Musikverein Heßloch zieht an Heiligabend von Hof zu Hof
Von Lukas Kissel
Hier macht der Musikverein Heßloch am Blumen- und Geschenkeladen Eppelsheimer Halt. Foto: photoagenten/Andreas Stumpf
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DITTELSHEIM-HESSLOCH - Musik gehört zu Weihnachten wie der Tannenbaum und die Krippe. In Dittelsheim-Heßloch gibt es ein musikalisches Brauchtum, das sich über die Jahre zur festen Weihnachtstradition gemausert hat: Seit mehr als fünfzig Jahren schon ziehen die Blasmusiker des Musikvereins Heßloch am Nachmittag von Heiligabend durch die Ortschaften und kündigen musikalisch die Weihnacht an. Für die Menschen gehört dieser weihnachtliche Musikzug nun genauso sehr zum Fest wie eben der Baum in ihrem Wohnzimmer. „Es haben schon viele Leute zu mir gesagt: Wenn ihr da wart, dann fängt Weihnachten an“, sagt Gabi Piehler, die Erste Vereinsvorsitzende.
Seit 1963 machen die Musiker das schon, immer an Heiligabend, jedes Jahr aufs Neue, bisher ohne Unterbrechung. Es gibt einen, der schon von Anfang an dabei war: Ferdinand Krieg am Bariton, er wird von der Vorsitzenden als „Vereinsältester“ vorgestellt. Seit 1959 ist er Vereinsmitglied, in gut einem Jahr feiert er also seine 60-jährige Mitgliedschaft. „Wir haben das zuerst nur in Heßloch eingeführt“, erzählt Krieg. Später, mit Zusammenschluss der beiden Ortsteile Ende der Sechziger, führte der Musikzug dann durch ganz Dittelsheim-Heßloch. Zehn Stationen machen die Musiker, sie sind den ganzen Nachmittag unterwegs. „Die Leute erwarten uns“, sagt Krieg, sie kommen auf die Straße oder hören aus den Fenstern heraus zu.
So ist es auch, als der Musikzug an der Ecke Flachsgasse/Hauptstraße Halt macht. Es ist eine der ersten Stationen an diesem Nachmittag. Auf die 15 Musiker kommen etwa noch einmal so viele Zuhörer, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen, die den Weihnachtsliedern lauschen und Fotos machen. Der Verkehr stört diese Szene nicht, nur wenige Autos fahren an diesem besonderen Sonntag durch die Hauptstraße. Nach dem Schlusstakt ruft die Vorsitzende „Frohe Weihnachten!“ – und sie bekommt den Wunsch von den Zuhörern zurück. Dann steigen die Musiker ins Auto, die ganze Kapelle passt in drei Kleinbusse. Auf zur nächsten Station.
Letzte Station ist das Altenheim Bechtheim
Der nächste Halt ist in der Jakob-Becker-Straße in der Neubausiedlung. Ein Anwohner hat seine Garage geöffnet und Plätzchen hingestellt, er hat die Musiker schon erwartet. Die Kapelle stellt sich gegenüber auf der Straße auf. Als die Musiker das Mundstück ansetzen, kommen nach und nach immer mehr Nachbarn angelaufen: Familien mit kleinen Kindern, Jugendliche, ältere Menschen. Thomas Mahrwald, ein Anwohner, hat Liedblätter mitgebracht und verteilt sie unter den Zuhörern. Etwa 30 Menschen haben sich schließlich in der Hofeinfahrt versammelt. Die Liedblätter reichen da nicht ganz aus, aber die Leute schauen zusammen in den Text. „O Tannenbaum“ wird gespielt und natürlich „O du fröhliche“ – das ist Weihnachtsstimmung. „Leise rieselt der Schnee“ steht zwar auf dem Notenblatt, aber das wird übersprungen. Bei warmen zehn Grad würde das nicht so gut passen, scherzen die Leute.
Danach gönnen sich die Musiker nur eine kurze Pause, nach wenigen Minuten geht es weiter. Auch die Menschen an der nächsten Station warten schließlich auf ihr Weihnachtsständchen. Den Abschluss des Musikzuges wird die Kapelle schließlich im Altersheim in Bechtheim darbieten, erzählt Gabi Piehler: „Wir kommen dann gerade an, wenn die Senioren dort ihre Weihnachtsfeier machen.“ Die Weihnachtslieder vom Musikverein Heßloch gehören auch dort schon fest zur Heiligabend-Tradition.