Siefersheim lockt mir seinen Wanderwegen immer mehr Besucher
Die Sicht von der Winzeralm über ganz Rheinhessen ist nur einer von vielen Gründen für die touristische Strahlkraft Siefersheims.
Von Torben Schröder
Jörg Zimmermann (stehend) betreibt auf 271 Metern Höhe die Winzeralm.
(Foto: BilderKartell/Axel Schmitz)
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SIEFERSHEIM - Hiwweltour, Bänkelches-Route und Küstenweg, Orchideen-Wanderung und geologische Führung, Rast auf der Winzeralm oder im Biggestick – die Region Rheinhessen will touristisch auf die aktiven Natur- und Weingenießer abzielen, in Siefersheim und vor allem um Siefersheim herum findet sich ein Musterbeispiel dafür. „Man kann bei uns in alle Richtungen, über ganz Rheinhessen, gucken“, sagt Ortsbürgermeisterin Annerose Kinder. Und immer mehr Wanderfreudige tun das auch, wie Jörg Zimmermann erzählt. Mit seiner Winzeralm hat er ein auch über die Grenzen Rheinhessens hinaus attraktives Angebot geschaffen.
Neulich haben sich an einer der vier Sitzgruppen hoch oben im Weinberg sogar zwei Saarländer getroffen – Freunde, die sich lange nicht gesehen hatten und ganz unabhängig voneinander angereist sind. „Es ist ein Ort der Kommunikation, dort haben sich schon oft feuchtfröhliche Gesellschaften gebildet“, berichtet Zimmermann. Vor neun Jahren nahm er, auf 271 Metern Höhe, die Winzeralm in Betrieb. Seither ist Siefersheim deutlich mehr in den touristischen Fokus gerückt. Mit den Wanderungen der Kräuterhexen ging es los. Dass gleich drei ausgewiesene Wanderwege – die Hiwweltour Heideblick mit insgesamt zehn Kilometern Länge, die acht Kilometer lange Route, die 15 „Bänkelches“ verbindet, und der 11,5 Kilometer lange Küstenweg über Wöllstein und Neu-Bamberg – durch und an Siefersheim entlang führen, hat natürlich mit dem malerischen Ausblick und den Sehenswürdigkeiten zu tun.
Der Ajax-Turm beispielsweise erzählt die Geschichte einer unglücklichen, heimlichen Liebe zwischen Müllerstochter und Bauernsohn. Der Küstenweg entführt, am markantesten am Beispiel des Brandungskliffs, in die Zeit vor 30 Millionen Jahren, als die Region von einem subtropischen Meer überflutet war und Öl- und Hornberg als Inseln aus dem Wasser blickten. Mit der Ausweitung des touristischen Angebots kamen mehr Gäste, sodass die Nachfrage nach weiteren Angeboten stieg – eine Dynamik, die auch den Ortskern erfasst hat. Denn dort sorgen immer wieder parkende Autos für Stirnrunzeln, obgleich vor einigen Jahren ein eigener Parkplatz für Wanderer eingerichtet wurde. „Manche Leute laufen acht Kilometer durch die Weinberge, schaffen aber den halben Kilometer zum Parkplatz nicht“, muss Kinder schmunzeln.
SERIE
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In einer gemeinsamen Serie präsentieren Allgemeine Zeitung und Volksbank Alzey-Worms Menschen, Institutionen, Ideen und Erfolgsprojekte, die den Tourismus in der Region ausmachen und die den Gästen des Alzeyer Lands die Region näher bringen sollen.
Andererseits profitiert die Gemeinde davon, wenn Auswärtige ihr einen Besuch abstatten. Gaststätten, Gästezimmer und Weingüter werden frequentiert. Im Netz findet sich ein ausführlicher Veranstaltungskalender mit Freizeittipps, Öffnungszeiten und Festen. Tage der offenen Weinkeller und eine Landpartie in die Heide stehen für dieses Wochenende drin, mobil sein kann man Woche für Woche. „Gerade kam eine Anfrage aus Wiesbaden, nach einem bewirtschafteten Betriebsausflug“, erzählt die Ortschefin. Das Angebot an Speisen und Getränken, zumal tagsüber, ist in Rheinhessen vielerorts ausbaufähig, auch in Siefersheim. An jedem ersten Sonntag im Monat sowie an Feiertagen erwartet die Wanderer eine Bewirtungsstation entlang der Hiwweltour. Eine Interessengemeinschaft bietet kleine Speisen an.
Von Mai bis Oktober jeden Samstag und Sonntag von 13 bis 18 Uhr ist zudem die Winzeralm geöffnet. Gäste, die schon einige Kilometer zu Fuß oder auf dem Fahrrad hinter sich gebracht haben, finden hier, wie Zimmermann erzählt, mit großer Dankbarkeit gekühlten Wein oder auch Saft, Sprudel und Secco vor, außerdem gibt es Butterbrezeln und getrocknete Mettwürste. „Es kommen immer mehr Leute“, erzählt der Winzer, der inzwischen als Dozent arbeitet und den Gästen immer etwas Wissenswertes über Ort und Lage zu erzählen hat. Auch wochentags werden die Sitzgruppen, die Liege und die Bänke immer wieder aufgesucht, und meistens räumen die Besucher danach auch ihren Müll weg. „Es soll in dieser Größe bleiben“, betont Zimmermann über das familienbetriebene Angebot, „wir machen das aus Idealismus. Wenn mal weniger Leute kommen, können wir in Ruhe den Ausblick genießen. So sind wir immer die Gewinner.“