Für mehr Teilhabe auf Bad Kreuznacher Spielplätzen

Eines von vielen Beispielen im Stadtgebiet: Das Kleinspielfeld an der IGS Sophie Sondhelm ist für Rollifahrer ohne fremde Hilfe nicht zugänglich – auch nicht zum Zuschauen. Barrierefrei sieht anders aus. Die Grünen wollen das ändern. Foto: Rüdiger Lutterbach
© Rüdiger Lutterbach

Die Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen wollen die Barrierefreiheit an öffentlichen Freizeiteinrichtungen forcieren

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BAD KREUZNACH. Die erstarkte Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen wollen die Barrierefreiheit auf den Kinderspiel- und Jugendsportplätzen im Stadtgebiet verbessern. In einem Antrag an den Jugendhilfeausschuss, der am 26. Juni tagen wird, fordern die Grünen, die Stadt möge künftig bei der Renovierung und dem Neubau von Kinderspielplätzen und Sportfeldern die Barrierefreiheit verbindlich mit einplanen und natürlich auch umsetzen. Dies müsse bereits bei der Auswahl der Spiel- und Sportgeräte und der Möblierung beginnen.

Die Grünen verweisen auf die seit zehn Jahren geltende UN-Behindertenrechtskonvention, die in den Kommunen umgesetzt werden muss. In Bad Kreuznach sei man zwar derzeit dabei, mit dem Projekt „Hürdenlos“ in öffentlichen Gebäuden die Barrieren für Menschen mit Beeinträchtigung abzubauen, doch die Grünen stellen fest, dass bei der Planung von öffentlichen Freizeitstätten nicht ausreichend an das Thema Barrierefreiheit gedacht werde. „Teilhabe ist gerade dort wichtig, denn die Begegnung im nonformalen Bildungsbereich kann sehr viel zum Abbau von Vorurteilen beitragen“, erläutert Stephanie Otto vom Bündnis 90/Die Grünen, stellvertretende Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses.

„Leider sind wir in Bad Kreuznach hier von inklusiven Konzepten weit entfernt“, ergänzt Otto. Kleinsportfelder seien in erster Linie auf Ballsportarten ausgerichtet. Doch Jugendliche mit Rollstuhl kämen bei den meisten Anlagen wegen unüberwindbare Hindernisse weder auf das Feld noch an die Zuschauerbande. Als Beispiel führt Otto das Spielfeld an der Integrierten Gesamtschule am Römerkastell an. Andere Spielfelder seien mit Bodenbelägen ausgestattet, die mit einem Rollstuhl nicht befahren werden können.

In Bad Kreuznach gibt es zwei national und international erfolgreiche Rollstuhl-Mannschaften, die Basketball- und E-Hockeyteams der Sportfreunde Diakonie, in denen Jugendliche und junge Erwachsene spielen. Otto fordert, die Spielfelder in der Stadt so herzurichten, dass auch diese Sportarten im Freien ausgeübt werden können. Das erfordere aber barrierefreie Wege und Sportgeräte. „Eigentlich müsste barrierefreie Planung im Jahr 2019 selbstverständlich sein, ich stelle aber immer wieder fest, dass beim Thema Inklusion nicht mitgedacht wird“, hadert Stefanie Otto.

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Aktuell ist ein Jugendspielfeld in der Alzeyer Straße in der Planung, das vom Jugendhilfeausschuss auch einstimmig begrüßt wird. Erste Überlegungen der beteiligten Pädagogen hatten aber ein Kleinspielfeld im Auge, das nicht barrierefrei ist. Das soll nun geändert werden. Der Platz soll so gestaltet werden, dass die Teilhabe aller garantiert ist. Bei Sitzecken soll darauf geachtet werden, dass Menschen in Rollstühlen nicht nur nebendran sitzen, sondern mittendrin.

Bei einer Tour durch das Stadtgebiet hat Stefanie Otto feststellen müssen, dass auch viele Kinderspielplätze Hürden aufweisen. Die Wege zu den Geräten seien oft schlecht gepflegt oder so angelegt, dass Kinder mit Beeinträchtigungen sie selbstständig nicht meistern können. Die gleichen Probleme hätten Eltern oder Aufsichtspersonen, die auf einen Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind. Otto: „Mal eben hingehen und schauen, wie das Kind rutscht oder im Sandkasten spielt, ist für sie nicht möglich.“

Bei einem Gespräch mit Jugendlichen auf dem Spielplatz im Korellengarten habe sie erfahren, dass einige Geräte, beispielsweise der Wurfkorb, überhaupt nicht benutzt würden, weil die Spielfläche drumherum ungeeignet sei – nicht nur für Rollstuhlfahrer, sondern auf für „Geher“. Die Jugendlichen würden neue Ideen bei der Spielplatzgestaltung sehr begrüßen, ebenso die Möglichkeit der Begegnung mit anderen Sportarten. Für Stefanie Otto steht fest: „Es ist höchste Zeit für mehr Teilhabe auf den Bad Kreuznacher Spielplätzen.“