WÖRRSTADT - Rund 1600 der insgesamt 8000 Wörrstädter Bürger sind 65 Jahre oder älter. Damit liegt der Anteil knapp unter dem Bundesschnitt von 21 Prozent. Doch „sowohl die Anzahl als auch der Anteil der Alten werden wohl in Zukunft steigen“, sagt Dr. Klaus Kortmann vom LQM-Marktforschungsinstitut aus Mainz. Dieses hatte im Sommer einen sechsseitigen Fragebogen an 1000 Wörrstädter ab 65 Jahren verschickt. 351 haben ihn ausgefüllt zurückgeschickt, das Ganze wurde nach Alter, Geschlecht und Ortsteilen gewichtet und ergibt so ein repräsentatives Meinungsbild mit durchaus bemerkenswerten Befunden.
24 Prozent wollen mehr Bushaltestellen
Zunächst: Es gibt durchaus Altersarmut in Wörrstadt, sechs Prozent der Senioren leben mit einem Haushaltseinkommen von maximal 800 Euro. 59 Prozent haben monatlich 1300 bis 3000 Euro. Die allermeisten Über-64-Jährigen fühlen sich wohl in der Stadt, 33 Prozent sehr wohl, 61 Prozent alles in allem. „Wir haben durchaus Kommunen, in denen sich mehr als 33 Prozent sehr wohl fühlen“, betonte Kortmann bei der Präsentation der Ergebnisse im Stadtrat. 83 Prozent wohnen im eigenen Eigentum, zwei Drittel in einem Einfamilienhaus.
Ein Drittel lebt allein, 58 Prozent mit Partnern, acht Prozent mit Kindern. Das Mobilitätsverhalten ist stark vom Auto geprägt, 81 Prozent fahren häufig, weitere zehn Prozent selten mit dem Pkw. Nur jeder Vierte nutzt zumindest ab und zu Bus, Fahrdienst oder Neubornbus, drei von vier Senioren werden zumindest dann und wann im Auto mitgenommen. Zufrieden mit der Erreichbarkeit von Apotheken, Lebensmittelgeschäften, Verwaltung, Bank, Friseur und Allgemeinmedizinern sind jeweils mindestens 80 Prozent der Befragten. Deutlich weniger sagen dies über Fachärzte (28 Prozent) und ÖPNV-Haltestellen (24 Prozent).
IM RAT NOTIERT
Die städtische Internetpräsenz wird von den Senioren kaum als Informationsquelle genutzt.
Eine Seniorenbegegnungsstätte würden sich neun von zehn Befragten wünschen – 41 Prozent ohne Einschränkung, 39 Prozent je nach Ausgestaltung, zehn Prozent ohne Festlegung diesbezüglich. „90 Prozent, das ist ein sehr hoher Anteil“, hielt Kortmann fest. Am beliebtesten wären als Angebote Seniorengymnastik, Vorträge und ein Gesprächstreffpunkt. Jeweils zwischen 40 und 46 Prozent der Befragten sehen als denkbare Leitung der Einrichtung einen noch zu wählenden Seniorenbeirat, die Stadt, eine gemeinnützige Einrichtung oder ein ehrenamtliches Team. Nur fünf Prozent können sich einen kommerziellen Träger vorstellen. 28 Prozent wären bereit, selbst ehrenamtlich mitzuhelfen. Am beliebtesten wären Öffnungszeiten wochentags am Nachmittag. Dass es bereits Seniorennachmittage der Stadt gibt, ist jedem zweiten Befragten gar nicht bekannt, vom Angebot der Kirchen wissen 60 Prozent nichts.
Die Marktforscher leiten aus den Ergebnissen einige Handlungsempfehlungen ab. So sollten das Radwegenetz auf Seniorengerechtigkeit überprüft, Verbesserungen beim Lieferservice erreicht und das Bushaltestellennetz optimiert werden. Hinsichtlich der Seniorenbegegnungsstätte solle die Stadt die Initiative ergreifen. Das hatte, wie Helmut Eberle betonte, die CDU bereits vor zweieinhalb Jahren im Stadtrat beantragt. „Ich hoffe, dass wir bald zur Umsetzung kommen“, erklärte der CDU-Sprecher. Stadtbürgermeister Ingo Kleinfelder (SPD) erkannte in der Erhebung eine Reihe Punkte, „mit denen wir uns in nächster Zeit in den Gremien auseinandersetzen werden“. Im Rahmen der Innenstadtsanierung ist, so Kleinfelder, ein „Haus der Vereine“ vorgesehen. Damit könne die Nachfrage nach einer Begegnungsstätte aber kurzfristig nicht bewältigt werden. Eberle regte daher an, Räumlichkeiten anzumieten. Es gehe, merkte der Beigeordnete Gerhard Seebald (SPD) an, nun zunächst darum, ein Konzept zu erstellen.