Konzert des Wörrstädter Sängerbunds für guten Zweck
Fast wie bei einer Jam-Session: Jeder macht, was er will – ein Winterkonzert der ungewöhnlichen Art.
Von Jochen Werner
Kein Frontalkonzert: Die Chöre mischten sich unter das Publikum.
(Foto: BilderKartell/Axel Schmitz)
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WÖRRSTADT - Das diesjährige Winterkonzert des Sängerbunds 1846 Wörrstadt in der Neubornhalle war ein ganz besonderes. Einmal, weil Weihnachtslieder nicht der eigentliche Schwerpunkt waren. Vor allem aber, weil es kein Frontalkonzert von der Bühne aus war, sondern die teilnehmenden Chöre sich im Saal teilweise mitten unter das Publikum mischten, die Halle zu einem Gesamtklangkörper werden ließen. Und zum Dritten, weil der Gesamterlös des von Anne-Line Bodestedt und Harald Schrauth moderierten Abends der Evangelischen Sozialstation Wörrstadt-Wöllstein zugute kam.
Das Publikum wird eingebunden
So abwechslungsreich und spannend, so locker und leicht, wie es sich Sängerbundchefin Christa Oleschak gewünscht hatte, wurde das Benefiz-Konzert tatsächlich. Ohne ausgelegte Programmhefte, dafür mit Chören, die entweder für sich allein auftraten oder zusammen in der Gemeinschaft. Mit einigen Premieren, wie bei der Interpretation von Leonard Cohens „Hallelujah“, bei der sich die 14 Sängerinnen und Sänger aus Udenheim zur Gemeinschaft aus Wörrstadt und Eschborn gesellten, bis mehr als 100 Chormitglieder vor der großen Fensterfront standen.
Auch ohne vorherige Probe klappte das perfekt. Damit bekam das Konzert, das leise und besinnlich anfing, seinen ersten dynamischen Höhepunkt. Genau dafür ist „Hallelujah“ geradezu prädestiniert, und genau das wurde vom Publikum mit lang anhaltendem Applaus und großem Jubel honoriert.
Was folgte, war das, was Chorleiter Martin mit schelmischem Grinsen „Rudelsingen“ nannte: Das Publikum wurde eingebunden. Den Text zu „Leise rieselt der Schnee“ haben schließlich die allermeisten irgendwann einmal gelernt. „Das ist wunderschön für die Menschen, aber eigentlich fürchterlich für die Musiker“, so Bender und wusste, „dass das Singen einfach glücklich macht und niemand wirklich falsch singen kann. Das Begrüßen der Adventszeit jedenfalls gelang ausgesprochen gut und mit einem völlig neuen Klangerlebnis, das sich in alle Ecken des Saales ausbreitete.
Mit der Singfonie Eschborn, dem Gospelchor Budenheim, dem Sängerbund Udenheim und den eigenen Chören Cantiamo und Chorallen hatten Bender und Oleschak ein umfassendes, modernes und nie langweiliges Programm zusammengebastelt, zu dem Oxana Grebneva wesentlich beitrug. Die Konzertpianistin leitete mit dem Walzer aus Peter Tschaikowskys „Jahreszeiten“ und Sergej Rachmaninows Etude in Es-moll aus dem „Schneesturm“ in die Drittelpausen über.
Erst geistlich und weihnachtlich, dann mit bekannten Melodien und Evergreens aus der ganzen Welt, zum Schluss lebhaft mit Pop und Jazz, wobei nicht mehr moderiert wurde, sondern fast wie bei Jam-Sessions jeder machen konnte, was er wollte. Mitsingen oder sitzen bleiben und genießen.
Die Sänger umgarnten ihr Publikum, der Konzertabend löste sich quasi auf, ging unwillkürlich in eine After-Show-Party mit Essen, Trinken und einer Tombola über.
Zuhören, mitmachen und Gutes tun. Zeigen, wie einfach es ist, anderen Mut zu machen und zu helfen. All das wollte der Sängerbund beim Publikum erreichen. „We are the world. Wir alle können helfen!“, forderte Oleschak zum Nachdenken und Handeln auf. Dr. Wolfgang Theis, Vorsitzender der Sozialstation, sprach denn auch für alle: „Jeder, der nicht gekommen ist, hat etwas versäumt.“ Dieses Benefizkonzert sei der ideale Abschluss des 40. Jubiläumsjahres der Station.