Herbstsynode setzt auf Gerechtigkeit, Frieden und Klimaschutz
„Das gesellschaftliche Klima wird rauer“, stellte die Synode des Kirchenkreises an Nahe und Glan fest. Sie verurteilte rechtsextremistische und antisemitische Anschläge.
Von Wolfgang Bartels
Superintendentin Astrid Peekhaus lobt in ihrem Bericht die jungen Leute, die mit der Bewegung „Fridays for Future“ auf die Straße gehen und sich dem Klimawandel entgegenstellen.
(Foto: Wolfgang Bartels)
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KREIS BAD KREUZNACH - „Das gesellschaftliche Klima wird rauer.“ Bei aller Freude über den Fall der Mauer vor genau dreißig Jahren sei seither doch nicht alles gelungen, so Superintendentin Astrid Peekhaus in ihrer Rede an die Herbstsynode des Evangelischen Kirchenkreises an Nahe und Glan. Fremdenfeindliche Angriffe und Hetze hätten zugenommen, politisch motivierter Mord und Anschläge auf jüdisches Leben in Deutschland lösten tiefste Besorgnis aus.
Christoph Pistorius, der Vize-Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, erklärte dazu ganz eindeutig: „Wer Juden angreift, greift die Grundlagen unseres Glaubens an.“ Der Synode gehören an die hundert Abgeordnete der 28 Kirchengemeinden an Nahe und Glan sowie der verschiedenen Arbeitsgebiete an, die über die Ausrichtung des Kirchenkreises und den Haushalt zu entscheiden haben.
Besorgnis bereitet der Superintendentin das Erstarken der Rechtsextremen. Mit Blick auf die Landtagswahl in Thüringen und den Spitzenkandidaten der AfD erklärte sie fassungslos: „Ein Viertel der Bevölkerung wählt einen Faschisten.“ Sie lobte die jungen Leute, die mit der Bewegung „Fridays for Future“ ohne religiösen Bezug auf die Straße gehen. Auch hier müsse sich die Kirche fragen, wo ihr eigener Platz im Eintreten für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung ist: „Den Klimawandel kann niemand mehr leugnen, wenn er ernstgenommen werden will.“ Viele Kirchengemeinden hätten das Thema Klimawandel in ihr Jahresprogramm aufgenommen.
Landrätin Bettina Dickes betonte in ihrem Grußwort, dass die Kirche „ein ganz wichtiger Punkt in unserer Gesellschaft bleibt – auch wenn wir Christen immer weniger werden“. Sie brachte ein Angebot zum Hauptthema der Synode, der Haushaltskonsolidierung, mit. Der Landkreis werde sich künftig stärker finanziell bei der Erziehungsberatung des Diakonischen Werkes engagieren. Das jährliche Defizit des Kirchenkreises liegt mittlerweile bei mehr als 300 000 Euro. Immerhin 100 000 Euro will allein das Diakonische Werk im nächsten Jahr einsparen. Auch im Jugendbereich und bei der Fachberatung für Kitas soll es spürbare Kürzungen geben. Frei gewordene Stellen sollen künftig nur nach Freigabe durch den Kreissynodalvorstand wiederbesetzt werden. Mit drei „Kollekten-Sonntagen“ soll im neuen Jahr die Arbeit des Kirchenkreises unterstützt werden. Die in den Gottesdiensten gesammelten Spenden sollen dem Jugend-Theaterprojekt „For Future“, den Partnern in Ruanda und der Tagesbetreuung der Ökumenischen Sozialstation Nahe zugutekommen.
Die Synode befasste sich mit einem dreiseitigen Papier, das ein „Leitbild“ für den Kirchenkreis formuliert. Es trägt die Überschrift: „Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen.“ Der Kirchenkreis, so formuliert das Papier, verstehe sich als „Weggemeinschaft“. Gemeinden und kreiskirchliche Arbeitsbereiche „machen sich gemeinsam auf, Kirche des gerechten Friedens zu werden“. Man wolle „Impulse im Hinblick auf Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung setzen nach innen wie außen setzen“. Die Gottesdienste bleiben wichtiger Kraftquell für die Menschen im Kirchenkreis, so das Papier. Die „Säkularisierung der Gesellschaft“ verlange neue Initiativen der Bildung und der Evangelisation. Populistische Tendenzen forderten Widerspruch. Die ökologische Krise des Planeten stelle „Theologie und Praxis unserer Kirche gravierend in Frage“. Das Bemühen um neues Denken und nachhaltiges Wirtschaften müsse sich nach innen wie nach außen richten. Das Papier endet mit dem Wunsch: „Gotte gebe uns Klugheit und Entschlossenheit für die nötigen Schritte hin zu einer Kirche des gerechten Friedens.“