Denis Wittberg im Duett mit Carla Holzapfel. „Hallo süße Frau“, hieß es beim Geburtstagskonzert im Bad Kreuznacher Haus des Gastes.
(Foto: Frank Gottschald)
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BAD KREUZNACH - Wer einmal einen Sänger mit schnarrender Stimme, rollendem „R“ und reglosem Gesicht beim Vortrag erleben wollte, der war beim Jubiläumskonzert der Mainzer Schellack-Solisten im Haus des Gastes genau richtig. Denis Wittberg führte als Frontsänger dieser Kapelle, wie sie in den Tanzpalästen und Varietés der Weimarer Republik überall zu finden war, solch eine Gesangsart vor. Was er mit linkischen Bewegungen vornehm zurückhielt, glichen seine acht Musiker und Geigerin Clara Holzapfel mit lustigen Aktionen und Mienenspiel aus. Wie das die Chanson-Schreiber Friedrich Holländer, Otto Reuter oder Peter Kreuder damals wollten. Die Schellack-Solisten aus unserer Landeshauptstadt halten diese einzigartige Musikepoche der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts mit ihren frivolen Schlagern lebendig. 15 Jahre besteht dieses Ensemble schon. „Hallo süße Frau“ hieß das Geburtstagsprogramm, das sie nun auch in Bad Kreuznach vorstellten.
Einer der lustigsten Texte steckte in dem Couplet „Mein Bruder macht im Tonfilm die Geräusche“. Während Denis Wittberg mit versteinerter Miene herunterschnarrte, was der Bruder für absonderliche Töne produziert, führten die Musiker ausgelassen die Rasseln, Pfeifen und Zündplättchen-Pistolen vor. Großer Beifall und viel Gelächter im Publikum. Ähnlich beim „Tangomaxe“, „Ich küsse Ihre Hand, Madame“ oder „Mein kleiner grüner Kaktus“. Denis Wittberg sang auch zwei Duetts mit Geigerin Clara Holzapfel und tanzte mit ihr weltvergessen zu swingenden Melodien. Ein perfekter Bläsersatz, dazu Kontrabass, Schlagzeug, Klavier und Geige – das erzeugte Musik, zu der man am liebsten selbst getanzt hätte.
Es ist ein Verdienst von Frontsänger Denis Wittberg und seiner Musiker, auch Schlager der Neuen Deutschen Welle der frühen 80er Jahre im Stile der Couplets von einst darzubieten. So „Skandal im Sperrbezirk“, „Das Model“ oder Falcos „Der Kommissar“.
Am Schluss erklang „Schlafen geht das kleine Saxophon“. Das taten dann auch das große, der Kontrabass, die Geige, die Trommel, das Klavier und der Sänger selbst. Drei Zugaben erklatschte das Publikum, so sehr hatten ihm die Schlager von vor 90 Jahren gefallen.