Julius Grünewald (vorne rechts)stellte in Westhofen das „Neue Grüne Buch“ vor. Das zweite neue Buch zur Ortsgeschichte heißt „Damit mer’s net vergessen“ und behandelt Westhofener Ereignisse aus dem 20. Jahrhundert. Foto: photoagenten/Alessandro Balzarin
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WESTHOFEN - Pfiffig und humorvoll beschrieb Julius Grünewald die Entstehung seiner neuen Ortschronik, das „Neue Grüne Buch“, das zusammen mit „Damit mer’s net vergessen – Schlaglichter auf die Geschichte Westhofens im 20. Jahrhundert“ in der Aula der Otto-Hahn Schule vorgestellt wurde.
„Den Stein ins Rollen gebracht hatte Professor Siegfried Englert“, hörten die zahlreichen Besucher. „Er kam zu mir und sagte: Das ,Grüne Buch’ muss neu aufgelegt werden!“ Mit dem Anliegen sei Englert, dem die Heimatforschung sehr wichtig ist, anschließend zu Ortsbürgermeister Ottfried Fehlinger gegangen. Dieser war begeistert und sagte zu, dass die Gemeinde die Auflage des Buches übernehmen wird.
Zusammen mit mehreren Co-Autoren schuf Julius Grünewald ein umfassendes, reich bebildertes Werk zur Westhofener Ortsgeschichte, das den Zeitraum von den ersten Siedlungsspuren bis zum Ersten Weltkrieg umfasst. Es ist die überarbeitete Fortschreibung seines Werkes aus dem Jahr 1974, in dem der Autor neueste Forschungsergebnisse verarbeitet.
Der Ehrenvorsitzende des Heimatvereins Westhofen beschrieb auch die konstruktive Zusammenarbeit mit Mathilde Grünewald, ehemals Direktorin des Wormser Museums im Andreasstift. „Ohne sie wäre das Buch nicht so gut geworden, obwohl ich ihr zu Anfang erklären musste, dass der Seebach weiblich ist“, berichtete er schmunzelnd.
Die zweite Chronik „Damit mer’s net vergessen“ wurde von einem Historikerteam unter der Leitung von Dr. Kai Sprenger vom Institut für geschichtliche Landeskunde der Uni Mainz geschrieben. „Ich danke Fehlinger, dass er den jungen Autoren eine Chance gab“, betonte Grünewald. Auch für dieses Buch hatte Professor Englert, der frühere Staatssekretär, die Initiative übernommen, wie Sprenger berichtete. Der Unterstützung Fehlingers gewiss, hatte er das Projekt quasi telefonisch auf den Weg gebracht.
„Für dieses ebenfalls reich bebilderte Werk, das die Zeit von 1870 bis zum Traubenblütenfest im Sommer 2016 umfasst, wurden viele Zeitzeugengespräche geführt, was es besonders lebendig macht“, betonte Laudator Professor Alfried Wieczorek von den Reiss-Engelhorn Museen in Mannheim. „Beide Bücher machen die Zeiten erlebbar.“
Von der Steinzeit über die Römer bis zur Revolution
Ein Lob ging an die Westhofener, die die durch Zufall gefundenen Relikte richtig zu deuten wussten, sodass Julius Grünewald die Geschichte des Ortes detailliert rekonstruieren konnte. Er berichtet von der Steinzeit, in der sich bereits die ersten Siedler an der wasserreichen Seebachquelle niederließen, von den Römern, die „Seeheim“, wie Westhofen damals genannt wurde, ausbauten, von der Herrschaft der Abtei Weißenburg über Westhofen, von Napoleon, unter dem Westhofen zum Departement Donnersberg gehörte, oder der Revolution im Jahr 1848.
„Fantastisch, wie an Geschichte herangegangen wurde“, lobte Professor Wieczorek. Dem Autor sei es gelungen, die lange ereignisreiche Geschichte lebendig darzulegen. Lebendige Erinnerungskultur biete auch „Damit mer’s net vergessen“ durch die dokumentierten Gespräche mit Westhofener Bürgern, durch alte Fotografien oder die Tagebuchberichte während des Ersten Weltkriegs. Berichtet wird von der Bildung der NSDAP-Ortsgruppe im Jahr 1927, von den Nöten der Nachkriegszeit bis zum aktuellen Zeitgeschehen. „Die Bücher sind Zeugnisse, wie sich Land und Leute veränderten“, so Kai Sprenger zum Ende der Veranstaltung, die musikalisch vom Gesangverein „Harmonie“ unter der Leitung von Eckhard Schwöbel begleitet wurde.