Siefersheim: Panneschwenker bestehen seit zehn Jahren
Von Ulla Grall
Die Panneschwenker bestehen seit zehn Jahren. In der Küche aufgereiht haben sich (v.l.) Andrea Seyberth, Basti Rathgeber, Willi Schenk, Roland Seyberth, Robert Moore, Friedemann Seldner, Reiner Seyberth und Erik Klein. Foto: photoagenten/Carsten Selak
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SIEFERSHEIM - Wer beim nächsten Treffen der Küchenchef ist, wird ausgewürfelt. „Der hot die Kapp uff“, erklärt Reiner Seyberth, Vorsitzender des Vereins „Die Panneschwenker“. Seit zehn Jahren besteht ihr Verein, am 30. April feierten sie ihr Jubiläum – mit einem großen Essen natürlich.
Jeden ersten Donnerstag im Monat trifft sich die muntere Truppe in der eigenen, fast profimäßig ausgestatteten Küche im Keller des Seyberth’schen Hauses. Da wird dann geschnippelt, gehackt, gesotten und sautiert, was das Zeug hält. Andrea Seyberth ist Schriftführerin des Vereins und, weil sie das Protokoll führt, zu den Kochabenden zugelassen, darf essen, was die Herren zubereiten, aber nicht den Kochlöffel schwenken.
„Auch die anderen Frauen sind Mitglieder, kochen aber nicht“, erklärt Reiner, der heute gemeinsam mit seinem Bruder Roland das Küchenzepter schwingt. Zu siebt sind die Köche an diesem Abend, denn Willi Schenk, Panneschwenker der ersten Stunde und nun „im Ruhestand“, ist mit von der Partie. Als förderndes – und essendes – Mitglied ist er dem Verein treu geblieben. „Eigentlich kann der Willi auch gar nicht kochen“, verrät Reiner. „Aber die Scholle, die er mal gebraten hat, das war die Beste, die ich jemals gegessen habe.“
Ein passionierter Pizzabäcker war Friedemann Seldner schon mit 13 Jahren und „spiegelverkehrt geflochtener Hefezopf“ ist eine Spezialität von ihm. „Aber daheim stell ich mich nicht vier Stunden in die Küche.“ Erinnerungen werden aufgefrischt an gemeinsame Ausflüge, an Motto-Menüs: „Indisch – zu scharf. Afrikanisch – was war das eigentlich? Chinesisch – mit Stäbchen essen, oh je…“. Als Vorspeise gibt es heute Spaghetti mit einer Lachs-Sahne-Sauce und Garnelen. „Nach jedem Gang diskutieren wir: War’s gut? Was könnte man besser machen?“
Zwischen den Vorbereitungen zu den einzelnen Gängen hat jeder der Männer einen Schwank aus der Vereinsgeschichte parat, oder schwärmt von gemeinsamen kulinarischen Großtaten. „Von dem, was wir kochen, wird immer ein Foto gemacht.“ Geplant ist ein kleines Kochbuch „Ein Jahr mit de Panneschwenker“, mit zwölf Rezepten, Bildern und Einkaufsliste. Von den Gründungsmitgliedern sind einige ausgestiegen, andere Hobbyköche sind hinzugekommen. „Mehr als sechs passen halt nicht in die Küche.“ Neuester und mit 32 Jahren jüngster Panneschwenker ist Bastian Rathgeber, der zu den monatlichen Kochabenden extra aus Ingelheim anreist.
Team arbeitet perfekt Hand in Hand
„Achtung, die Teller sind heiß!“ Erik Klein, der Zweite Vorsitzende, serviert das Hauptgericht: „Gefüllte Lende aus dem Sous-Vide mit Frühlingskartoffeln und Mangold.“ Wer glaubt, viele Köche verderben den Brei, liegt hier völlig falsch. Das Team arbeitet perfekt Hand in Hand. Das sind die Panne-schwenker gewohnt: „Beim letzten Herbstmarkt haben wir 940 Essen verkauft.“ Der Erlös von solchen Events wird komplett gespendet. „Allein beim Zehnjährigen kamen für den Kindergarten 500 Euro zusammen.“ Annerose Kinder, die Siefersheimer Ortsbürgermeisterin, hatte die Panneschwenker schon immer ermuntert: „Macht was im Ort.“ Und so wurden sie zum festen Bestandteil des Siefersheimer Dorflebens. Man munkelt, so mancher käme nur der Panneschwenker wegen von außerhalb zu den Festen. „Engagieren kann man uns nicht“, erklärt Reiner. „Wir wollen in erster Linie unseren Spaß haben.“
Der gigantische Backofen war die erste große Anschaffung, hier backt in Edelstahlförmchen grade das Dessert. Geschickt stürzt Robert Moor die Schokoladen-Soufflées. Sticht man in die Teighülle, fließt der flüssige Schokoladenkern auf einen Spiegel von Vanille-Crème.