Für in Bad Kreuznach geborenen Juden Stolperstein verlegt
Werner Strauß wurde im Alter von 15 Jahren im Konzentrationslager Auschwitz von den Nationalsozialisten ermordet. Nun wurde in Illingen eine Gedenktafel mit seinem Namen verlegt.
In der Illinger Hauptstraße war einst das Kaufhaus Moritz Lazar. In den Bürgersteig vor dem Haus wurden sieben Stolpersteine für die Opfer des Nationalsozialismus verlegt, einer davon ist für den Bad Kreuznacher Werner Strauß.
(Foto: Gemeinde Illingen)
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BAD KREUZNACH - (red). „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, heißt es im Talmud, einem der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums. Seit dem Juli vergangenen Jahres steht auf der Mühlenteichbrücke eine Stele aus schwarz poliertem Granit, in den die Namen von 226 jüdischen Mitbürgern, die Opfer des Nationalsozialismus wurden, eingraviert sind. An Werner Strauß, einer von ihnen, erinnert außerdem ein „Stolperstein“, der kürzlich in einer feierlichen Zeremonie in der saarländischen Gemeinde Illingen verlegt wurde.
Werner Strauß wurde nur 15 Jahre alt. Am 24. Oktober 1928 kam er in Bad Kreuznach zur Welt. Am 3. Februar 1944 ermordeten ihn die Nationalsozialisten im Konzentrationslager Auschwitz. Bei ihrer Emigration nach Nyons in Südfrankreich hatte das Ehepaar Lazar, das mit seinen drei Kindern in Illingen lebte, ihren Neffen Werner mitgenommen. Dort ereignete sich dann am 20. Januar 1944 die Tragödie. Ludwig Lazar glaubte, dass nur ihm die Verhaftung drohte und versteckte sich im Kleiderschrank. Er wurde nicht gefunden, dafür aber seine ganze Familie, die deportiert und umgebracht wurde. Ludwig Lazar suchte noch lange nach dem Krieg nach seinen Angehörigen und starb im Alter von 60 Jahren – an gebrochenem Herzen, wie viele annehmen.
„So ein schweres Schicksal berührt noch heute“, sagt Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer, die zur feierlichen Verlegung der Stolpersteine eingeladen war, aber wegen anderer terminlicher Verpflichtungen nicht teilnehmen konnte. Auch in Bad Kreuznach wird immer wieder der Wunsch geäußert, „Stolpersteine“ dort zu verlegen, wo jüdische Bürger lebten und deportiert wurden. Meist sind es Nachfahren, die diese Aktionen initiieren. In Illingen waren es die Brüder Max und Gerard Michel, deren Großmutter die Schwester von Ludwig Lazar war.
Die Verlegung von Stolpersteinen an den Orten, an denen NS-Oper selbst gewählt zuletzt lebten, ist ein Projekt des Künstlers Günter Demnig. Mittlerweile liegen in 1265 Kommunen Deutschlands und in 21 Ländern Europas diese Gedenktafeln aus Messing in Bürgersteigen.
In Bad Kreuznach wurde unter der Federführung von Kaster-Meurer die Arbeitsgemeinschaft „Erinnerungskultur“ ins Leben gerufen. Ihr gehören Vertreter von Bad Kreuznacher Schulen, der katholischen und evangelischen Kirche, der jüdischen Gemeinde, der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, der muslimischen Gemeinden Ditib und Ahmadiyya sowie der Stadtverwaltung an. Das Interesse der Schulen an der Erinnerungsarbeit ist sehr groß. Für das kommende Jahr sind bereits einige Projekte geplant.
Darüber ist die Oberbürgermeisterin sehr erfreut: „Unser Ziel ist es, möglichst viele junge Menschen für das Thema zu interessieren und für eine Mitarbeit am Gedenken der Opfer von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu gewinnen.“