Wasseruntersuchungen des VSR-Gewässerschutz von 42 privaten Brunnen weisen hohe Nitratwerte nach. Was das mit dem Weizenanbau in der Region zu tun hat.
BAD KREUZNACH. (red). Viele Bürger kamen im September an den Informationsstand der gemeinnützigen Organisation VSR-Gewässerschutz in Bad Kreuznach, um ihr Brunnenwasser untersuchen zu lassen. Es waren zahlreiche Brunnenbesitzer dabei, die wissen wollten, ob sie im Notfall das Wasser auch zum Trinken nutzen können. „Gerade für Familien mit Säuglingen und Kleinkindern ist es wichtig, dass das Wasser keine höhere Nitratbelastung als 50 Milligramm pro Liter aufweist“, so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz. Eine zu hohe Belastung könne zur Blausucht, einer Unterversorgung des Blutes mit Sauerstoff führen und lebensbedrohlich sein.
Leider musste jeder vierte Brunnenbesitzer erfahren, dass der Nitratgrenzwert der Trinkwasserverordnung überschritten ist. Insgesamt wurde das Wasser von 42 privat genutzten Brunnen aus dem Raum Bad Kreuznach – Norheim – Feilbingert – Odernheim – Alzey analysiert. Dipl.-Phys. Harald Gülzow und Dr. Matthias Ahlbrecht fanden bei den Untersuchungen 119 Milligramm Nitrat pro Liter in einem privat genutzten Brunnen in Eckelsheim. Weitere mit Nitraten stark verschmutzte Brunnen stellten die Umweltschützer in Biebelnheim, Sprendlingen, Boos, Duchroth, Feilbingert und Mannweiler-Cölln fest.
Die Mitglieder des Vereins werten nicht nur die Ergebnisse der Nitratmessungen des Brunnenwassers aus, sondern auch die regionalen landwirtschaftlichen Daten. Anhand dieser Recherchen können die Umweltschützer erkennen, welche landwirtschaftliche Nutzung besonders zur Nitratbelastung beiträgt. Auf ihrer Homepage sind die aktuellen Auswertungen veröffentlicht.
Bei ihrer Recherchearbeit fiel den Gewässer-Experten auf, dass gerade in den Kreisen, in denen viel Weizen angebaut wird, auch eine höhere Nitratbelastung vorliegt. Im Kreis Bad Kreuznach macht der Weizenanbau bereits 36 Prozent der Ackerflächen aus. Durch eine zusätzliche späte Düngung des Weizens wird ein besonders hoher Eiweißgehalt des Getreides erreicht – heutzutage immer noch ein Qualitätsmerkmal für besonders gute Backeigenschaften. Der Dünger wird häufig nicht mehr vollständig von den Pflanzen aufgenommen und die überschüssigen Nitrate werden dann ins Grundwasser ausgewaschen.
Der VSR-Gewässerschutz fordert, dass diese Nitratauswaschung von den Weizenfeldern vermieden werden muss. Es sei fatal, dass sich weltweit der hohe Eiweißgehalt des Weizens etabliert habe, heißt es seitens des VSR-Gewässerschutz, der ein Umdenken des Handels fordert. Es müsse dringend verhindert werden, dass die Trinkwasservorräte durch den Weizenanbau weiterhin mit Nitraten belastet würden.
Dass dies gelingen kann, zeige ein Vorzeigeprojekt aus Bayern, wo bereits einige Landwirte auf die Spätdüngung des Weizens verzichten würden. Das Getreide weise dann zwar tatsächlich einen geringeren Eiweißgehalt auf, dennoch entsteht daraus ein hervorragendes, sogar vom Deutschen Brotinstitut ausgezeichnetes Wasserschutz-Brot.