Die zweitägige Naturschutztagung auf der Ebernburg solle Motor und eine Plattform für eine nachhaltige Entwicklung sein. Das wünschte sich Umweltministerin Ulrike Höfken...
BAD MÜNSTER AM STEIN-EBERNBURG. Die zweitägige Naturschutztagung auf der Ebernburg solle Motor und eine Plattform für eine nachhaltige Entwicklung sein. Das wünschte sich Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) bei der Eröffnung der Tagung auf der Ebernburg mit rund 120 Vertreterinnen und Vertretern von Landesnaturschutzverbänden und -verwaltungen. Im Mittelpunkt standen die acht Naturparke in Rheinland-Pfalz, die mit 32 Prozent der Fläche von großer Bedeutung sind. „Damit ist auch Verantwortung verbunden“, unterstrich Höfken.
Die „Aktion Blau“, durch die seit über zwanzig Jahren 900 Kilometer Fließgewässer durch zahlreiche Maßnahmen naturnah zurückgebaut wurden, kennt so ziemlich jeder. Die „Aktion Grün“, die Ulrike Höfken als neues Programm zur Erhaltung oder Verbesserung der Biodiversität in den Fokus ihrer Rede stellte, steckt noch in den Kinderschuhen.
Wegen der Gefährdung der biologischen Vielfalt hatte der Ministerrat bereits Ende 2015 eine Biodiversitätsstrategie beschlossen. Ziele sind: Lebensräume erhalten und verbinden, Artensterben stoppen. Nach vielen Vorgesprächen, dem Ausbau von Kontakten, Bildung von Arbeitsgruppen und Ausloten von Finanzierungsmöglichkeiten wurde das Strategieprogramm mit Netzwerk und Aktionsbündnis, das auch im Koalitionsvertrag verankert ist, zum ersten Mal im März dieses Mal vorgestellt. Es soll ein breites Bündnis für den Naturschutz sein und ist als Daueraufgabe angelegt.
2,5 Millionen Euro seien jährlich im Doppelhaushalt dafür eingestellt, so Höfken, die zugab, dass das nicht gerade übermäßig viel sei. Hinzu kommen aber Synergieeffekte durch gemeinsame Projekte sowie weitere Förderungen aus der EU. Wichtig sei, die „Aktion Grün“ als Dachmarke und Wiedererkennungsmerkmal und daher identitätsstiftendes Element für die Außendarstellung weiter zu entwickeln, um Emotionen anzusprechen. „Wir müssen die Menschen mitnehmen.“
Auch Konflikte werden angesprochen
Die Koordinierungsstelle der „Aktion Grün“ hat ihren Sitz im Umweltministerium. Eingebunden bei der Umsetzung von Maßnahmen seien die untergeordneten Landesbehörden. Eine Arbeitsgruppe mit Vertretern von Verbänden und Kammern ist außerdem Wegbegleiter.
Auf drei Starterprojekte einigte sich das Ministerium im Rahmen der „Aktion Grün“. Aus den angemeldeten Vorschlägen von allen Naturparken hat den Zuschlag der Naturpark Saar-Hunsrück erhalten. Dort wird eine regionale Saatgutbörse aufgebaut, eine Naturpark-Heimatapotheke angelegt, und unter der Bezeichnung „Tatort Natur“ werden Grünlandforscher und Wiesendetektive für Naturpark-Kindergärten und -schulen ausgebildet.
Wenn der Umweltschutz „konkret“ wird (Straßenbau, Windräder), gebe es allerdings auch Konflikte, räumte Höfken ein – trotz statistischer Zahlen. Denn jeder fünfte Bundesbürger räumt dem Natur- und Klimaschutz Bedeutung ein. In der sich anschließenden Diskussion wurde das Konfliktpotenzial noch erweitert. „Am Rhein-Hauptdeich mäht die Wasserwirtschaft Kilometer lang die Wiesen jetzt vor der Hauptblütezeit“, beschwerte sich ein Tagungsteilnehmer. „Die Artenvielfalt zu erhalten, müsste auch bei anderen Behörden bekannt sein“, so die ironische Bemerkung eines Kollegen. Zum Beispiel bei Rückschnittmaßnahmen. Die Straßen sähen danach manchmal aus wie nach einer Leichenfledderei. „Wir müssen Verständnis füreinander schaffen. Es werden aber Gegensätze bleiben“, reagierte Höfken. Auch wenn es um Sport geht. Höfken riet zur frühzeitigen Kommunikation. „Dadurch kann man Vieles ausräumen.“