Einzige Kandidatin bei Bürgermeisterwahl in SIefersheim ist Annerose Kinder
Von Steffen Nagel
Redaktionsleiter Lokalredaktion Alzey
Der Siefersheimer Markt findet jede Woche im Hof von Annerose Kinders Laden statt. Foto: photoagenten/Axel Schmitz
( Foto: photoagenten/Axel Schmitz)
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SIEFERSHEIM - Okay, ein kleines bisschen aufgeregt sei sie ja schon, gibt Annerose Kinder am Ende des Pressegespräches zu. Zwei Wochen sind es noch bis zur Ortsbürgermeisterwahl in Siefersheim. Für die 59-Jährige ist es nach 2014 die zweite Kandidatur und trotzdem ein Novum. Denn: Wenn am 23.April die Bürger zur Wahlurne schreiten, gilt es für sie nicht, zwischen zwei Bewerbern zu entscheiden, sondern lediglich über die Frage: Annerose Kinder – ja oder nein? „So allein im Fokus zu stehen“, sagt die derzeitige Erste Beigeordnete, das sei schon etwas anderes als beim ersten Mal. Damals war sie denkbar knapp Mitbewerber Karl Kröhnert (SPD) unterlegen gewesen, der sein Amt im Februar dieses Jahres niedergelegt hat (die AZ berichtete). Geärgert habe sie sich überhaupt nicht. „So bin ich nicht gestrickt“, sagt Kinder, „ich war nicht enttäuscht, habe nicht geweint oder was in die Ecke geschmissen.“
Im Ort geboren und aufgewachsen
Spricht man mit Annerose Kinder über ihre bisherige Arbeit, über Projekte und Ziele, fallen häufig die Worte „gemeinsam“ und „Team“. Generell, sagt sie, sei es ihr Ziel, dass die Bürger sich in Siefersheim wohlfühlen, mit einbringen und den Sinn einer Gemeinschaft erkennen. „Wir können das Geschehen in der Welt nicht beeinflussen, aber unseren Kindern und Enkeln eine intakte Gemeinde hinterlassen“, sagt die zweifache Mutter und Großmutter, die selbst in Siefersheim geboren und aufgewachsen ist.
Alles in allem, findet Annerose Kinder, stehe ihr Heimatort derzeit gut da. Der Ort verfüge über ein reges Vereinsleben („Und das soll so bleiben“), zahlreiche Feste, die auch Gäste von auswärts ansprechen, und aktuell gebe es eine große Nachfrage nach Bauplätzen. „Die Leute wollen in Siefersheim bleiben, hierher zurückkommen oder sich neu hier ansiedeln.“ Mit dem Wochenmarkt, der immer mittwochs im und vor dem Hof ihres Garten- und Geschenkartikelladens stattfindet, habe Siefersheim zudem eine bessere Nahversorgung als viele andere Gemeinden. Am 12. April soll es erstmals ein Marktfrühstück geben, um den laut Kinder ohnehin schon immer beliebter werdenden Markt noch attraktiver zu gestalten.
ZUR KANDIDATIN
Annerose Kinder (parteilos) ist seit über 20 Jahren im Gemeinderat aktiv, seit 2014 ist sie Erste Beigeordnete.
Seit 31 Jahren betreibt sie ein Geschäft für Garten- und Geschenkartikel.
Kinder ist Mitglied im Sportverein, Gesangverein, Förderverein der Feuerwehr und bei den Landfrauen, denen sie 15 Jahre lang vorstand und wo sie aktuell noch das Amt der Zweiten Vorsitzenden bekleidet.
Doch natürlich hat auch Siefersheim noch Entwicklungspotenzial, daraus macht Annerose Kinder keinen Hehl. Vor allem die Sanierung des Dorfgemeinschaftshauses im Rahmen der Dorferneuerung – Siefersheim ist Schwerpunktgemeinde – soll nun auf den Weg gebracht werden, bis zum 1. August müssen entsprechende Anträge gestellt sein. Beim Thema Jugend sieht die Bürgermeisterkandidatin ebenfalls Nachholbedarf, aktuell schwebt ein Vorschlag der Jugendlichen im Raum, den derzeit ungenutzten Sportplatz in eine Freizeitfläche zu verwandeln. Als problematisch sieht Kinder zudem die zahlreichen beschädigten Straßen im Ort oder die Parkplatzsituation im Ortskern. „Es gibt jede Menge, was man tun kann“, sagt sie, „vieles steht und fällt mit dem Geld.“
Und natürlich mit dem Engagement der Bürger selbst. Was das betrifft, wird die Beigeordnete sehr deutlich: „Eine Ortsgemeinde ist kein Selbstbedienungsladen. Die Kassen sind leer und die Menschen gefordert, Eigenverantwortung zu übernehmen.“
Bürger für einzelne Projekte begeistern
Genau deshalb setze sie darauf, Bürger für einzelne Projekte zu begeistern, mit denen sie sich identifizieren können. Als Beispiel nennt sie etwa die Gestaltung des neuen Rasengrabfeldes, das an diesem Sonntag eingeweiht wird.
Ohnehin: begeistern. Die Fähigkeit, Menschen für eine Sache gewinnen und zur Mitarbeit bewegen zu können, sieht Annerose Kinder als ihre große Stärke. Als Schwächen hingegen nennt sie manchmal fehlende Diplomatie und taktisches Geschick. „Und ich bin kein Verwaltungsmensch.“
Am Tag der Wahl wird man die 59-Jährige übrigens in Siefersheim erst einmal vergeblich suchen. „Da bin ich als Ausstellerin auf dem Gartenmarkt in Oppenheim, einer meiner wichtigsten Märkte“, sagt sie lachend. Für 16 Uhr habe sie eine Ablösung organisiert, sodass sie dann hoffentlich um 18 Uhr vor dem Rathaus sein kann, um zu erfahren, ob sie neue Ortsbürgermeisterin ist. Mehr als die Hälfte der Wählerstimmen braucht sie dafür rein rechnerisch. Ob sie sich eine bestimmte Prozentzahl zum Ziel gesetzt habe? „Ja“, sagt Annerose Kinder und lächelt, „aber die sage ich nicht“.