Dienstag,
31.12.2019 - 01:00
4 min
Anspannung, Ängste sowie Schlaflosigkeit prägen Risiko-Schwangerschaft

Von Isabel Mittler
Lokalredakteurin Bad Kreuznach

Das Frühchen kam am 5. Dezember auf die Welt und wird noch im Inkubator überwacht. (Foto: Mittler)
BAD KREUZNACH - Auf der Kinderstation im Krankenhaus der Stiftung „kreuznacher diakonie“ liegt zum Jahreswechsel eine wunderbare Stimmung in der Luft, ebenso wie auf der nicht weit entfernten Frühchenstation: Hier werden Babys gefüttert und gewickelt, die um die Weihnachtsfeiertage auf „Normalstation“ verlegt werden konnten, dort werden Vorbereitungen fürs „Kangarooing“ – fürs Kuscheln der Frühchen mit Mama oder Papa getroffen.
Zuversicht und ganz viel Liebe ist spürbar, gerade bei den Eltern, deren Nachwuchs früher als berechnet per Kaiserschnitt um die 30. Woche ins Familienleben geholt wurden. So wie Ally Bayer, Spitzname „Hutzel“, und Irma Grübel, Spitzname „Minnie Mouse“, beides Kosenamen, die verraten, dass die Babys bei ihrer Geburt Leichtgewichte waren: Irma wog 1050 Gramm, Ally 1240 Gramm. Bei Allys Mama Stefanie Bayer (der Papa Jens Bayer kam später noch dazu) schaut an diesem Nachmittag Dr. Edmondo N. L. Hammond, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Oberarzt der Früh-, Neugeborenen- und Kinderintensivstation sowie der kinderkardiologischen Ambulanz, zuerst vorbei. Für die 40-jährige Mama, gebürtige Kreuznacherin, ist die kleine Tochter ein Wunder, war die Schwangerschaft ein Geschenk. „Es ist einfach wunderbar“, ordnet sie jetzt ihre Gefühle ein, wo man Ally quasi jeden Tag beim Zunehmen und Wachsen zusehen kann. Darüber freut sich Dr. Hammond mit der gelernten Altenpflegerin und Medizinproduktberaterin mit. Nicht zu leugnen ist, dass hinter der glücklichen Mutter und kleinen Familie einige schwere Wochen liegen. Drei davon hatte die werdende Mama präventiv schon auf Station 7, der Gynäkologie/Geburtshilfe verbringen müssen. Als nach wiederholten Ultraschall-, Doppler- und CTG-Untersuchungen dann feststand, dass das Baby im Bauch aufgrund einer Plazentainsuffizienz nicht mehr weiter wuchs, folgte der Kaiserschnitt zwangsläufig.
Angst, dass die Anspannung sich aufs Kind überträgt
„Man entwickelt ganz extreme Ängste, auch wenn man sich vorher schlaugemacht hat, und denkt, ach, das kriegen wir alles hin“, blickt Stefanie Bayer zurück. Nächtelang habe sie nicht schlafen können, immer wieder den Bauch leicht abgeklopft und sich dezent geschüttelt, um das Kind zu spüren, Bewegungen wahrzunehmen. Und sie habe irgendwann trotz des großen Vertrauens Angst gehabt, dass die Ärzte den richtigen Zeitpunkt verpassen, ihr Baby, das laut errechnetem Geburtstermin erst am 20. Januar 2020 Geburtstag haben sollte, auf die Welt zu holen. Bedrückt habe sie damals auch das Gefühl, dass sich ihre Ängste auf das Wohlbefinden des noch Ungeborenen auswirken könnten. Das Kind spürt diese Anspannung doch auch, so ihre Befürchtung. Jetzt, wo ihre kleine Prinzessin da ist, sind diese Zweifel in den Hintergrund getreten. Für diese möglichen schwierigen Phasen in Schwangerschaft und für Eltern von Frühchen möchte der Ärztliche Direktor des Diakonie-Krankenhauses und Chefarzt der Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin, Dr. Christoph von Buch, das Angebot der persönlichen Begleitung auf der Station erweitern. Die Leser der AZ werden dafür um Spenden gebeten.
So wie Ally wird auch die kleine Irma den Jahreswechsel noch im Diakonie-Krankenhaus verbringen. Irma wächst seit 5. Dezember im Inkubator heran. Die Eltern Olga und Eric Grübel kommen täglich vorbei, bewundern ihre „Minnie-Mouse“ und wechseln sich im abgedunkelten Raum auf der Frühchenstation beim Kangarooing ab. Hier auf der Kinderintensivstation wird die höchste Versorgungsstufe als Perinatalzentrum Level 1 für Neugeborene jedes Reifealters gewährleistet. Ein ausschlaggebender Punkt für das Ehepaar Grübel, ihr Kind in Bad Kreuznach zu bekommen. Die Schwangerschaft verlief auch in dem Fall der 32-jährigen Verwaltungsangestellten und des 36-jährigen Industriemechanikers aus Idar-Oberstein nicht reibungslos. Bei einem Aufenthalt in einem anderen Krankenhaus wurde die Verkürzung des Muttermundes festgestellt. Bei einer nicht ungefährlichen OP, bei der die Fruchtblase hätte einreißen können, konnte der Muttermund zwar zugenäht werden, aber ab diesem Zeitpunkt stand fest, dass Olga Grübel ihr Töchterchen nicht bis zum Ende der Schwangerschaft austragen werden kann. Insgesamt neun Wochen lag Olga Grübel im Krankenhaus. „Irgendwann hat man dann die Nase voll“, gibt sie ehrlich zu. Jeden Tag fährt sie jetzt während des Urlaubs ihres Mannes nach Bad Kreuznach, schon allein, um die Muttermilch für Irma zu „liefern“. Ansonsten wissen beide, dass ihre kleine Maus hier bestens versorgt ist: Seit der Geburt hat sie 400 Gramm zugenommen und ist drei Zentimeter gewachsen. „Man sieht jetzt nicht mehr nur die kleinen Rippen“, macht Papa Eric deutlich, wie zart das Mädchen, dessen Geburtstermin erst Mitte Februar gewesen wäre, ist. Jeder Fortschritt zählt, jedes Gerät, das nicht mehr benötigt wird, und abgeschaltet werden kann. Hier wie schräg gegenüber auf der 4d darf junges Familienglück um die Wette strahlen: „Wir schauen unser Kind an, dann scheint die Sonne.“ Und Dr. Hammond schmunzelt: „Das ist jetzt die beste Zeit des Lebens für die Kinder, sie schlafen und essen, und jeder freut sich darüber, dass man zunimmt.“
SPENDEN
Die Allgemeine Zeitung Bad Kreuznach sammelt in diesem Jahr im Rahmen ihrer „Leser helfen“-Aktion Spenden für die Kinderstation im Diakonie-Krankenhaus. Ihre Spende erbitten wir an:
Empfänger: Leser helfen
IBAN: DE07 5504 0022 0210 4057 00
BIC: COBADEFFXXX
Kreditinstitut: Commerzbank Mainz
Verwendungszweck: Projekt 16 (bitte unbedingt angeben)
Spendenquittungen erfolgen bei einem Betrag über 200 Euro automatisch, wenn die Adresse angegeben ist.
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