Bad Kreuznach: Digitale Weiterbildung in die Gemeindehäuser bringen
Die Landesvereinigung für ländliche Erwachsenenbildung mit Sitz in Bad Kreuznach im Haus der Landwirtschaft bietet ein vielseitiges Bildungsprogramm am Puls der Zeit an.
Von Isabel Mittler
Lokalredakteurin Bad Kreuznach
Simone Bopp, Geschäftsführerin der Landesvereinigung für ländliche Erwachsenenbildung, in ihrem Büro.
(Foto: Isabel Mittler)
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BAD KREUZNACH - Auf dem Land sind noch nicht überall schnelle Datenautobahnen angekommen. Das ist doof, möchte man sich nach Dienstschluss und der Heimfahrt aus dem Rhein-Main-Gebiet in den Kreis Kreuznach oder in den Hunsrück am heimischen PC weiterbilden. Denn nach Job und Stau hat wohl niemand mehr Lust, sich erneut hinters Lenkrad zu setzen, um zu einem Abendkurs in die Kreisstadt zu düsen.
Genau auf diesem digitalen Wege will der Verein „Landesvereinigung für ländliche Erwachsenenbildung“ die Bevölkerung auch in der abgelegeneren Fläche erreichen, wenn es um Angebote von Kursen und Qualifikationen geht.
Die Deula, der Bauern- und Winzerverband sowie Landfrauen und Landjugend sind nur vier der zehn angeschlossenen Mitgliederverbände in Rheinland-Pfalz. Sie alle haben die Zeichen der Zeit schon vor Corona erkannt, „die Pandemie hat den Transformationsprozess der Digitalisierung vorangetrieben, wir sind auf diesem Gebiet schon wesentlich schlagkräftiger geworden“, erläutert Simone Bopp, die die Geschäftsführung für den Bereich Pädagogik in der Landesvereinigung für ländliche Erwachsenenbildung Rheinland-Pfalz e. V. vor zwei Jahren am Standort Bad Kreuznach übernommen hat. In ihrem Büro im Erdgeschoss der Landwirtschaftskammer in der Burgenlandstraße stehen ein Laptop und ein großer Bildschirm, auch wenn Simone Bopp ihre Notizen lieber auf Papier festhält.
2022 WIEDER BILDUNGSREISEN IM ANGEBOT
Rechtzeitig zum Start in das neue Jahr ist das Halbjahresprogramm der LEB online. Die Landesvereinigung für ländliche Erwachsenenbildung mit Sitz in Bad Kreuznach im Haus der Landwirtschaft bietet ein vielseitiges Bildungsprogramm in Rheinland-Pfalz an. Unter https://www.leb-rlp.de/weiterbildungen sind die Veranstaltungen veröffentlicht und stehen auch als Download zur Verfügung.
Das Jahr beginnt mit einem Microsoft Excel Online-Grundkurs für Anfängerinnen und Auffrischer. Während des gesamten Jahres 2022 können Kursleiter sich im Rahmen des Projektes „DigitalFITinRLP“ zur Lehrkraft für digitales Unterrichten in der Weiterbildung ausbilden lassen.
Am 2. März startet das dreitägige Seminar „Wirkungsbewusste Kommunikation für Frauen“ auf der Ebernburg. 2022 wird die LEB auch wieder Bildungsreisen anbieten. Unter anderem zur Documenta nach Kassel und zur Ars Electronica nach Linz.
Weitere Infos und Termine auf der Homepage www.leb-rlp.de oder telefonisch unter 0671-79 61 22 66.
Freie Referenten werden vom Team der LEB-Geschäftsstelle gebucht, zu dem Regine Heide, Kommunikation und Büromanagement sowie Dr. Gregory Mohr, Bildungsreferent für Digitalisierung der Weiterbildung, gehören. Ein Muss für die Umsetzung dieser Zielsetzung: „WLAN in den Gemeindehäusern.“ Dafür rührt Simone Bopp die Werbetrommel bei ihren Kollegen in der Kommunalpolitik. Die Mutter von drei erwachsenen Kindern ist seit sieben Jahren selbst Bürgermeisterin der Gemeinde Burgsponheim, in der sie seit 21 Jahren lebt und dort auch schon ein Jahrzehnt als Gemeinderätin engagiert war. Und hier in „ihrem kleinen Ort“ samt der Gemeinde Sponheim gibt es erst seit einem Jahr eine Ortsgruppe des Landfrauenvereins, der inzwischen schon mit 50 Mitgliedern beeindrucken kann.
Beim Erklären, wie die LEB tickt, macht Simone Bopp deutlich, dass die Landfrauen im Jahr 2022 keinesfalls eine Erscheinung vergangener Jahrzehnte sind, im Gegenteil: Die Landfrauen gehen mit der Zeit. Das allein zeigt schon die Tatsache, dass männliche Vereinsmitglieder nichts Besonderes mehr sind. Die ersten Landfrauenvereine werden sogar schon von einem Mann angeführt.
Landfrauenvereine sind es traditionell, die sich in Gemeindehäusern oder Kirchenzentren treffen, um sich auszutauschen und fortzubilden. Oft haben diese keinen Internetzugang. Das ist bedauerlich, betont Bopp, denn „die Landfrauen sind unsere Bastion im Ehrenamt.“ Ihnen und den übrigen Mitgliedern der LEB, zu denen auch der Bauern- und Winzerverband gehört, möchte der Verein jedoch den Zugriff in den virtuellen Aktenschrank der Weiterbildungsmöglichkeiten gewähren können.
Auf dem Dorf könnte man dann zum Beispiel online auch Nachhilfe für Kinder oder Deutschkurse für Migranten anbieten. „Bei diesem Unterfangen werden wir von den verantwortlichen Kooperationspartnern unterstützt“, hebt die Geschäftsführerin hervor. In den Fokus gerückt werde stets das, was der ländliche Raum brauche. Fragen drehten sich um die Bereiche Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Einkaufsverhalten, Wohnformen (Alters-WGs) auf dem Land, Carsharing statt Zweitwagen, Elektromobilität und Fördermöglichkeiten.
15 freie Dozenten stehen für die Kursangebote in den Startlöchern. Die Themenschwerpunkte sind ähnlich wie bei der Volkshochschule breit gefächert, immer wieder lassen sich hier auch Trends ablesen. „Do it yourself“ in den eigenen vier Wänden, Stricken und Nähen sind wieder in. Oder: Gekocht werden soll heute regional und saisonal. Die politische Bildung kommt ebenso nicht zu kurz wie auch die Vermittlung digitaler Kompetenzen.
Ähnlich vielseitig ist Simone Bopp selbst. Sportwissenschaftlerin, Yogalehrerin, betriebliche Gesundheitsmanagerin und Fachkraft in der Erwachsenenbildung stehen im Lebenslauf der gebürtigen Mainzerin. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sie 2022, in Kooperation mit der Landeszentrale für Gesundheitsförderung, eine Ausbildung für Bewegungsbegleiterinnen für ältere Mitbürger auf dem Land starten wird. Ältere Menschen haben sich laut Bopp erstaunlich schnell auf die neue Zeitrechnung bei der LEB umgestellt. „Sie können gut mit Zoom umgehen, sind interessiert, wir haben Teilnehmer bis ins Alter um die 80.“
Im Jahr 2022 sollen landesweit 22 Lehrkräfte für digitales Unterrichten qualifiziert werden, jeder Kreis in Rheinland-Pfalz soll eine Lehrkraft zugewiesen bekommen. Im Frühling soll es eine Anleitung zu therapeutischem Laufen geben. Hinzu wird es einen Themenschwerpunkt Krebsvorsorge der Landfrauen Rheinland-Nassau geben. Auch ein Kurs zur digitalen Teilhabe in der Telemedizin steht auf dem Programm.
Die LEB wird aus öffentlichen Mitteln gefördert, grundsätzlich können die Teilnehmer, die nicht Mitglied in einem der Vereine sein müssen, mit „niedrigschwelligen Kostenbeiträgen“ rechnen. Vielleicht ist das auch ein Grund für den stetigen Zulauf von jungen Müttern und Vätern, die Zeit für die digitale Weiterbildung im „Homeoffice“ finden.