Welkindertag – Jungen und Mädchen spielen und basteln in Wörrstadt
Von Pascal Schmitt
Reporter Rheinhessen Süd
Wer findet das „A“ oder das „M“? Die Kinder suchen die Buchstaben, die zu ihrem Namen gehören, um ihn auf die Scrabblewand zu stecken. Elke Scheiner von Afemdi schaut ihnen dabei über die Schultern. Foto: photoagenten/Carsten Selak
( Foto: photoagenten/Carsten Selak)
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WÖRRSTADT - Wer am Mittwochmorgen seine Erledigungen auf der Verbandsgemeinde machen will, der hat es ein bisschen schwerer als sonst. Parken auf dem Gelände? Nicht möglich. Absperrungen und Flatterband verhindern die Zufahrt auf den Vorplatz. Nicht wegen des gesprengten Geldautomaten (die AZ berichtete), sondern weil der Platz an diesem Vormittag für rund 60 Kinder reserviert ist, die munter basteln, malen und schreiben. Anlass ist der Weltkindertag.
In 145 Ländern wird der Tag gefeiert
Mit Adleraugen werden die Buchstaben auf dem großen Tisch gesucht. Je mehr Kinder sich bereits an der Wand verewigt haben, desto schwieriger wird das Unterfangen. „Ich brauch’ ein A“, ruft ein Mädchen, dass nach erfolgloser Suche etwas verzweifelt vor dem Buchstabensalat steht. Doch den Vokal haben die Kinder vor ihr schon aufgebraucht. Also gilt es, die restlichen Buchstaben um eines der „As“ an der großen Wand herum zu legen. Kein Problem für das Kitakind. Denn ihren Namen schreiben kann sie.
Unter dem Pavillon wird währenddessen eifrig gemalt. Die Filzstifte fliegen über das Papier und schießen auch gerne mal über das Ziel hinaus. Mit den Außenlinien nimmt es keiner so genau. Aber wer beim Malen gleichzeitig singt, der darf die millimetergenauen Ausmalkünste auch mal schleifen lassen.
RECHTE
Die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen hat 54 Artikel zu den Rechten für Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr verfasst. Rechte, die jeder Mensch hat. Darunter auch die Rechte auf Leben, Identität, Schutz und Freizeit. Alle Artikel der Kinderrechte sind nachzulesen unter www.unicef.de/kinderrechte.
Nicht schleifen gelassen wird allerdings der Hintergrund des Festes. Über den immer bunter werdenden Bildern steht groß „Mein Recht auf ...“ Darunter Symbolbilder spielender Kinder. Gedankenvorlagen und Inspiration für das, was den Kindern noch bevorsteht. Denn die Schlagworte der „Himmelsleiter der Kinderrechte“ müssen noch mit aussagekräftigen Bildern geschmückt werden. Doch zuerst wird am Tisch nebenan gestanzt und geprägt. Das Betreuerteam sorgt dafür, dass jedes Kind einen Ansteckbutton bekommt. Die Aufschrift: „Weltkindertag 2017 – Kindern eine Stimme geben.“ Denn was die Grundschul- und Kitakinder an diesem Tag machen, ist weltweit keine Selbstverständlichkeit. Während in Europa alle ihren Namen schreiben können, in die Schule gehen, spielen und basteln, steht andernorts schwere Feldarbeit auf dem Programm. In den Augen des Deutschen Kinderhilfswerks und der Organisation Unicef ein Unding. Jedes Kind auf der Welt habe das Recht auf Bildung und Spielen. Genauso wie auf elterliche Fürsorge, Meinungsäußerung, Gleichheit und Schutz vor Ausbeutung und Gewalt.
Seit 27 Jahren gibt es den Weltkindertag. In 145 Ländern wird er gefeiert. Rund zwei Milliarden Kinder profitieren von den Kinderrechten. Seit 1992 ist es auch ein fester Termin in Deutschland. Seit diesem Jahr auch in Wörrstadt. Dank Susanne Schwarz-Fenske, Generationsbeauftragte der VG. Ihr sind die Kinderrechte ein besonderes Anliegen. „Es ist wichtig, dass die Kinder um ihre Rechte wissen“, sagt sie. Der Aktionstag soll diese vermitteln. Doch die Tragweite reicht weiter: „Die Kinder transportieren die Inhalte dann an ihre Eltern.“ Ein Fest, das dazu beitragen soll, dass wenigstens in Deutschland kein Heranwachsender ungerecht behandelt wird.
Wie es an anderen Orten der Welt aussieht, weiß Elke Scheiner, Mitglied von Afemdi Deutschland, eine Organisation, die sich für die Alphabetisierung in Kamerun einsetzt. Sie hat die Scrabblewand mitgebracht, an der die Kinder unter Beweis stellen können, was Gleichaltrigen in Afrika oftmals versagt bleibt: das Schreiben. Doch nicht nur der Umgang mit Buchstaben unterscheidet die Kinder hier von denen dort, wie die Rückseite der Wand zeigt, worauf ein Teppich zu sehen ist, den Frauen aus Kamerun gestaltet haben.
Abbilder ihres Alltags. Wasserkanister auf dem Kopf, Arbeiten im Feld mit der Hacke oder auch die strohgedeckten Hütten der Frauen sind abgebildet. „Alle Kinder sollen in die Schule gehen können“, findet Scheiner. Und die Kinder der Kitas stimmen ihr zu. Sie sind froh, dass sie in Deutschland leben und nächstes Jahr von einem ihrer Rechte Gebrauch machen können. Dem Recht auf Bildung.