Bad Kreuznach: Konzertgesellschaft und Kammerphilharmonie Europa führen Mendelssohn Bartholdys Werk Paulus auf
Von Frank Gottschald
Unter Leitung von Stefan Wasser führte der Chor der Konzertgesellschaft „Paulus“ von Felix Mendelssohn Bartholdy auf. Foto: Frank Gottschald
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BAD KREUZNACH - Die nahezu 100 Sängerinnen und Sänger der hiesigen Konzertgesellschaft, unterstützt von Damen und Herren des Nordpfälzer Oratorienchores, waren nicht zu beneiden. Nach einer mehrstündigen letzten Probe am sonntäglichen Nachmittag standen sie am Abend zweieinhalb Stunden auf der Altarfläche der Pauluskirche und sangen das monumentale Paulus-Oratorium von Felix Mendelssohn Bartholdy. Der Musiker und Dirigent Stefan Wasser aus Kirchheimbolanden führte den Chor, die Instrumentalisten der Kammerphilharmonie Europa aus Köln und drei exzellente Solosänger sicher und mit Leidenschaft durch die 150 Minuten Gesang und Spiel.
Vom Christenverfolger zum Apostel
Die Bad Kreuznacher und Nordpfälzer Sängerinnen und Sänger jeden Alters hatten 20 Chöre unterschiedlicher Art zu singen und taten das bravourös. Stefan Wasser holte das Optimale aus dem gesamten Ensemble heraus. Manchen der vielen Zuhörer im Parkett und auf der Empore könnte es mitunter etwas zu laut zugegangen sein. Aber es klang eben alles perfekt bei dieser romantischen Musik von Mendelssohn Bartholdy.
Das Oratorium besingt die sprichwörtliche Wandlung des Saulus zum Paulus, also vom Christenverfolger zum Apostel im Auftrage Jesu, den Hohepriester und Heiden als Ketzer verschreien. Es war ein Genuss, die gefühlsbetonten Melodien des Chores und alle Klangmöglichkeiten ausschöpfenden Instrumentationen für das Orchester zu hören. Barocke Formstrenge und romantische Gefühlswärme vereinigen sich in diesem Werk, das der Cäcilienverein Frankfurt 1831 in Auftrag gegeben und das Pfingsten 1836 beim Niederrheinischen Musikfest in Düsseldorf uraufgeführt worden war. Ein Jahr später hatte der 28-jährige Felix die „süße weibliche Erscheinung“ Cécilie Charlotte Sophie Jeanrenaud geheiratet. Das Paar war auf seiner Hochzeitsreise auch in Kreuznach gewesen. Genau 180 Jahre später wurde also sein Paulus-Oratorium hier aufgeführt. Zu Lebzeiten soll es seine beliebteste und erfolgreichste Komposition gewesen sein.
PROBEN
Die etwa 80 Sängerinnen und Sänger des Chores der Konzertgesellschaft Bad Kreuznach proben jeden Dienstag von 19.45 Uhr bis 21.30 Uhr in der Aula der Hofgartenschule in der Hofgartenstr. 14. Jeder ist herzlich willkommen. Vorsingen ist keine Pflicht. Notenkenntnisse sind erwünscht, aber keine Bedingung.
Viel zu singen hatten auch die Solisten, die Kanadierin Vanessa Lanch (Sopran), der Dresdener Johannes Grau (Tenor) und der Chinese Chao Deng (Bass) als Paulus. Wobei die klare, helle Stimme von Johannes Grau hervorstach. Wen wundert`s, war er doch vor 20 Jahren Mitglied des weltberühmten Thomanerchores in Leipzig. Er sang die meisten Rezitative, die Erzählungen über den Werdegang des Paulus, lieh aber auch Jesus seine Stimme in einer innigen Kavatine. Die 100 Sängerinnen und Sänger ließen ihre Stimme nicht nur beim Eingangschor kräftig erschallen, sondern auch noch viel später beim Schlusschor „Lobe den Herrn!“, begleitet von Pauke und Hörnern.
Die Konzertgesellschaft, gegründet genau in jenem Jahr 1830, als die ersten Noten für Paulus angedacht wurden, hat seit jeher große Werke aufgeführt und damit jedes Mal für Aufsehen an der Nahe gesorgt. Voriges Jahr war es das Requiem von Dvorak, 2015 Webers Freischütz und 2014 Bachs Matthäuspassion. Jedes Mal einstudiert und dirigiert von Stefan Wasser, der seit 2003 auch Musik- und Religionslehrer am Gymnasium am Römerkastell ist. In einem Jahr plant er eine Aufführung in gleicher Besetzung wie am Sonntag von Haydns „Die Schöpfung“.