Zeigen das Logo des Pilgerwanderweges (v.l.): Landrat Franz-Josef Diel (Bad Kreuznach), Bettina Dickes (Projektteam), Ute Meinhard (Naheland-Touristik GmbH) und Landrat Matthias Schneider (Birkenfeld). Foto: Klaus Pfrengle
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KREIS BAD KREUZNACH - „Ich bin dann mal weg“ – wer kennt nicht den Bestseller von Hape Kerkeling? Auf der Suche nach der inneren Einkehr war die Fernsehgröße wochenlang auf dem Jakobsweg in Richtung Santiago de Compostela unterwegs. Umgangssprachlich wird Pilgern als „Beten mit den Füßen“ bezeichnet. Viele „Bet-Schritte“ verspricht auch der neue „Hildegard von Bingen Pilgerwanderweg“, der auf einer Länge von 136 Kilometern an verschiedenen Lebensstationen der wohl berühmtesten Persönlichkeit des Mittelalters vorbeiführt. Der Weg, der von Idar-Oberstein nach Bingen führt und obendrein viel Spiritualität verheißt, wird am 9. September mit einem Festakt auf dem Disibodenberg, wo die Nonne 40 Jahre lebte und weit ihrer Zeit voraus auf vielen Ebenen wirkte, eröffnet. Dem Auftakt schließt sich eine Festwoche mit etlichen Veranstaltungen entlang des Weges vom 10. bis 17. September an.
Acht Tagesetappen vorgesehen
„Wir wollen Körper, Geist und Seele beim Wandern zusammenführen“, schwärmte Landrat Franz-Josef Diel von einem Ganzheitskonzept, das sicherlich auch andere Zielgruppen als die sonst eher sportlich ambitionierten Wanderer anlocken wird. „Wenn wir es schaffen das Innenmarketing zu forcieren, dann wird die Außenwirkung ihr Ziel nicht verfehlen“, ist sich Diel sicher, dass Rahmenbedingungen, wie Übernachtungsmöglichkeiten, Gastronomie sowie Vermarktung, in ausreichendem Maße sichergestellt werden können.
Keine Frage, Pilgerreisen boomen. Auch wenn sich die Verantwortlichen zu keinen Prognosen hinreißen lassen wollen, geht man dennoch davon aus, dass der Pilgerweg sozusagen vor der eigenen Haustür mit der Zeit auf große überregionale Zustimmung treffen wird.
„Es ist ein guter Moment, das Leben und Wirken der Heiligen Hildegard in unserer Region darzustellen“, spricht Ute Meinhard von einem roten Faden der Dokumentation entlang des Streckenverlaufs. Man wolle Wandern mit Pilgern verknüpfen, erläutert die Chefin der Naheland Touristik GmbH. Der Weg unterteilt sich in acht Tagesetappen, die vom Profil- und Schwierigkeitsgrad her betrachtet für jeden machbar erscheinen.
Wer auf den Spuren Hildegards von Bingen wandelt, wird auf vielen bereits vorhandenen Premiumwegen unterwegs sein. „Immer dem Logo nach“, so Meinhard. Erster Höhepunkt nach dem Start in der Schmuckstadt ist Niederhosenbach, Familiensitz und möglicher Geburtsort Hildegards. Die Wanderer werden mitten durch Kirn über Weiler und Monzingen nach Bad Sobernheim geführt. Unweit davon befindet sich die Ruine des Klosters Disibodenberg, in dem Hildegard einen Großteil ihres Lebens verbrachte. Der Pilgerweg endet schließlich in Bingen. Für Pilger dann ein Muss sind der Besuch des Ruppertsberges sowie die Überfahrt nach Rüdesheim am Rhein, um im Kloster Eibingen den Pilgerpass, der auf einem solchen Weg unverzichtbar ist, letztmalig stempeln zu lassen.
Mit Blicken über Hunsrück und Nahe führt die Strecke meist durch Wälder, Weinberge sowie idyllische Städte und Dörfer, eröffnet dabei Aussichten über die Region. Bisweilen kann man diese Eindrücke als spektakulär bezeichnen. Beschrieben wird ein wunderbarer Pilger- und Wanderweg zugleich, der sicherlich in der magischen Atmosphäre des Disibodenberges seinen Höhepunkt findet. Rund 30 zweisprachige Informations- und Meditationstafeln säumen die Strecke. Sie informieren umfassend über Person und Schaffenskraft Hildegards, bilden sozusagen eine Komplett-Inszenierung der Visionärin ab. Die Texte liefert ein Redaktionsteam unter der Leitung von Dr. Annette Esser. Mit Bettina Dickes, Marco Rohr und Ute Meinhard entwickelte sie auch das gesamte Projekt, was rund 147 000 Euro kostet. Ein Großteil der Summe wird über Investitionen finanziert. Abschalten, zur Ruhe kommen, den Alltag hinter sich lassen, genießen und dabei lernen – diese Aspekte soll der Pilgerweg vermitteln.
In den nächsten Monaten entsteht eine umfassende Internetdarstellung mit allen Eckdaten, etwa Wegeverlauf, Unterkünften, Hildegard-Stationen und Pauschalarrangements. Ein Vesper-Rucksack wird nicht unbedingt gebraucht, weil für Verpflegung gesorgt sein wird. Dafür stehen die Gastronomie sowie SooNahe Gewehr bei Fuß. Speisen, die zur Zeit des Mittelalters üblich waren, können die Pilgerwanderer genießen und auch käuflich erwerben. Audio-Erlebnisse sind für das nächste Jahr vorgesehen.