Gelungenes Barockkonzert in der Bad Kreuznacher Pauluskirche
Von Frank Gottschald
Die Sänger der Pauluskantorei lauschten andächtig Larissa Botos (rechts), begleitet von Cassio Caponi (im Hintergrund). Foto: Frank Gottschald
( Foto: Frank Gottschald)
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BAD KREUZNACH - In der Pauluskirche zog für einen Tag ein Hauch jener musikalischen Pracht ein, wie sie sich in der Zeit absolutistischer Herrscher wie Ludwig XIV., Friedrich der Große oder König Georg I. von Großbritannien im Übermaß entfaltete. Als Komponisten wie Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, Georg Philipp Telemann oder Antonio Vivaldi Perlen der Tonkunst für Prunk und Pomp am Hofe aufs Notenpapier zauberten. Kantorin Cindy Rinck hat ein Gespür dafür, was die Musikfreunde an der Nahe gern hören und dazu ein phänomenales Wissen über Barockliteratur. So hatte sie mitten im Frühling ein Konzert vorbereitet, das beschwingte, weil es Schlager der klassischen Musik erklingen ließ.
Musiker muss seltene Sopranblockflöte bestellen
Es begann mit der Kantate „Ihr werdet weinen und heulen“ BWV 103 von Johann Sebastian Bach. Und mit dem großen Auftritt des italienischen Flötisten des Ensembles „Colorito“, Cassio Caponi. Bach forderte für die Aufführung dieses Werkes eine Sopranblockflöte in D. Für dieses Instrument sind nur sehr wenige Kompositionen geschrieben worden. So ist es heute kaum vorhanden. Um in der Pauluskirche diese Kirchenkantate original wie einst erklingen zu lassen, bestellte der Musiker bei seinem Flötenbauer extra eine solche Sopranblockflöte. Es wurde ein Genuss, dieses Instrument mit dem Chor der Pauluskantorei und dem Bassisten Florian Küppers in Teil I zu hören. Mit dem Höhepunkt in Teil III bei der Arie „Kein Arzt ist außer dir zu finden“ der Sängerin mit der wunderbaren Altstimme, Larissa Botos, als sie mit dieser besonderen Flöte im Zwiegespräch war. Das zahlreiche Publikum verfolgte mit angehaltenem Atem dieses „Flehen eines hoffenden Herzens“. Sonderbeifall für Larissa Botos und Cassio Caponi war der Dank.
Nach der Instrumentalkomposition „Der Frühling“ von Antonio Vivaldi (Infokasten) erklang eine weitere barocke Kantate, diesmal von Telemann. „Singet dem Herrn ein neues Lied“ nach Psalm 96. Danach kam bei Vivaldis Gloria in D der große Auftritt des Chores mit festlichem Gesang vom „Gloria in excelsis deo“ bis zum finalen „Cum Sancto Spiritu“. Dazu Solopassagen von Sopranistin Sonja Grevenbrock im Duett mit der Oboe und Altistin Larissa Botos gemeinsam mit dem Cello. Im Teil III sangen die Sopranistinnen Sonja Grevenbrock und Marina Herrmann ein gemeinsames „Laudamus te“. Der Tenor Jonas Boy hatte bei Bach und Telemann seine Stimme erklingen lassen.
VOGELGEZWITSCHER
Was die Spitzengeiger aus Frankfurt, Darmstadt und Karlsruhe als „Ensemble Colorito“ in der Pauluskirche an Frühlingsgefühlen aus ihren Streichinstrumenten hervorzauberten, war erstaunlich. Bei Antonio Vivaldis „Der Frühling“ aus der Suite „Vier Jahreszeiten“ geigten die neun Musikerinnen das Zwitschern der Vögel herbei, den sanften Schlaf der Hirten, das Bellen der Hunde (auf der Bratsche) und das Säuseln der Bäche. Das kleine Ensemble wurde an der Frankfurter Musikhochschule gegründet, um die sprühende Lebendigkeit der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts in die Konzertsäle zu bringen. In der Pauluskirche gelang ihnen das mit virtuosem Spiel auf den Violinen.
Virtuose Barockmusik von Kapelle, Chor und Solisten dargeboten, mit Gefühl und Temperament dirigiert von Cindy Rinck. Dieses Kantoreikonzert überzeugte das Publikum. Am langen Schlussbeifall war es abzulesen.