DIE SERIE
Sie sind so bunt und vielfältig wie die Natur, in der sie ausgeübt werden: die sogenannten „Grünen Berufe“. Trotzdem finden sie vielfach in der Gesellschaft nicht die gewünschte Resonanz.
In unserer Serie stellen wir Auszubildende oder Absolventen in den jeweiligen Berufsfeldern vor und stellen den jungen Menschen die Frage, warum sie sich für die Arbeit in der Landwirtschaft entschieden haben.
OBER-FLÖRSHEIM - Es ist ein Berufszweig, der sich mit so manchem Vorurteil herumschlagen muss. Galt er in den späten 80er-Jahren als Job für Ökofreaks, ist es nun das Abstellgleis für Menschen, die sonst wenig Perspektiven haben. So zumindest die landläufige Meinung. Doch irgendwie lebt der Beruf auch von diesen Vorurteilen. Sie zu entkräften gehört mit zu der Aufgabe, der sich auch Tim Brenneisen verschrieben hat. Der 20-jährige Pfälzer macht eine Ausbildung zum Gärtner in der Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau im Betrieb von Rolf Schmitt. Der betont: Er sei weder „Öko“ noch der Mann fürs Grobe.
Schon in der Schule merkte Tim, dass ihm das technische Zeichnen liegt. Sobald im Kunstunterricht Bauwerke gezeichnet wurden, war der 20-Jährige mit Einsatz bei der Sache. Nach dem Abitur schien sein Weg geebnet. Das Studium der Architektur war sein Ziel. Doch irgendwie kam es dann anders. Nur im Büro zeichnen, um dann zu sehen, wie andere seine Vorlagen in die Tat umsetzen? Das klang für Brenneisen nur wenig verlockend. Doch auf die Leidenschaft verzichten? Auch das kam nicht in Frage. Ein neues Ziel musste her. Das fand er in der Garten- und Landschaftsarchitektur, wie er in einem Praktikum bei Firmenchef Rolf Schmitt merkte und machte es seinem Chef nach. Erst die Ausbildung, um Praxis zu sammeln, dann ab an die Uni, um an der Theorie zu feilen.
Das Schöne an dem Beruf, bei dem es gilt, Wind und Wetter zu trotzen und mit Sachverstand in die Natur einzugreifen? „Man merkt, dass man lebt.“ Mit den Händen arbeiten, die Materialien wie Stein und Erde spüren und etwas bewegen – keine Berge zwar, aber dafür so manchen Steinblock – sind nur einige der positiven Aspekte, die sein Beruf mit sich bringt. Dafür nehme er auch gerne die Tage im dichten Dornengestrüpp und zerkratzte Unterarme auf sich. Garten- und Landschaftsbau – ein Beruf, der mehr erfordert, als mit dem Strohhut auf dem Kopf und grüner Gärtnerschürze Sonnenblumen in Oma Ernas Garten zu pflanzen. Denn Gala-Bau, das heißt auch mit Stein umgehen können. Egal ob Terrassen-, Wege- oder Mauerbau – die elfköpfige Truppe von Rolf Schmitt kann auf Abwechslung zählen. Da kann Tim nur müde lächeln, wenn der Freundeskreis am Wochenende frotzelnd fragt, ob er wieder Rasen gemäht habe. Zur Abwechslung gehören auch Maßnahmen für den Naturschutz. Es gelte, den grünen Raum urban zu machen, erklärt Brenneisen. Was die Gestaltungsgründe und -maßnahmen angeht, hat sich da einiges getan. Im Naturschutz wird nicht mehr nur der Flora und Fauna Gutes getan, weiß der 20-Jährige, sondern der Naturraum auch zum Kunstraum.
Ausgleichspflanzung mit 200 Bäumen und 5000 Sträuchern
Eines dieser Gestaltungsprojekte ist ihm dabei besonders in Erinnerung geblieben: eine Ausgleichspflanzung in einem Waldstück. Innerhalb von sechs Wochen pflanzte er mit zwei Kollegen über 200 Bäume und 5000 Sträucher, gut geschützt vor dem Wild durch einen drei Kilometer langen Zaun. Da sei „ranklotzen“ angesagt gewesen. Aber auch hier: immer überlegt und mit Sachverstand. Denn einfach anpacken kann schnell fatal enden, wie auch sein Chef weiß. „Alle meinen, Grün kann jeder“, merkt Rolf Schmitt an. „Aber Intelligenz ist schon von Vorteil.“ Mit der Ausbildungsstelle bei dem Garten- und Landschaftsarchitekten habe Tim Brenneisen genau die richtige Entscheidung getroffen. Hier darf er eigenständig agieren und trägt Verantwortung. Im Vergleich mit anderen Azubis sei das keine Selbstverständlichkeit. „Während die einen nur Blätter rechen, darf ich mit anpacken.“ Und ein Stück weit Spuren in den Gärten und Landschaften der Region hinterlassen.