Landrätin Bettina Dickes bringt diese Idee in die Diskussion rund um die finanzielle Absicherung der Anlage und des Angebots des Bad Kreuznacher Fördervereins „Bastgässjer“ ein.
Von Isabel Mittler
Lokalredakteurin Bad Kreuznach
Landrätin Bettina Dickes (li.) besuchte den Vorstand der Bastgässjer auf dem Bauwagenplatz und bot ihre Unterstützung für den Förderverein an. Sie nimmt Kontakt zum rheinland-pfälzischen Sozialministerium auf, um herauszufinden, ob ein neues Wohn-Modellprojekt die Lösung der Finanzierung sein kann.
(Foto: Isabel Mittler)
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BAD KREUZNACH - Eine zufriedenstellende Lösung, den Bauwagenplatz an der Badenheimer Straße auch weiter unterhalten zu können, liegt möglicherweise in einem entsprechend zugeschnittenen Modellprojekt des Landes. Mit dieser neuen Idee überraschte Landrätin Bettina Dickes (CDU) positiv die Vertreter des Fördervereins Bastgässjer, allen voran Vorsitzenden Hans Oehler und die Vorstandsmitglieder Dieter Heyes und Sylvia Heilmann sowie Gabriela Clemens, die den Tagesaufenthalt leitet.
Beim Besuch auf der Anlage machte Dickes deutlich, dass aktuell weder der Kreis noch die Stadt für die Deckung des vom Verein aufgeführten finanziellen Aufwandes aufkommen können. Denn der Bauwagenplatz lässt sich nicht wie beispielsweise die Ermitage (Wohnungslosenhilfe der Kreuznacher Diakonie) einordnen. Ein Modellprojekt könnte aber die ganz besonderen Bedürfnisse des Klientels auf der Anlage berücksichtigen, die eben einen großen Freiraum bräuchten. Dies zu ermöglichen sei auch unter dem Aspekt „Teilhabe in der Gesellschaft“ zu sehen. „Jeder Mensch ist anders, wer hier wohnt, der lebt so und will nicht eingepfercht sein.“
Seit Wochen macht Oehler auf die Probleme rund um den Bauwagenplatz und seine Bewohner aufmerksam. Erarbeitet hatte er bereits für den Besuch von MdB Joe Weingarten (SPD) Mitte Mai ein umfangreiches Dossier über das Konzept des Platzes und die anfallenden Kosten. Laut dieser Aufstellung muss der Verein 1528 Euro monatlich an Kosten aufbringen, um den Betrieb sicherzustellen. Bei einer durchschnittlichen Belegung von zehn zahlenden Bewohnern wären das monatlich etwa 150 Euro Kosten pro Person. Angerechnet werden von der Stadt aktuell 73 Euro monatlich pro Bewohner.
„Bei diesen Platzkosten handelt es sich schlicht um einen Mietbetrag und die üblichen Nebenkosten“, hob Oehler auch gegenüber der Landrätin hervor. Zudem zahle das Sozialamt für einen Bauwagenplatznutzer, der zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen in einer Wohnung untergebracht werden müsse, ohne weiteres 400 Euro für ein Zimmer mit Küchen- und Bad-Benutzung. Im vergangenen Jahr traf dies auf sechs Personen zu, berichtete der Vorstand des Fördervereins.
All dies sei zwar richtig, aber nicht vergleichbar, mache Bettina Dickes nochmal deutlich. Der Stadt und ihrem Sozialamt könne hier auch kein Vorwurf oder Fehlverhalten vorgeworfen werden, hob die Landrätin hervor. Allerdings könne die Finanzierung auch nicht allein das Problem der Stadt sein. Wohnungslose Menschen kommen auch aus der Region in die Kreisstadt.
Schon der Blick auf ein Heizofenrohr, das aus einem der Wohnwägen hoch hinausragt, sei in einer Unterbringung für obdachlose Menschen unvorstellbar. Deshalb müssten hier andere Maßstäbe angesetzt werden, um auch dem Freiheitsdrang des betreffenden Personenkreises und dem Wunsch nach einer anderen Form des Wohnens gerecht werden zu können. Die Landrätin ließ wie auch die Vertreter der Stadt, die bei den Gesprächen mit dem rheinland-pfälzischen Sozialministerium auf jeden Fall mit eingebunden werden soll, keine Zweifel daran, wie wichtig und wertvoll die Arbeit der Bastgässjer und das Angebot des Bauwagenplatzes sei. Die Forderungen des Vereins seien menschlich nachvollziehbar, aus Sicht der Behörde gebe es im Moment aber keine Rechtsgrundlage für eine weitergehende Finanzierung des Angebotes, das in Bad Kreuznach seit fast zehn Jahren besteht. „Recht haben und Rechte haben“ unter einen Hut zu bringen, das ist derzeit die Herausforderung. Oehler will sich auf jeden Fall nicht länger als Bittsteller nach einem „Trinkgeld“ fühlen und verwies auf seinen beruflichen Hintergrund als Sozialarbeiter, den er hier ehrenamtlich einbringt. Man offeriere hier ein soziales Angebot und nehme eine öffentliche Aufgabe wahr. Landrätin Dickes kündigte an, nun Gespräche aufzunehmen. Ein Modellprojekt könnte unter dem Ansatz „stationäre Einrichtung auf Rädern“ durchgeführt werden, hoffen nun auch die Vertreter des Fördervereins.
Bei den beiden Ortsterminen mit Weingarten beziehungsweise Dickes wurde auch das Problem des hohen Müllaufkommens und der damit verbundenden Entsorgungskosten angesprochen. Der Platz hatte nach Weihnachten einen „Frühlingsputz“ erhalten und liegt aufgeräumt dar. Der Förderverein Bastgässjer möchte ihm zugedachte Spenden künftig in neue Angebote stecken: Geplant ist, Wohnraum für obdachlose Menschen in Altbauten zu schaffen, die man erwerben und renovieren möchte. „Jetzt müssen wir zunächst eine Lösung zur Deckung der Betriebskosten des Bauwagenplatzes finden“, hob Dieter Heyes hervor.