die Veranstaltung bis zu ihrer Rente 20 Jahre lang organisiert. Sie sei von ihrem Chef auf dem Flur angesprochen worden, ob sie sich das vorstellen könne, blickte sie zurück. „Ich habe ja gesagt – und da hatte ich den Salat“, schmunzelte die Organisatorin, die maßgeblich zur Erfolgsgeschichte beigetragen hat. Wie sehr sie stets Glück mit dem Wetter hatte, habe ihr Ehemann am Jubiläumsmorgen nach dem Aufstehen festgestellt: „Regina, es ist Bauernmarkt. Die Sonne scheint.“
Die Beschicker der ersten Stunde hatte man zum kleinen Eröffnungsempfang nicht geladen: Sie wurden aber mit einer Flasche Sekt und einem „Von Anfang an dabei“-Schild auf dem Platz geehrt. „Das war damals viel Arbeit“, erinnert sich Heidi Rabold vom Bienengarten, der einer von vier Betrieben ist, die seit 1993 dabei sind. Auch Eyers Körnertruhe aus Weinsheim zählt dazu.
Noch längst keine 25 Jahre alt waren die Jungs und Mädchen von der Jugendfeuerwehr, die sich aber „wie die Großen“ schon sehr nützlich machten: Sie halfen als junge Einweiser bei der nicht einfachen Parkplatzregelung durch die Feuerwehr und leiteten die Autos in guter Absprache jeweils zum nächsten freien Stellplatz.
Beim „Fest der Innovation und Tradition“ gab das Dienstleistungszentrum Einblicke in die vielfältige Arbeit der fünf Abteilungen, zeigte etwa Schülerprojekte „Olivenöl aus Kreta“ oder „Tafeltrauben“ , informierte über Bierbrauen, Bildungswege oder Messtechnologien. Im Keller des Staatsweinguts wurde mit reichlich Majestäten der neue Königinnenwein verkostet.
Landwirtschaftsminister lobt örtliche Erzeuger
Der große Andrang und das herrliche Spätsommerwetter bildeten den passenden Rahmen für ein Doppeljubiläum mit 25 Jahre Bauernmarkt und 10 Jahre Regionalmarke SooNahe. Zum Vierteljahrhundert hatte Landwirtschaftsminister Dr. Volker Wissing die Schirmherrschaft übernommen und sparte nicht mit Lob für die örtlichen Erzeuger, die zunehmend auch Vermarkter sind: Dies sei ein wichtiger Beitrag, um dem Kunden die hohe Qualität zu zeigen, was im anonymen Supermarkt nicht möglich sei. Als Tourismusminister freute ihn vor allem, dass man damit auch die Region sichtbar mache. Denn wenn man im Urlaub die gleichen Produkte finde wie zu Hause, habe man nicht den Eindruck, an einem besonderen Ort zu sein. Die Regionalvermarkter leisteten somit einen wichtigen Beitrag zum Wunsch der Gäste nach Individualität. Wichtig ist für Wissing auch der Blick über den Tellerrand: Denn bei aller Wahrung der Tradition müsse man offen sein für die technologische Weiterentwicklung. Themen wie künstliche Intelligenz drängten immer mehr auch in kleinteilige Strukturen. Da sei es gut, dass das Dienstleistungszentrum dazu beitrage, dass die Betriebe mit maßgeschneiderten Lösungen darauf vorbereitet seien.
Die Möglichkeiten der Digitalisierung in der Landwirtschaft konnten die Gäste und Ehrengäste bei einer selbst fahrenden Raupe im Weinberg erleben oder Drohnen, die Sensordaten für künftige Planungen aufnehmen. Die Vision: Diverse Pflegearbeiten sollen autonom ausgeführt werden. „Irgendwann schickt man die Raupe aufs Feld und sagt ihr: Wenn du fertig bist, kommst du wieder heim“, sagte Wissing schmunzelnd.