Die Zuleitung liegt schon, die Konzession ist vergeben – jetzt legt Spiesheim seine Erdgaspläne auf Eis. Der Gemeinderat ist unsicher, ob Gas noch die Energie der Zukunft ist.
Von Torben Schröder
„Wir wollen Erdgas“, sagt Spiesheims Ortschef Hans Philipp Schmitt. Doch mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine ist die 1000-Einwohner-Gemeinde unsicher geworden, ob dies noch die Energie der Zukunft ist. Alle Pläne sind erst mal auf Eis gelegt.
(Archivfoto: dpa)
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SPIESHEIM - Die Pläne liegen in der Schublade, die Abstimmung war schon im Gange. In einem Aufwasch wollte die Gemeinde Spiesheim die Überland-Leitungen in die Erde holen, Gas und Glasfaser verlegen sowie die Straßenbeleuchtung auf neue LED-Masten umstellen. Dann begann der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Deshalb liegen die Pläne nun auf Eis, denn niemand weiß, welche Zukunft Gas als Energieträger hat. Auch bei einem zweiten Großprojekt der 1000-Einwohner-Gemeinde spielen die aktuellen Entwicklungen eine Rolle.
„Wir haben unlängst zusammengesessen und gesagt, wir schieben alles vier bis sechs Wochen nach hinten“, erzählt Ortsbürgermeister Hans Philipp Schmitt. Wir, das sind Gasnetzbetreiber Westnetz, Energie- und Internet-Anbieter EWR sowie der Energie- und Servicebetrieb der Verbandsgemeinde Wörrstadt. Nur einmal die Straße aufmachen und in zwei Abschnitten in der Gemeinde alle Arbeiten erledigen, das war und ist der Plan.
„Wir wollen Erdgas legen. Der Rat hat schon zugestimmt, die Konzession ist vergeben, die Zuleitung von Wörrstadt kommend liegt bis zum Ortseingang“, sagt Schmitt. Mitte März sollten die Ausschreibungen erfolgen. „Wir haben alles vorbereitet, die Präsentation für die Bürger und die Homepage, mit Kosten und Bauabschnitten und Zeitrahmen. Wir wollten auch schon eine Bürgerversammlung machen.“ Doch dann flogen die Bomben.
Die Abhängigkeit vom russischen Gas bewirkte ein Umdenken. Dass der Energieträger politisch unter Druck gerät, kommt hinzu. „Wenn tatsächlich bald Schluss mit Gas ist, brauchen wir uns die Arbeit nicht mehr zu machen“, sagt Schmitt. „Im Moment ist Stillstand. Wir warten ab, wie in Berlin entschieden wird.“ Die Internetversorgung in Spiesheim sei insgesamt in Ordnung. Die Maßnahmen zur Straßenbeleuchtung werden teilweise über die wiederkehrenden Beiträge auf die Bürger umgelegt. In der nächsten Ratssitzung will Schmitt die Satzung verabschieden. Mit der Teuerung der Energiepreise fällt auch der energetische Zustand des Sportheims immer mehr ins Gewicht. „Das Gebäude ist in die Jahre gekommen, über 40 Jahre alt und in Sachen Energieeffizienz total am Tiefpunkt“, sagt Schmitt, „die Betriebskosten laufen aus dem Ruder.“ Ein Eternit-Dach ohne Dämmung, Wände aus verputzten Hohlblöcken – hat man mal so gemacht, bringt aber im Sommer viel Hitze und im Winter viel Kälte. Abriss und Neubau sind beschlossen.
„Das soll ein Vorzeige-Sportheim geben, so hat es ein Mitarbeiter der Verbandsgemeinde tituliert“, sagt der Ortschef, „energetisch allen Normen entsprechend.“ Nun geht es an die Vergabe der Architektur- und Planungsleistungen. Einen Gastwirtschaftsraum soll es weiterhin geben, über Kabinen und Nasszellen hinaus auch mehr Lagerräume für Gemeinde und Sportverein, um die Container überflüssig zu machen.
Dazu sind Photovoltaik und Nahwärme angedacht, womöglich in einem gemeinsamen Netz mit Feuerwehr und Sängerhalle. Auch einige Nachbarn hätten schon Interesse signalisiert, angeschlossen zu werden, da bei ihnen Heizungserneuerungen anstehen. „In der nächsten Ratssitzung kann man zu Kosten und Zeit vielleicht schon mehr sagen“, kündigt Schmitt an. Fördertöpfe müssen gefunden, die Baugenehmigung eingeholt werden. Abriss in der Sommerpause ist die Idealvorstellung. „Wir wollen viel in Eigenhilfe machen, die Ehrenamtlichen scharren schon mit den Hufen.“