Ehrenamtler gestalten Mehrgenerationenplatz in Wallertheim
Von Steffen Nagel
Redaktionsleiter Lokalredaktion Alzey
Am Dienstag brachten die Ehrenamtler die Sandfläche auf der neuen Boulebahn an. Foto: photoagenten/Axel Schmitz
( Foto: photoagenten/Axel Schmitz)
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WALLERTHEIM - Majestätisch ragt sie in den Himmel, das dichte Blätterdach taucht den Platz unter ihr in kühlen Schatten. Hunderte von Jahren ist die Kastanie in der Schimsheimer Straße alt. Viele Wallertheimer kennen den stattlichen Baum seit ihrer Kindheit. Auch Ortsbürgermeisterin Karla Martin hat als kleines Mädchen unter ihr gespielt. Und sie wird es schon bald wieder tun. Im August soll hier offiziell ein Mehrgenerationenplatz eröffnet werden. Mit Boule-Feld, Schachtisch, Tischtennisplatte und Sitzbänken. Kostenpunkt für die Ortsgemeinde: null Euro. Das gesamte Projekt wird von der Ehrenamtsgruppe „Wallertheim aktiv“ in Eigenregie gestemmt.
„Wir wollten das Gelände erweitern“, sagt Mitglied Günther Maus und deutet auf die Skateboard-Halfpipe und den Basketballkorb, vor Jahren gestiftet vom SPD-Ortsverein. Die Angebote werden von Jugendlichen zwar nach wie vor genutzt, dennoch war man sich bei „Wallertheim aktiv“ einig: Der Platz könnte belebter sein.
Nicht zuletzt, weil das gesamte Areal Geschichte atmet. In grauer Vorzeit ein Friedhof, wurde es später als öffentlicher Turnplatz und noch später als Spielwiese für die Knirpse des angrenzenden Kindergartens genutzt. Der ist jedoch seit über 20 Jahren geschlossen, das marode Gebäude dient aktuell den Taekwondo-Sportlern aus Armsheim als Trainingsort und beherbergt den Jugendtreff. Ortschefin Karla Martin ist überzeugt: „Über kurz oder lang muss es wohl abgerissen werden.“
An den hinteren Teil des künftigen Mehrgenerationenplatzes schmiegt sich die alte Turnhalle. 1931 wurde die ehemalige Wehrmachtsbaracke, die die Bürger eigenhändig aus Mainz nach Wallertheim geschafft hatten, eingeweiht. Ende der 80er verlor sie mit dem Bau der neuen Mehrzweckhalle ihre Funktion und steht seitdem leer. Auch ihre Zukunft ist offen, es gebe ein paar Ideen, aber nichts Konkretes, sagt Martin. Konkrete Formen nimmt derweil der Platz unter der Kastanie an. Zwischen 2500 und 3000 Euro, schätzt Marcus Michel von den Ehrenamtlern, würde das Projekt wohl normalerweise kosten. Dank Spenden und Eigenarbeit wird der Gemeindesäckel nicht belastet.
Hilfe kommt von allen Seiten
Die Hilfe kommt von vielen Seiten. Landwirte fahren mit ihren Traktoren Erde weg, ein Bürger mit Radlader lädt Schotter ab, die benachbarte Firma Stahlwerk half per Kran beim Abbau der massiven Tischtennisplatte aus Beton. Das fünf mal 15 Meter große Boule-Feld entstand dank mehrerer Helfer innerhalb von vier Wochen.
Mit Projekten wie diesen haben die Mitglieder von „Wallertheim aktiv“ mittlerweile Erfahrung. Beim Bau des Gartens der Erinnerung am Friedhof packten sie ebenfalls mit an (die AZ berichtete). Nur eins gilt es bei den Arbeiten am Mehrgenerationenplatz genau zu beachten: „Weil es ein Naturdenkmal ist, dürfen wir im gesamten Bereich unter der Krone der Kastanie keine Erdbewegungen durchführen“, erklärt Michel die strengen Vorgaben des Naturschutzes.
Einen festen Namen für den neuen Treffpunkt für Jung und Alt gibt es derzeit noch nicht. „Wir liebäugeln ja immer noch mit ‚Platz unter der alten Kastanie‘“, sagt Günther Maus und erntet ein Lächeln von seiner Ortsbürgermeisterin. Viel wichtiger als der Name ist für Karla Martin, dass der Platz auch von der Bevölkerung genutzt werde. Marcus Michel sagt: „Bis jetzt haben wir schon eine recht gute Resonanz auf das Projekt erhalten.“
Ob sich tatsächlich bald viele Wallertheimer unter der majestätischen alten Kastanie versammeln, um Kugeln zu werfen, Bälle zu schmettern oder einander Schachmatt zu setzen, muss die Zukunft zeigen. Es wäre ein weiteres Kapitel in der Geschichte eines Platzes mit bewegter Vergangenheit.