Es soll grüner werden im Stadtgebiet: Im Dietrich-Bonhoeffer-Haus fand die Auftaktveranstaltung zur Initiative „Essbares Bad Kreuznach“ statt. Als Experte zu Gast war...
BAD KREUZNACH. Es soll grüner werden im Stadtgebiet: Im Dietrich-Bonhoeffer-Haus fand die Auftaktveranstaltung zur Initiative „Essbares Bad Kreuznach“ statt. Als Experte zu Gast war Dieter Krellmann, der sich bei der Initiative „Essbares Darmstadt“ engagiert und einen spannenden Einblick in das Gartenprojekt und seine Entwicklung gab. Ganz unter dem Motto „eine bessere Welt ist pflanzbar“ zeigte Krellmann dabei das Konzept des „Urban Gardenings“ auf und gab den interessierten Kreuznachern nützliche Tipps, wie sie die Idee auch auf die eigene Stadt übertragen können.
„Beim Urban Gardening geht es gar nicht so sehr um Ernährung, es geht um Vielfalt“, bemerkte Dieter Krellmann dabei. Besonderes Augenmerk lege man somit auf die Biodiversität der angepflanzten Sorten. Rund hundert verschiedene Tomatensorten hätten die Darmstädter beispielsweise angepflanzt.
Bei einer „Essbaren Stadt“ geht es jedoch auch darum, frische Ideen umzusetzen. Als Beispiel nannte Krellmann hier sogenannte „vertikale Gärten“, bei denen die Pflanzen nicht in herkömmlichen Beeten sitzen, sondern etwa in Regenrinnen gepflanzt werden. Die Rinnen könnten biodivers mit vielen unterschiedlichen Gewächsen begrünt werden: Kräuter, Radieschen oder Salate würden dort gut gedeihen, erzählte der Experte.
Ein weiterer Bestandteil des Konzepts ist das Teilen, wobei alles auf „Open-Source“-Basis bestehen soll. Beispielsweise sammelt die Darmstädter Initiative das Saatgut der unterschiedlichen Pflanzen und stellt dieses an einem öffentlichen Ort bereit, sodass jeder sich von den Samen nehmen kann. „Mit der Bitte, im nächsten Herbst nachzufüllen“, fügte Krellmann hinzu. Das Gärtnern solle so einfach Spaß machen, und auch das Zusammenkommen der Menschen könne so gefördert werden: An einzelnen Gartenprojekten hätten sich etwa Gruppen gebildet, die die Beete gemeinsam pflegten, aber auch mal gemeinsam kochen und grillen würden.
Der Gast aus Darmstadt kam in seinem Vortrag auch auf negative Stimmen zu sprechen, die das Vorhaben der Initiative im Vorhinein pessimistisch betrachtet hätten. „Alle sind davon ausgegangen, das wird sowieso alles zerstört.“ Jedoch habe es keinerlei Probleme mit Vandalismus gegeben, was Krellmann auf einen natürlichen Respekt vor den Gärten und der hier investierten Arbeit zurückführt. „Mit Ehrgeiz, Fantasie und Kontakten in die Stadt sind wir nicht mehr wegzudenken“, resümierte er.
Auf die Idee, nun auch Bad Kreuznach „essbar“ zu machen, war im Vorhinein Anika Weinsheimer vom Jugendreferat der evangelischen Kirche an Nahe und Glan gekommen. „Die Stadt hat hier ein großes Potenzial“, betonte sie. Als ein Beispiel nannte sie etwa den trostlos aussehenden Rasen vor der Pauluskirche. „Da könnten auch Blumen stehen“, meinte sie. Auch an der Nahe könnte ihrer Meinung nach noch einiges getan werden. „In Mainz sitzen am Rhein überall Jugendliche, an der Nahe sitzt keiner“, so Weinsheimer. Durch das „Urban Gardening“ könne Bad Kreuznach beispielweise auch jugendgerechter werden, frische Ideen seien hier notwendig.
Anika Weinsheimer hatte die Auftaktveranstaltung gemeinsam mit Stefanie Bartlett und Susanne Syren von der Initiative „Aktiv für Flüchtlinge“ des Ausländerpfarramts im Rahmen der Interkulturellen Woche auf den Weg gebracht. „Wir haben lauter Leute, die Lust haben auf kreatives Schaffen“, betonte Bartlett. Nun müsse eine Vernetzung dieser Menschen stattfinden, um ein „Essbares Bad Kreuznach“ zu ermöglichen. Weitere Veranstaltungen sind bereits in Planung.