„Rheinhessen liest“ mit Autorin Mara Pfeiffer in Osthofen
Von Michaela Weber
„Mainz 05 ist der großartigste Fußballverein der Welt“: Autorin Mara Pfeiffer im Weingut May. Foto: pa/Balzarin
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OSTHOFEN - Unter der Überschrift „Momente der Begegnung“ war die in Wiesbaden lebende Autorin Mara Pfeiffer am Freitagabend zu Gast im Weingut Karl May. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Rheinhessen liest: Literatur in Rheinhessens Weingütern“ teilte sie Auszüge ihrer literarischen Betrachtungen rund um die Themen Liebe, Zwillinge und Fußballeuphorie mit ihren Zuhörern im stilvoll-gemütlichen Ambiente der Vinothek des in siebter Generation bewirtschafteten Betriebes.
Die Veranstaltungsreihe wird von den Städten Mainz und Worms sowie den Landkreisen Mainz-Bingen und Alzey-Worms gemeinsam mit dem Verein Rheinhessen Marketing ausgerichtet. Sie bringt Autoren aus der Region oder auch solche, die über Rheinhessen schreiben, mit Weingütern, Straußenwirtschaften und Vinotheken zusammen, wo – eben typisch rheinhessisch – der Wein eine Rolle spielt. Neben Passagen berühmter rheinhessischer Autoren wie etwa Carl Zuckmayer, gibt es bei den 23 Lesungen in diesem Jahr viele Krimis, auch Historisches, Mundartdichtung und sogar Lyrik.
Diesem Genre gab auch Mara Pfeiffer, eigenen Angaben zufolge Familienmensch, Catlady, Nullfünferin und Bücherwurm, eine Chance mit zwei sehr persönlichen Texten, die das Publikum anrührten beziehungsweise zum Schmunzeln brachten. So war das pikante Liebesgedicht „Weil er unsere Tore durchbricht“ zum Abschluss der Lesung ihrem frisch angetrauten Mann und Schriftsteller Alexander Pfeiffer gewidmet. Auch die Prosatexte, die die 1978 in Heidelberg geborene und im Odenwald aufgewachsene, freiberufliche Journalistin ihren bisher drei veröffentlichten Büchern entnahm, leben vor allem vom persönlich Erlebten, von der Begegnung mit Menschen. Einfühlsames Beobachten dieser zwischenmenschlichen Momente und liebevoll zugeneigte Schilderungen, die dem Zuhörer das Gefühl geben, Teil der Szene zu sein, liegen ihr. In ihrem Buch „Unzertrennlich. 20 Geschichten von Zwillingen“ zeichnet sie ihre intensiven Begegnung mit Zwillingspaaren zwischen drei und 97 Jahren nach. Zum Beispiel mit Ingrid und Karin, Jahrgang 58, beide kinderlos, die sich im Bewusstsein, etwas Besonderes zu sein, ihren „Zwillingsquatsch“ auch in fortgeschrittenen Alter erhalten wollen: „Wir waren nie alleine, noch nicht einmal als Samen.“ Um die großen Gefühle geht es bei Pfeiffer auch bei der Liebe zum Partner, zu Katzen oder zur Literatur, denen sie in „111 Gründe, an die große Liebe zu glauben“ nachspürt, aber auch bei der Liebe zu dem „großartigsten Fußballverein der Welt“, dem sie gemeinsam mit Co-Autor Christian Karn in „111 Gründe, Mainz 05 zu lieben“ eine Liebeserklärung machte. Wie die Mainz-05-Kolumnistin unserer Zeitung diese Liebe auch an Neffe Jakob weitergab, schilderte sie im Kapitel „Die beste Nachwuchsschule der Welt“. Nach frühesten Unterweisungen im Mainz-05-Fantum im zarten Alter von zwei Jahren ist Jakobs „erstes Mal“ im Stadion mit vier Jahren seiner Tante zufolge „ein wundervoller Einstand“. Eine „echte Transferleistung“ lieferte Jakob dann mit seiner kindlich-treffenden und herzlich belachten Übersetzung des Erwachsenen-Spruches „Wir mögen die Eintracht als Mainz-05-Fans nicht“ zu „Die Eintracht ist ein Scheißverein“.