Die beste Freundin übernimmt: Nadine Großhardt ist neue Jugendpflegerin in Wallertheim
Von Jonas Hermann
Nadine Großhardt versteht sich als unabhängige Ansprechpartnerin für Jugendliche. Foto: pa/Axel Schmitz
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WALLERTHEIM - Schöner kann man kaum in den neuen Job kommen: Nadine Großhardt (25) hat das Amt der Wallertheimer Jugendpflegerin von ihrer besten Freundin Marie-Luise Szarka geerbt. „Geplant war das nicht, es hat sich eher so ergeben“, sagt Großhardt. Weil der Vertrag für die Jugendpflegerin immer nur ein Jahr läuft, und Marie-Luise Szarka andere berufliche Pläne hatte, kam das eine zum anderen.
Seit Jahreswechsel ist nun Nadine Großhardt die offizielle Ansprechpartnerin für Wallertheimer zwischen zwölf und 18 Jahren. Ihre wichtigste Aufgabe: Zwei Mal in der Woche den Jugendtreff in der Schimsheimer Straße leiten. „Hier können die Jugendlichen einfach mal abschalten“, sagt Großhardt. Die Ausstattung des Treffs kann sich sehen lassen: Billard, Kicker, Dart-Scheibe und ein Computer stehen für die Jugendlichen zur Verfügung. Auch Brettspiele und eine Musikanlage gehören zum Inventar. Die Räume hat Großhardts beste Freundin zusammen mit den Jugendlichen renoviert. Großhardt verkauft in dem Treff Chips, Schokolade und Getränke zum Einkaufspreis.
Und wie sind sie denn so, die Jugendlichen von heute? Nadine Großhardt überlegt kurz und sagt: „Sie fangen früher mit allem an, was Erwachsene ausmacht – aber dann gibt es doch wieder die Momente, in denen man merkt, dass sie Kinder sind.“ Sie sieht sich als unabhängige Ansprechpartnerin für alle Fragen und Nöte der jungen Menschen. „Ich will, dass sie auch bei Problemen zu mir kommen, dass sie wissen: Hier ist jemand, der mir weiterhilft, aber keiner Institution angehört.“ Unabhängigkeit ist ihr gerade in einem kleinen Ort wie Wallertheim wichtig, weil engmaschige Vereinsnetze eben auch den Nachteil haben, dass von Problemen des Einzelnen bald sehr viele wissen.
Da trifft es sich gut, dass Nadine Großhardt mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen in Wörrstadt lebt. Ihr Dominic ist sechs Jahre alt, sein Bruder Louis kam vor vier Monaten auf die Welt. Er ist auch ein Grund, warum die Stelle in Wallertheim für sie wie gerufen kam: „Ich wollte im Beruf bleiben, kann aber mit einem sehr kleinen Kind zuhause nicht voll arbeiten“, sagt Großhardt. Sie hat in Wiesbaden Soziale Arbeit studiert und das Studium mit dem Bachelor abgeschlossen.
Jugendliche als Abwechslung zu ihren zwei kleinen Kindern
Dass sie mit Jugendlichen arbeiten will, hat auch mit ihren zwei kleinen Kindern zu tun: „Wenn man zwei daheim hat, will man im Beruf ja etwas Abwechslung haben.“ Erfahrung mit jungen Menschen hat sie in der Ferienbetreuung der VG Wörrstadt gesammelt und bei einem Praxissemester in der Schulsozialarbeit.
Sie versteht die Jugendlichen besser als viele andere junge Erwachsene, allerdings auch nicht immer. „Du bekommst ja Para dafür“, sagte letzthin ein Jugendlicher zu ihr. Großhardt musste sich dann erstmal erklären lassen: „Para“ ist bei Jugendlichen ein Begriff für Geld. Das „Para“ für Großhardts Stelle kommt von der VG Wörrstadt, die auch den Jugendtreff bezuschusst.
Fünf Jugendliche kommen regelmäßig hierher. Wegen der Schule und den Vereinen sind sie sehr eingespannt, sagt Großhardt, die den Jugendtreff als Ruhepol und Gesprächsangebot sieht. „Man kann gut mit den jungen Leuten reden“, sagt sie, „ich bekomme Sachen erzählt, die sie sicher nicht überall erzählen würden.“ Manchmal wird sie auch nach Beziehungstipps gefragt. Da kennt sie sich ein bisschen aus. Großhardt ist seit eineinhalb Jahren mit ihrem Mann Max (26) verheiratet.