Schwimmbad-Förderverein entfernt das Herbstlaub von den Rasenflächen. Ansonsten hoffen die Mitglieder, dass ihr Bad im kommenden Sommer wieder geöffnet wird.
Von Heidi Sturm
Die Bosenheimer entfernten zwei Rollen voll Herbstlaub aus dem Schwimmbad.
(Foto: Heidi Sturm)
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BOSENHEIM - Zwei Rollen voll Herbstlaub hatten Mitglieder des Schwimmbad-Fördervereins und engagierte Bosenheimer im Schwimmbad zusammengerecht und auf den Grünschnittplatz transportiert – wegen der Pandemie bewusst mit überschaubarer Helferzahl und natürlich Abstand. Mit ihrem Arbeitseinsatz haben die Ehrenamtlichen nicht nur gezeigt, dass sie sich regelmäßig um ihr Freibad kümmern. Sie wollten auch ein Zeichen setzen, dass sie immer noch davon ausgehen, dass das Bad allen Schließungsversuchen zum Trotz im kommenden Jahr wieder betrieben wird.
Allerdings machten Fördervereinsvorsitzende Johanna Lorenz und ihre Vorstandskollegen kein Hehl daraus, dass sie sich von der städtischen Politik regelrecht hintergangen fühlen. „Es gibt kaum Signale aus der Stadt wie es mit dem Bad weiter geht“, vermisst die Vorsitzende eine faire Kommunikation aus dem Stadthaus. Die Badgesellschaft habe klar gesagt, dass sie das Freibad nicht mehr betreibe, da sei jetzt die Stadt als Besitzer des Bads und Vertragspartner des damaligen Eingemeindungsvertrags am Zug. Von dort höre man aber nichts, sondern bekomme Infos nur vom Hörensagen oder aus der Zeitung. So habe man auch erfahren, dass die Stadt 100 000 Euro für den kostenlosen Eintritt der Kurhausgäste im Thermalbad zahlen müsse. „Das ist doch eine ungerechte Verteilung“, schimpft Lorenz. Mit diesem Geld könne man schon einen Großteil der Schwimmbadsaison finanzieren.
Fehlende Informationen aus Stadtverwaltung beklagt
Mit zweierlei Maß sei auch in der abgelaufenen Sommersaison gemessen worden: „Unser betriebsbereites Bad blieb trotz Hygienekonzept wegen zu hoher Kosten geschlossen, die Therme wurde aber geöffnet.“ In die gleiche Kerbe haut auch Dr. Volker Hertel. Er kann nicht nachvollziehen, wieso man sich einerseits das Familienbad sparen will, andererseits aber gerade erst 40 000 Euro für eine Küche im Schlossparkmuseum zur Bewirtung der Hochzeitsgesellschaften investiert. „Hat da jemand einmal nachgerechnet, ab wann man angesichts dieser Investition etwas verdienen kann?“ Der Ortsvorsteher ärgert sich zudem über den schleppenden Informationsfluss, hinter dem man schon fast eine gezielte Hinhaltetaktik vermuten könne. Da wolle man offensichtlich nicht vorzeitig offiziell verkünden, dass das Bad geschlossen bleibe. So seien die 100 000 Euro, die der Bosenheimer Stadtrat Werner Lorenz für den Betrieb des Bads im nächsten Jahr beantragt hatte, im Finanzausschuss nicht abgelehnt, sondern in den Stadtrat verwiesen worden. Auf den Antrag des Ortsbeirats, jetzt schon ein Hygienekonzept zu erstellen, damit 2021 ohne weitere Verzögerungen geöffnet werden könne, habe es nur die ausweichende Antwort gegeben, dass bisher für keines der Bäder ein solches Konzept vorliege. „Nachdem auf diese Vorlage nicht klar gesagt wurde, dass unser Bad ohnehin nicht geschlossen werde, lese ich daraus, dass es wie die anderen geöffnet wird“, folgert Hertel.
Er ist allerdings nicht der Einzige, der ein Spiel auf Zeit befürchtet, bei dem den Kämpfern für das kleine Familienbad ohnehin schon die Zeit davon rennt. Man befürchtet, dass der Stadtrat erst auf den letzten Drücker in der Dezember-Sitzung den Schließungsbeschluss durchwinkt. Erst dann könnten die Bosenheimer den Klageweg beschreiten. „Bis wir dann ein Urteil haben, ist die kommende Saison zu Ende“, war sich der Fördervereinsvorstand einig. Hier wolle man offensichtlich hinter verschlossenen Türen Fakten schaffen, an denen dann so schnell nichts zu rütteln sei. Beisitzerin Dagmar Espenschied vermutet noch einen anderen Hintergedanken: Möglicherweise solle das Bad als „potenzieller Lückenbüßer“ hingehalten werden, falls im nächsten Sommer das Salinenbad nicht fertig werde.
Die Bosenheimer erinnern an ihre Petition zum Erhalt des Bads. Über 900 Leute haben sich bereits dafür ausgesprochen, davon 600 aus Bad Kreuznach. Es fehlen noch 170 Kreuznacher Unterschriften für ein Quorum, bei dem die zuständigen Entscheidungsträger eine Stellungnahme abgeben müssen. Unterschreiben kann man bei openpetition.de unter dem Stichwort Bosenheim.