Siefersheim/Wahlheim: Jungwinzer-Paar bringt neue Weinlinie für junge Leute auf den Markt
Von Steffen Nagel
Redaktionsleiter Lokalredaktion Alzey
Klara Mittrücker und Simon Müller-Oswald präsentieren zwei ihrer neuen „Pura Vida“-Weine. Foto: photoagenten/Carsten Selak
( Foto: photoagenten/Carsten Selak)
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SIEFERSHEIM/WAHLHEIM - Das pure Leben – Klara Mittrücker hat es kennengelernt auf ihren langen Reisen rund um den Erdball. Monatelang erforscht die junge Frau aus dem beschaulichen Siefersheim als Backpackerin ferne Länder und Kontinente, trifft Menschen, lernt fremde Kulturen kennen. Als sie vor rund einem Jahr nach Hause zurückkehrt, bringt sie mehr mit als nur einen Rucksack voller schmutziger Wäsche. Viele Eindrücke und Erinnerungen hat die 25-Jährige im Gepäck. Und eine Idee. Kann man Lebensfreude in eine Flasche füllen? Klara Mittrücker ist überzeugt: Man kann. Und sie macht ernst. Seit März vermarktet die angehende Winzerin gemeinsam mit ihrem Freund Simon Müller-Oswald unter dem Label „Pura Vida“ Weine für junge Leute, die Spaß machen sollen.
Zeitplan ist eng gestrickt
2013 ist Mittrücker das erste Mal in der Welt unterwegs. Vier Monate bereist sie gemeinsam mit einer Freundin Länder wie Nicaragua oder Costa Rica. Hier kommt sie zum ersten Mal in Kontakt mit dem Motto, das ihrer neuen Weinlinie später den Namen geben wird. Pura Vida, wörtlich übersetzt „pures Leben“ – es ist die Lebenseinstellung der Costa Ricaner und steht für Leichtigkeit, Optimismus, Genuss. Erstmals kommt der jungen Frau der Gedanke, später mal einen Wein so zu nennen.
Doch es dauert drei Jahre und eine weitere Fernreise, bis aus der fixen Idee ein konkretes Projekt wird. Ein halbes Jahr lang zieht es Mittrücker dieses Mal nach Neuseeland, wo sie mit 40 Mitstreitern aus aller Welt ein Praktikum in einem großen Weingut macht. „Der Job war spannend, aber noch spannender war das drumherum“, sagt Klara Mittrücker heute. Sie unternimmt Abstecher in andere Länder, nach Indien, Vietnam, Thailand, Kambodscha, auf die Cook-Inseln. Und kommt mit vielen Menschen in Kontakt, allein ihr Beruf liefert schon genug Gesprächsstoff. Als sie zurückkommt, weiß die 25-Jährige, welche Zielgruppe „Pura Vida“ ansprechen soll. Jene jungen Menschen, die sich für Wein interessieren, aber noch nicht so viel Ahnung haben, die mit Leichtigkeit und Freude langsam herangeführt werden wollen.
Drei Weine wählen Mittrücker und Simon Müller-Oswald dafür aus, allesamt feinherb, nicht zu trocken, einsteigerfreundlich: einen Weißwein- und einen Rosécuvée, dazu ein fruchtiger Sauvignon Blanc.
Dann beginnt der schwere Teil. Wie gestaltet man Lebensfreude, so, dass der Kunde sie auch erkennt? Die ersten Entwürfe der Designagentur sind ernüchternd, entsprechen so gar nicht dem, was sich das Jungwinzerpaar vorgestellt hat.
Der Zeitplan ist eng gestrickt, doch das Projekt gerät ins Stocken. Geld steht auf dem Spiel, der Frust entlädt sich mitunter in Streit und Vorwürfen. Heute wissen beide: „Das ganze Vorhaben, mit all seinen Höhen und Tiefen, hat uns zusammengeschweißt.“ Klara und Simon beißen sich durch. Und finden ein Design, das ihrem Gedanken gerecht wird. Bunte Stadtkarten bilden den Hintergrund der Etiketten, Washington, Neu-Delhi, Yangon. Die Bordüre des kleinen Begleitheftchens und der Kartons zieren Sehenswürdigkeiten der Metropolen. „Wir wollen Reiselust und Weltoffenheit vermitteln“, erklären die beiden, warum sie sich gegen deutsche Städte entschieden haben. Den Namen „Pura Vida“ lassen sich die beiden patentrechtlich für alkoholhaltige Getränke in Deutschland schützen.
6000 Flaschen füllen Mittrücker und Müller-Oswald ab, Nachschub wird in Tanks gelagert. „Wir mussten so viel produzieren, wie es unsere Keller hergeben, um gleichbleibende Qualität garantieren zu können“, erklärt der 24-Jährige die große Menge. Die ersten Gehversuche kommen gut an, auf einer Messe in Bochum verkauft das Paar direkt 400 Flaschen im Dreierpaket. „Lebensfreude to go quasi“, sagt Simon Müller-Oswald und lacht.
Vor allem bei Privatkunden und im Internet verkaufe sich die neue Linie gut, berichten die beiden Jungwinzer. Ob sie sich auf Dauer im hart umkämpften Weinmarkt behaupten können, muss die Zeit zeigen.
Was in jedem Fall aber fest steht: Klara Mittrücker will auch weiterhin verreisen, vielleicht schon über Weihnachten. Südamerika steht bei ihr hoch im Kurs. Genauso wie bei ihrem Freund Simon. Auch er ist mittlerweile auf den Geschmack bekommen. Kein Wunder, schließlich geht es darum, das pure Leben kennenzulernen.