Klaus Scheuermann: Ein Leben für Christian Heinrich Rinck
Anlässlich des 10. Deutschen Orgeltages erinnert sich Elke Scheiner an das Leben und Schaffen von Klaus Scheuermann, der ein passionierter Rinck-Liebhaber war.
Von Elke Scheiner
Klaus Scheuermann bei der Einweihung der renovierten Orgel in Wallertheim. Sein musikalisches Wirken war geprägt von dem Organisten und Komponisten Christian Heinrich Rinck.
(Archivfoto: Schmitz)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
VG WÖLLSTEIN - Klaus Scheuermann besaß ein ungeheures Wissen über historische Orgeln und insbesondere auch über deren Technik. Zusammen mit dem Organisten und Musiklehrer Joachim Schreiber aus Osthofen gründete er einen „Liebhaberkreis rheinhessischer Denkmalorgeln“. Scheuermann schuf für die Orgelmusikszene ein Netzwerk – so würde man heute sagen –, um die Musik von Christian Heinrich Rinck wieder so bekannt zu machen, wie sie vor 200 Jahren zu seinen Lebzeiten war. Anlässlich des 10. Deutschen Orgeltages der Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands am Sonntag, 13. September, schauen wir auf das Leben des Pfarrers und Orgelsachverständigen Klaus Scheuermann zurück. Scheuermann verstarb am 22. April in Bingen und hinterließ seine Spuren unter anderem als Vereinsgründer, langjähriger Erster Vorsitzender und Ehrenvorsitzender der „Christian Heinrich Rinck Gesellschaft Darmstadt“.
Sein Forschen und Tun widmete der Organist nicht nur der Rinck-Gesellschaft, sondern auch Rincks Zeitgenossen, dem Pfarrer und Schriftsteller Friedrich Christian Laukhard. In der „Friedrich Christian Laukhard Gesellschaft Wendelsheim“ war Klaus Scheuermann Gründungsmitglied und stellte sich bei musikalischen Veranstaltungen immer als Organist mit Werken von Rinck zur Verfügung.
Geboren wurde Scheuermann am 24. November 1936 als ältester von drei Brüdern. Sein Vater war Pfarrer in Wallertheim und Dekan. Sohn Klaus studierte Evangelische Theologie in Heidelberg und Mainz und parallel „quasi nebenbei“ Kirchenmusik in Frankfurt. Letzteres ist umso bemerkenswerter, weil er seinem exzellenten Abschluss in Theologie auch noch ein C-Organisten-Examen hinzufügen konnte.
Seine musikalische Begabung zeigte sich früh. Bereits als Achtjähriger entdeckte er in der Wallertheimer Kirche je ein Exemplar der Orgelschule und eines Choralbuchs von Rinck und wurde damit bereits sehr, sehr jung „Rinckianer“. Bereits damals spielte er Orgel, obwohl er die Fußpedale noch nicht erreichen konnte. 1974 wurde er Pfarrer in Darmstadt-Wixhausen. Die 1827 in der evangelischen Kirche von Rinck eingeweihte Bernhard-Dreymann-Orgel, die das Meisterstück des Mainzer Orgelbaumeisters war, inspirierte ihn 1980 zum ersten Versuch, eine Rinck-Gesellschaft zu gründen. Letztlich war dieser Ansatz noch nicht erfolgreich. Allerdings konnte Klaus Scheuermann erleben, dass die Dreymann-Orgel im Jahr 2013 restauriert wurde.
Zum 150. Todesjahr Rincks zeigte das Haus der Geschichte 1996 in Darmstadt eine Rinck-Ausstellung und suchte nach Organisten, die Rinck spielten. Es meldete sich natürlich Klaus Scheuermann. In der Folge wurde am 7. August 1996 im Karolinensaal im Haus der Geschichte in Darmstadt unter Führung von Scheuermann die heutige „Rinck-Gesellschaft“ gegründet.
Für Klaus Scheuermann begann eine Zeit intensiver Arbeit für die Gesellschaft. Er gab den Newsletter „Rund um Rinck“ heraus, pflegte den Kontakt zu den Nachkommen Rincks, knüpfte Kontakte zu dessen Geburtsort Elgersburg in Thüringen und erreichte dort die Aufstellung eines Denkmals.
2004 trat Scheuermann aus privaten Gründen nicht mehr als Vorsitzender an. Fortan begleitete er den Verein als Ehrenvorsitzender, gelegentlich auch durch in der Führung der Gesellschaft unruhige Zeiten. Als er nach langer Krankheit im Herbst 2015 wieder nach Hause gekommen war, nahm er sofort wieder regen Anteil an der Arbeit der Gesellschaft. Glücklicherweise ging es ihm wieder so gut, dass er nicht nur am heimischen Küchentisch mitwirken, sondern auch wieder einige Konzerte und Veranstaltungen besuchen konnte.