Eine neue Stele würdigt die Spender, die die Arbeit des Tierheims unterstützen. Einen Einblick in just diese Arbeit bot das Sommerfest, das wieder auf große Resonanz stieß.
Von Heidi Sturm
Tierheimleiter Christoph Martini (l.) mit Hund Berry und dem Vorsitzenden des Tierschutzvereins, Frank Höhner, an der neuen „Danke-Stele“, die die Firma Bussmer und Orben gestiftet und aufgestellt hat.
(Foto: Heidi Sturm)
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BAD KREUZNACH - Lange Parkreihen in der Rheingrafenstraße auf dem Kuhberg, Schlangen vor dem Kuchenbüfett und am Grillstand, reger Betrieb in den Boxengassen und Gedränge bei den Flohmarktbesuchern, die sich auf der Galerie an den ehemaligen Hundeboxen bei der Suche nach Schnäppchen teils mächtig bückten und streckten: Passend zu Urlaubswochen und Tierbabyzeit herrschte auch beim Wochenende der offenen Tür im Tierheim auf dem Kuhberg der „ganz normale Wahnsinn“. Dazu passte auch, dass jemand tags zuvor Ratten im Käfig vor die Tür gestellt hatte und ein anderer offenbar neugierig den Käfig geöffnet hatte. Da mussten die zahlreichen Helfer des ganz intensiven Wochenendes nicht nur eine erschreckte Besucherin überzeugen, dass hier keine Rattenplage herrsche, sondern dass das vorbeigehuschte Tier eine Hausratte war. „Die Tiere haben sich jetzt ins Gebüsch verzogen und müssen jetzt mühevoll mit Lebendfallen eingefangen werden“, ergänzte Tierheimleiter Christoph Martini verärgert über die rücksichtslosen Besitzer, die sich ihrer überdrüssig gewordenen Tiere derart entledigt hatten.
Insgesamt waren die Helfer aber höchst angetan von der riesigen Resonanz – auch wenn sie kaum Zeit zum Luftholen hatten, sich vor lauter Nachfragen den Toilettengang verkneifen oder im Käfig mit den zahlreichen Tombolagewinnen „ewig“ auf eine stärkende Currywurst warten mussten: „Der Besuch zeigt uns, dass sich die Kreuznacher mit dem Tierheim identifizieren“, freute sich Doris Prinz nicht nur über die vielen Backkünstlerinnen mit ihren Kuchenspenden, sondern auch über die viele Stammgäste, die oft mit einstigen Tierheimsinsassen einfach zum „Hallo sagen“ vorbei kamen und in der gepflegten Anlage einen schönen Nachmittag verlebten. Zu den regelmäßigen Besuchern zählt auch eine Dame, die jedes Jahr mit einem Kuchen kommt und einen schönen Gruß von ihrer inzwischen 19 Jahre alten Katze ausrichtet, die sie einst aus dem Tierheim geholt hatte.
Stolz war Tierschutzvereinsvorsitzender Dr. Frank Höhner über eine gerade von der Firma Bussmer und Orben gestiftete Stele, auf der ganz besondere Spender namentlich genannt werden. „So können wir uns für alle Besucher sichtbar bei diesen außergewöhnlichen Gönnern bedanken, die uns etwa einen Teil ihres Erbes hinterlassen oder auch schon zu Lebzeiten großzügig unterstützen“, erläuterte der Vereinsvorsitzende und zeigte, dass noch reichlich Platz für weitere Spender ist. Der Tierschutzverein ist zum Erhalt des Tierheims auf Spenden angewiesen, weil er als „Fundbüro für Tiere“ mit den Geldern der Gemeinden nicht kostendeckend arbeiten und die Einrichtung zum Wohl der Tiere auf einem guten Stand halten könnte. „Allen Erblassern unseren herzlichen Dank, sie sichern unser finanzielles Überleben“, betonte er in der Jahreshauptversammlung am Vorabend des offenen Wochenendes. Dort konnte er auch von neuen Anschaffungen berichten, etwa einer Hundedusche, bei der man mit in die Haut eingebrachten Medikamenten die zunehmenden Hauterkrankungen intensiv behandeln kann. Das nicht mehr wirtschaftliche und defekte Kühlhaus wurde durch eine neue energiesparende Kühltruhe ersetzt. Ein Problem sind nach wie vor alte und kranke Tiere, die durch Medikamente oder Operationen die Kosten in die Höhe treiben: „Oft liegt der Verdacht nahe, dass man diese Tiere unter einem Vorwand abschiebt, wenn man eine teure Diagnose erhält“, seufzte Höhner. Sorgen machen ihm auch die Katzen mit FIV und Leukose, die oft gestresst auf die isolierte Haltung reagieren.
ZAHLEN & FAKTEN
Fast 500 Hunde, Katzen und Nager wurden im Jahr 2018 aufgenommen. Die Hälfte waren Fundtiere, von denen 100 wieder an ihre Besitzer zurückgegeben werden konnten. Das zeigt aber auch, dass es 150 Tierbesitzern offenbar egal war, wo ihre Vierbeiner abgeblieben waren.
Zusätzlich kümmerte man sich in Zusammenarbeit mit der Wildtierpflegestation in Kirchwald um etwa 100 Wildvögel und Wildtiere.
Ein ganz dickes Dankeschön für ihr beispielhaftes Lebenswerk gab es für die Eheleute Prinz, die rund 35 Jahre mit viel Herzblut die Leitung des Tierheims hatten und ihm diese hervorragende Ausrichtung gegeben hatten. Hagen Prinz ist seit November im Ruhestand, aber weiterhin im Minijob mit großem Engagement aktiv. Doris Prinz als Büro- und Katzenpflegeleiterin wird zum November in den Ruhestand treten. Nachfolgerin Sarah Fried wird ab Juli in ihre neuen Aufgaben eingeführt. Ein besonderer Dank gebührte auch Claudia Erbach für ihre ehrenamtliche Arbeit im Vorstand.