Paul Schuster aus Bechtheim absolviert in Siegen seinen ersten Wettkampf als Bodybuilder
Von Martine Wirthwein
Paul Schuster vorher und nachher.
(Fotos: Schuster; Mathias Beckmann)
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BECHTHEIM - Im Leben vieler Menschen gibt es einen Punkt, an dem eine Entscheidung fällt, die die Weichen für die Zukunft stellt. Das Gewicht ist eines davon. Es ist früher Abend, es regnet, und der Wind bläst sich immer wieder zu starken kalten Böen auf. Vors Haus geht nur, wer muss. Paul Schuster muss nicht. Er hat Feierabend. Doch der Besuch im Fitnessstudio ist mindestens fünfmal die Woche seine ganz persönliche Pflicht. Paul Schuster ist Bodybuilder und hat vor wenigen Tagen in Siegen bei der 15. Deutschen Meisterschaft 2018 das Halbfinale seiner Gewichtsklasse erreicht. Ausgetragen wird dieser Wettkampf von der German Natural Bodybuilding & Fitness Federation (GNBF). Das heißt, Bodybuilding ohne Doping.
Es war sein erster Wettkampf, und es soll nicht der letzte sein. Dass Paul einmal als Bodybuilder auf der Bühne stehen würde, daran hätte er selbst wohl am wenigsten gedacht. Den Blick in den Spiegel hat der Bechtheimer lange Zeit gemieden. „Ich war früher dick, mit allen Klischees, die man sich vorstellen kann. Ich wurde gehänselt, schief angeguckt und beim Mannschaftssport in der Schule gemieden. Und ich hatte nicht die Energie, etwas dagegen zu tun“, erzählt er.
Nach einer Rückenoperation 2013 kam dann der Entschluss just am 18. Geburtstag und bei einem Gewicht von 105 Kilo: „So kann es nicht weiter gehen.“ Mit einer Diät habe er erste Erfolge erzielt, „aber mit meinem heutigen Verständnis in Sachen gesunder Lebensweise war das, was ich gemacht habe, alles andere als gesund“, sagt der mittlerweile 23-Jährige und spricht damit an, was er seit Beginn seiner Trainingskarriere praktiziert: Bodybuilding ohne „Doping“. „Etwas, das im konventionellen Bereich Gang und Gäbe ist“, sagt Schuster.
Paul Schuster vorher und nachher. Fotos: Schuster; Mathias Beckmann
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„Natural Bodybuilding“ nennt man das, was Paul Schuster betreibt. Also Muskelaufbau auf natürlichem Weg. „Bei uns wiegen auch die schwersten Athleten nur um die 88 Kilo". Das sogenannte Halbwissen und Fehlinformationen rund um den Bodybuilding-Sport hat Paul damals bewogen, sich umfassend mit diesem Thema zu beschäftigen. In Bezug auf die Wettkampfvorbereitung spricht er von Körperfettreduzierung und gleichzeitigem Erhalt des Muskelaufbaus während der Wettkampfvorbereitung, vom Wiegen einer jeden Mahlzeit, von Tagesabläufen, die sekunden- und grammgenau abgestimmt sind.
Und er erzählt von jenen Momenten, in denen er sich an der Grenze der Belastbarkeit wähnte. „Für Leistungssportler hat die Gesundheit nun mal nicht die oberste Priorität“, schmunzelt er. Unterstützung fand er bei Nicolas Rojas aus Heidelberg, der einen personalisierten Wettkampfplan aufgestellt hat. „Mit 82 Kilo kam ich damals zu ihm mit dem Vorsatz, 68 Kilo in zehn Monaten zu erreichen. Es hat genau hingehauen: „Am Wettkampftag habe ich 67,9 Kilogramm gewogen.“ Den nächsten Wettkampf im „Natural Bodybuilding“ hat er schon im Visier. 2021 möchte er wieder dabei sein. Er möchte seinem Körper Zeit geben, sich vom Stress und den Strapazen zu erholen. Pauls Ziel ist auch schon festgemacht: „Ich möchte es unter die besten sechs Teilnehmer schaffen, also ins Finale.“