Hunderte Besucher der Bänkelchesroute trotzen Wind und Regen
Bisher hatte die Wanderroute durch die Gemarkung Siefersheim Glück mit dem Wetter. Die Einstellung der Wanderer bei Regen: „Wir sind ja nicht aus Zucker.“
Von Mirco Neuhaus
Lassen sich die Wanderlust nicht nehmen – trotz Regen herrscht auf der Bänkelchesroute viel Betrieb.
(Foto: BilderKartell/Carsten Selak)
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SIEFERSHEIM - „Kultur, Kräuter, Geologie und Wein“ heißt die Überschrift in diesem Jahr. Es ist der letzte Sonntag im September und wie jedes Jahr machen sich an diesem Tag Hunderte von Menschen auf den Weg nach Siefersheim. Es ist Weinwanderung auf der Bänkelchesroute. Acht Kilometer geht es zu Fuß durch die Rheinhessische Schweiz.
Rund um den Dorfplatz herrscht schon gleich zu Beginn gute Stimmung. Auf den Weg machen sich auch die Johanns, die aus einem kleinen Dorf in der Eifel kommen. „Wir sind das erste Mal hier“, erzählt Klaus Johann. Bisher hat er nur immer über ein befreundetes Ehepaar davon gehört. Diesmal ist er zusammen mit ihnen da. „Meine Frau und ich wollen uns das gerne einmal anschauen“, erzählt der Wanderfreund. Jedes Wochenende sind sie unterwegs. „Wir laufen gerne“, ergänzt Irmgard Johann die Worte ihres Mannes. Am meisten freuen sie sich über die Vielfalt der Region. „Und wir sind gespannt, was an den Ständen so geboten wird.“ Es sind zehn Stände, die auf der Route die Wanderer zum Rasten einladen. Sie aufzubauen, ist eine große logistische Aufgabe, die jedes Jahr bewerkstelligt werden muss. Neben Tischen und Bänken werden noch Wasserstationen für die Vierbeiner aufgestellt und nicht zu vergessen die zahlreichen Zelte. Natürlich muss auch Strom verlegt werden, dafür rattern in den Weinbergen die Stromaggregate.
Entlang der Gemarkung „Höll“ führt die Wanderung an die erste Station. Typisch rheinhessisch ist dort die Verpflegung. Es gibt Spundekäs und Brezel, Fleischkäse und Krautsalat. Klaus Johann freut sich auf ein Glas Grauburgunder. „Ich muss ja nicht mehr fahren“, sagt er lachend in Richtung seiner Frau. Später sitzt die Wandergruppe in einem Planwagen und macht Rast. Auf dem Tisch natürlich eine Flasche Wein. Von der Heerkretz, am Ajaxturm vorbei geht es die Bänkelchesroute weiter durch die Gemarkung Galgenberg.
Eins ist aber anders als sonst. Denn in den letzten Jahren hatten die Siefersheimer immer Glück mit dem Wetter. Strahlender Sonnenschein, der gehört eigentlich automatisch zur bewirteten Bänkelchesroute dazu. In diesem Jahr ist es hingegen windig, bewölkt, teilweise auch frisch. Die Sonne kommt nur selten hinter den Wolken hervor. Gegen Nachmittag kommt dann auch noch der Regen. Die Johanns sind mit ihren Freunden mittlerweile am Stand der Kräuterhexen angekommen. Sie trinken eine Tasse Kaffee und essen Streuselkuchen, als es ungemütlich wird. Ein paar Meter weiter duftet es nach Flammkuchen. Doch das ist momentan nur Nebensache. Gleich mehrere Helfer halten die Zelte fest, so stark bläst der Wind. Die Wanderer packen sich derweil dick ein. Regenjacken werden aus den Rucksäcken geholt, die Schirme aufgespannt und Mützen aufgezogen. Schlagartig leert es sich auf der Bänkelchesroute. Einige Leute telefonieren. Sie erklären ihren Gesprächspartnern, wo sie sind. Sie lassen sich abholen. Doch einigen ist der Wetterumschwung gleichgültig: „Wir sind doch nicht aus Zucker“, sagt Gerd Weber und nippt dabei an seinem Riesling.
Als die Wandergruppe aus der Eifel dann auf der Winzeralm ankommt, ist Irmgard Johann begeistert. „Diesen Ausblick hätte ich jetzt nicht erwartet“, sagt sie überrascht. Nicht umsonst wurde die Stelle als „Schönste Weinsicht“ im Jahr 2016 ausgezeichnet. Genau in diesem Moment schafft es auch die Sonne wieder, hinter den Wolken hervorzukommen.
Auch die jungen Menschen genießen den Tag. Eine Gruppe macht gerade ein Selfie. „Es ist einfach ein toller Nachmittag unter Freunden“, sagt Anna Lohr. Sie ist mit 15 weiteren Personen aus ihrer Clique unterwegs. „Wandern ist ja eigentlich gar nicht so meins“, erzählt sie. Der Gruppenzwang sei es gewesen, der sie hier her trieb. Das ist jetzt vier Jahre her. Mittlerweile gibt es darüber gar keine Diskussion mehr.