Keine Baumfällungen für Sendemast auf dem Kloppberg
Das Forstamt war nicht involviert und hat deshalb einen Rodungsstopp erlassen. Die Gemeinde Dittelsheim-Heßloch steckt nun in der Zwickmühle, denn dort herrscht schlechter Empfang.
Von Markus Holzmann
Für das Forstamt ist die Sache klar: Bei den Bäumen auf dem Kloppberg handelt es sich um den einzigen Wald im Umkreis von 20 Kilometern – die Bäume seien teils über 80 Jahre alt, natürlich gewachsen und schützenswert.
(Foto: BilderKartell/Ben Pakalski)
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DITTELSHEIM-HESSLOCH - Es war der Paukenschlag schlechthin, als Ortsbürgermeisterin Elisabeth Kolb-Noack (unabhängig) in der jüngsten Sitzung des Dittelsheim-Heßlocher Gemeinderates unter dem Punkt „Mitteilungen“ verkündete, dass das Alzeyer Forstamt einen Rodungsstopp für die Fällung von Bäumen auf dem Kloppberg erlassen habe. Sie sollen eigentlich weichen, weil dort ein Mobilfunkmast errichtet werden soll.
In einem Schreiben des Forstamtes teilt der Alzeyer Forstamtsleiter Wolfgang Vogt mit, dass eine Rodung von Bäumen nur möglich sei, wenn seine Behörde beteiligt werde. Dies sei bei der Erteilung der Baugenehmigung nicht geschehen, insofern habe man die Rodung untersagt. In ihrer Stellungnahme erklärte Kolb-Noack, dass es sich um einen Gemeindewald im Sinne des Landeswaldgesetzes handele, anders als es die Untere Naturschutzbehörde und das Bauamt in Alzey sähen, für die das Gelände eine Weinbergbrache mit Feldgehölz und unbedeutendem Baumbestand sei. Für das Forstamt dagegen gehe es um den einzigen Wald im Umkreis von 20 Kilometern, bestehend aus natürlichem, standortgerechtem und älterem Baumbestand. Durch die geplante Fällung von 19 zum Teil über 80 Jahre alten Bäumen werde der gesamte natürlich gewachsene „Urwald“ gefährdet.
In der Sitzung vom 20. November 2014 hatte der Gemeinderat der Errichtung des Funkmastes auf dem Kloppberg zugestimmt, da es aus Sicht der Verwaltung (Bauamt und Untere Naturschutzbehörde) keine Bedenken gab. Man hatte sogar die geplante Stelle zur Errichtung des Sendemastes in der Vorlage markiert, da man glaubte, so eine gute Einbindung in das Landschaftsbild zu erzielen.
Versäumnisse in der Alzeyer Kreisverwaltung?
Damals war die Gemeinde davon ausgegangen, dass die Prüfung der Fachbehörden gewissenhaft durchgeführt wurde, wobei sich jetzt herausgestellt hat, dass man vergessen hatte, das Forstamt mit ins Boot zu nehmen. Die Gemeinde hatte seinerzeit sogar der Fällung einer Rotbuche, die von etlichen Spechten bewohnt wird, zugestimmt.
Natürlich, so Kolb-Noack, mache sich die Gemeinde Vorwürfe. Die Überlegungen und Planungen zur ökologischen Aufwertung des gesamten Kloppbergs einschließlich des Allmendfeldes kamen erst später. Von der einzigartigen Bedeutung der Magerwiese mit den seltenen Pflanzen habe man erst 2015/2016 erfahren. So, wie eben jetzt erst erkennbar sei, wie wertvoll der Gemeindewald auf dem Kloppberg sei. Man habe dem Vorschlag der Behörde seinerzeit „blauäugig“ zugestimmt, ohne die einzelnen Unterlagen einzusehen. Auch Verbandsbürgermeister Walter Wagner (CDU) bestätigte, dass die Gemeinde keine Fehler gemacht habe, sondern die Versäumnisse bei der Alzeyer Kreisverwaltung zu suchen seien.
Die Gemeinde steckt nun in der Zwickmühle. Auf der einen Seite braucht der Ort dringend eine Verstärkung des Mobilfunknetzes, um einen besseren Empfang zu haben. Auf der anderen Seite gelte es, Flora und Fauna auf dem Kloppberg zu erhalten und zu schützen, war die einhellige Meinung der Ratsmitglieder.
Um für einen Ortstermin am 20. November mit dem Mobilfunkbetreiber, dem Forstamt und der Gemeinde einen Kompromiss anbieten zu können, schlug Albert Delp (CDU) vor, den Mast einfach 30 Meter nach Süden und damit außerhalb des Waldes zu positionieren. Andere Vorschläge zielten auf einen Standort bei einem schon vorhandenen Mast ab. Klar war nur, dass man auf jeden Fall einen alternativen Standort finden müsse.