Erstes Kulturwochenende im Huttental in Bad Münster am Stein-Ebernburg mit vielfältigem Angebot
Von Beate Vogt-Gladigau
Mit ihren Rock- und Poptiteln heizte die Band „Desaster“ auf der neuen „Bank-Bühne“ dem Publikum kräftig ein. Foto: Beate Vogt-Gladigau
( Foto: Beate Vogt-Gladigau)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
BAD MÜNSTER AM STEIN-EBERNBURG - Es war angerichtet: Nostalgie, Geschichte, Mitmachangebote, Wort- und Musikbeiträge sowie ein idyllischer Ort zu Füßen des Rheingrafensteins waren die Zutaten für das erste Kulturwochenende unter dem Motto „Kunst. Kultur. Natur – Das Huttental lebt“. Der gleichnamige Freundeskreis um Peter Dill hatte mit 18 Akteuren eine dreitägige facettenreiche Plattform serviert, die allerdings unter dem drückenden Wetter und den gewittrigen Vorhersagen litt und den Erlebnishunger von Besuchern etwas dämpfte. Trotzdem: Fährmann Hajo Gellweiler musste pausenlos den Kahn von Ufer zu Ufer ziehen. Aber aufgrund des großen Angebotes und der verschiedenen Schauplätze „verliefen“ sich die Besucher etwas.
Einst beliebte Ausflugsstätte für Familien
Einer der „Stars“ beim Event im sagenumwobenen Huttental und auf der gegenüber liegenden Kurpromenade war zweifellos der Märchenhain, und man war sich nicht sicher: Wer war mehr begeistert – die Kinder oder diejenigen, die einmal Kinder waren? Sehnsüchtig schwärmten Ältere von der Zeit, als der Sonntagsausflug in den Märchenhain ein Highlight war. Den märchenhaften Platz legte 1928 der damalige Restaurantpächter August Ott an, um den Gaststättenbetrieb noch betriebsamer zu machen, erklärte Peter Dill bei seinen Führungen durch den Hain mit Motivhäuschen und alten Bäumen. An jedem der Themenhäuschen von Hänsel und Gretel, Aschenputtel und Co. verstand er es, die Märchen wieder lebendig werden zu lassen. Aber auch unabhängig von den Führungen und Märchenstunden war reges Interesse an dieser einst so beliebten Ausflugsstätte für Familien, die vor fast genau 40 Jahren durch ein Unwetter verwüstet und deren Figuren 1998 beim Brand des Restaurants platzten.
Ein Arbeitskreis hatte sich darum bemüht, den Hain mühselig wieder aufzubauen – und tut es noch immer. Mit alten Bildern erinnerte Archivar Karl-Ernst Laubenstein an die Blütezeit im Huttental und im Märchenhain. Sansirai Lind hatte dafür alte Rahmen spendiert.
Mit ihren Rock- und Poptiteln heizte die Band „Desaster“ auf der neuen „Bank-Bühne“ dem Publikum kräftig ein. Foto: Beate Vogt-Gladigau Foto: Beate Vogt-Gladigau
Das Ensemble des Kehrebacher Knüppchenthheaters steht in den Startlöchern, um mit Handpuppen das Stück vom „Suppenstein“ in Szene zu setzen. Foto: Beate Vogt-Gladigau Foto: Beate Vogt-Gladigau
Der Märchenhain war eine begehrte Adresse beim Kulturwochenende. Foto: Beate Vogt-Gladigau Foto: Beate Vogt-Gladigau
3
Prädestiniert, die Historie des Huttentals und der Fähre in die Gegenwart zu holen, war Geschichtenerzähler Chnutz vom Hopfen, der einen Bogen zur Ära, als die Römer durch das Tal tobten über Grenzschmuggeleien zwischen Preußen und Bayern bis in die jüngere Epoche schlug. Zu dem vielfältigen Programm gehörten außerdem Lesungen wie die von Wolfgang Wobeto und Stefanie Kleidt, die durch Anekdoten über Menschen die Stimmung im Jahr 1913 in Szene setzten – ein Jahr vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs.
Musikalische Intermezzi zwischen den heiteren und ernsten Texten lieferte das Gitarrenduo Schnurbusch & Wagner mit Jazz-Standards und Pop. Mit diesem Auftritt wurde auf der außergewöhnlichen Sitzbank-Bühne (AZ berichtete) gleichzeitig Premiere gefeiert.
BILANZ
Die Planungen für das Kulturwochenende starteten vor drei Monaten. Es folgten viele regelmäßige Treffen der Akteure.
Ein Kulturwochenende im Huttental in diesem Umfang ging zum ersten Mal über die Bühne. Das Konzept soll überarbeitet werden, kündigte Peter Dill, Vorsitzender des veranstaltenden Förderkreises „Das Huttental lebt“, an. Dazu gehört unter anderem, dass der Ablauf auf den Plakaten veröffentlicht und nicht nur auf Internetadressen hingewiesen wird. Was die Besucherzahlen betrifft, gebe es noch Luft nach oben.
Eine Lesung am anderen Naheufer hielten fünf Mitglieder der Autorengruppe „Eulenfeder“ auf ungewohnter Bühne, nämlich auf einer Draisine. „Mit allen Wassern“ lautete die Überschrift, die die Autoren Doris Gries, Dietmar Weigel, Gabriele Brassard, Marita Heinrich und Angela Sohler de Vos in übertragenem Sinn, wortwörtlich, witzig oder auch nachdenklich stimmend textlich gestalteten.
Puppentheater und Barfußpfad
Mit ihrem Stück „Suppenstein“, das es auf der ganzen Welt in zahlreichen Variationen gibt, und in dem es um Gemeinschaft geht, zog das Kehrebacher Knüppchentheater die Aufmerksamkeit auf sich. Während die Mosaik-Aktion mit Hajo Gellweiler und Kursleiter (Kunstwerkstatt) Eckard Burk, um mit Kieselsteinen auf dem Zement-Plateau im Huttental eine XXL-Schlange zu formen, unter dem prallen Sonnenschein litt, konnte Stadtteilkoordinatorin Marlene Jänsch von der Begegnungsstätte Vielfalt ihren Barfußpfad und Spiele für die jungen Besucher im Schatten auf der Wiese an der Kurpromenade aufbauen.
Besonders jüngeres Publikum fühlte sich von der Band „Desaster“ (der Name war nicht Programm!) angezogen. Die jungen Musiker der Rock-Pop-Werkstatt Bad Kreuznach spielten mit Elan und Rhythmusgefühl Rock-, Pop- und Funktitel – unter anderem „Dance With Somebody“ von Mando Diao oder „Schüsse in die Luft“ von Kraftklub. Musikalisch war auch Kurmusiker Dinko Ivanov mit seiner Geige und schwungvollen Melodien unterwegs. Auch der „Kleine Chor Ebernburg“ gab eindrucksvolle Kostproben seines Könnens.