Barrierefrei wohnen – und das zu einem bezahlbaren Preis? Noch gestaltet sich das häufig schwierig, meint Matthias Rösch, Landesbeauftragter für die Belange behinderter...
BAD KREUZNACH. Barrierefrei wohnen – und das zu einem bezahlbaren Preis? Noch gestaltet sich das häufig schwierig, meint Matthias Rösch, Landesbeauftragter für die Belange behinderter Menschen. Fehlender Wohnraum stelle nur eines der Probleme dar, mit dem Menschen mit Behinderung bei der Wohnungssuche konfrontiert würden.
Im Rahmen seiner Sommertour durch Rheinland-Pfalz nimmt das Thema „barrierefreies Wohnen“ daher einen großen Stellenwert ein. Dabei spielen eben nicht nur bauliche Voraussetzungen eine Rolle, sondern auch die Pflege der Betroffenen. Rösch will sich persönlich ein Bild von der aktuellen Situation verschaffen – auch in Bad Kreuznach. Dort besuchte er drei Menschen in ihrer barrierefreien Wohnung. Eine von ihnen ist Marianne Münz, die zuvor über 30 Jahre in einem Wohnheim lebte, bevor sie sich für eine eigene Wohnung entschied. Auch Anita Ferres hat lange Zeit in einer Wohneinrichtung der Kreuznacher Diakonie verbracht, bevor sie in eine eigene Wohnung gezogen ist. „Der Anfang war schwierig, aber es hat sich für mich gelohnt“, sagt sie.
Für die Organisation ihres Alltags nutzen die beiden Frauen das sogenannte Arbeitgebermodell. Dieses ermöglicht ihnen, persönliche Assistenten einzustellen, die sie bei alltäglichen Belangen unterstützen. Das macht Marianne Münz und Anita Ferres zu Chefinnen, die nun nicht mehr durch starre Regelungen in Wohnheimen und Pflegediensten bevormundet werden, sondern selbst über ihr Leben innerhalb und außerhalb ihrer Wohnung entscheiden. „Die größte Veränderung ist, dass ich meinen Tagesablauf selbst bestimmen und Termine wahrnehmen kann“, sagt Ferres.
Im Zentrum für Selbstbestimmtes Leben (ZSL) kamen die beiden Frauen und Landesbeauftragter Rösch anschließend nochmals zusammen. In einem Gespräch mit einigen Mitarbeitern des ZSL wie Benno Molter, Irene Alberti, Stephanie Otto und Geschäfts- und Projektleiterin Cindy Davi wurden Erfahrungen ausgetauscht und Probleme angesprochen. Das ZSL sei eine wichtige Unterstützung, wenn es darum gehe, eine geeignete Assistenz zu finden. Auch darüber hinaus bietet das ZSL Beratung und Unterstützung, nicht nur in Sachen Arbeitgebermodell. Dieses ermögliche gesellschaftliche Teilhabe in vielen Lebensbereichen, weshalb sich Rösch klar für diese Möglichkeit ausspricht. „Es bedeutet mehr Selbstbestimmung und Freiheit.“
Auch Karl-Heinz Seeger, Geschäftsführer der Gewobau, nahm an der Gesprächsrunde teil. Bereits bis Mitte/Ende 2019 will die Gewobau sieben barrierefreie Wohnungen in der Neustadt bauen. Einig waren sich alle Beteiligten, dass man behinderten Menschen mehr Mut machen müsse, den Schritt aus den Einrichtungen in die eigenen vier Wände zu wagen. Marianne Münz und Anita Ferres zeigen, dass es funktionieren kann.