Pieroth Wein AG kündigt in mehreren Bereichen Stellenabbau an
Im Zuge ihres Sanierungsplanes hat die Pieroth Wein AG aus Burg Layen Stellenabbau in mehreren Unternehmensbereichen angekündigt. Der Betriebsrat reagiert entsetzt auf die Pläne.
Von Stephen Weber
Lokalredakteur Bad Kreuznach
Der Sitz der Pieroth Wein AG in Burg Layen. Archivfoto: Sonja Flick
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RÜMMELSHEIM/BURG LAYEN - Die einen nennen es "Wandel", die anderen reden von "Ausverkauf". Die Rede ist von den aktuellen Entwicklungen bei der Pieroth Wein AG. Der Weinvertrieb aus Burg Layen befindet sich nach zuletzt wirtschaftlich schlechten Zahlen seit einigen Monaten im Umbruch. Ein Sanierungsprogramm "Pieroth 2020" wurde aufgelegt. Nun hat der Vorstand am Mittwochmorgen nach einer Mitarbeiterversammlung eine Pressemitteilung verschickt, in der er über die bisher getroffenen Maßnahmen und weiteren Pläne informierte. Kurz darauf übermittelte auch der Betriebsrat seine Sicht auf die aktuellen Prozesse. Mit einer gänzlich anderen Bewertung.
Wie die Pieroth Wein AG mitteilt, hat sich der Vorstand entschlossen, dass nach einhergehender Prüfung die Abfüllung in Langenlonsheim in der Unternehmensgruppe bleiben wird. Allerdings sollen 15 Arbeitsplätze am Standort gestrichen werden. Vorstandsmitglied Dr. Bernd Köhler sagt: "Wir haben nach Wegen gesucht, die Effizienz unserer Abfüllung zu verbessern und sind zu einer guten Lösung gekommen."
Noch nicht entschieden ist nach Angaben des Vorstands dagegen, wie es mit der Logistiktochter "top" weitergeht. Weil ein Verkauf nicht wie ursprünglich geplant möglich ist, sei nun im Gespräch, die Logistik auszulagern und dazu mit einem namhaften Logistikunternehmen aus der Region zusammenzuarbeiten. Betroffen sind rund 55 Arbeitsplätze. Geprüft werde aber auch ein Verbleib in der Unternehmensgruppe.
Darüber hinaus werde es auch Anpassungen in der Verwaltung geben. Das betreffe Arbeitsplätze insbesondere im kaufmännischen Bereich und der IT. Die genaue Zahl stehe allerdings noch nicht fest. "Wir müssen beispielsweise die IT-Kosten um die Hälfte reduzieren, damit wir für diesen Bereich eine wettbewerbsfähige Kostenstruktur erreichen", prognostiziert Köhler. Dieser Prozess werde wohl ein bis zwei Jahre dauern. Die Vertriebsgesellschaft Pieroth Deutschland GmbH, die sich im sogenannten Schutzschirmverfahren befindet, macht nach Angaben des Vorstands derweil gute Fortschritte bei der Neuordnung ihres Geschäfts. Die Entwicklung des Umsatzes sei erfreulich. Auch Restrukturierungsmaßnahmen wurden umgesetzt. So wurde die Zahl der Verkaufsbüros von 14 auf 10 reduziert. Vorstandssprecher Dr. Sebastian Potyka sagt: "Ich bin optimistisch, dass wir unsere Ziele erreichen."
Es sind Nachrichten, die den Betriebsrat der Pieroth AG in Alarmbereitschaft versetzen, er spricht von einem "Ausverkauf" des Unternehmens. In einer Presseerklärung schreibt er: "Heute wurden in einer Betriebsversammlung vom Vorstand die aktuelle Lage und die aktuellen Pläne erläutert. Betriebsrat und Belegschaft haben diese Äußerungen mit Bestürzung zur Kenntnis genommen." Aufgrund der unsicheren Zukunft der Logistiktochter top bemängelt der Betriebsrat, dass über 50 Arbeitsplätze stark gefährdet seien sowie über 30 Leiharbeitnehmer. "Die Krise bei top ist eine Folge der falschen Geschäftspolitik der letzten Jahre", bilanziert der Betriebsrat schonungslos.
Zum angekündigten Stellenabbau in der Abfüllung sowie der Verwaltung teilt der Betriebsrat mit: "Uns ist schleierhaft, wie dies ohne Probleme umgesetzt werden soll." Der Vorstand habe bereits angekündigt, die konkreten Pläne zum angekündigten Abbau zeitnah vorzustellen, weshalb der Betriebsrat mit "weiteren Hiobsbotschaften" rechnet. Die Vertreter der Arbeitnehmer kündigen daher an, nach Abschluss der Beratungen konkrete Forderungen stellen zu wollen.