Zahlreiche edle Weine durften die Besucher in Nack nicht nur unter die Lupe, sondern auch auf die Zunge nehmen. Dazu gab es Informationen über Luther und theologische Erläuterungen. Foto: pa /Carsten Selak
( Foto: pa /Carsten Selak)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
NACK - Am Reformationstag zogen alle Kirchengemeinden noch einmal sämtliche Register, um den Tag, als Martin Luther vor 500 Jahren seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg anschlug, in besonderer Weise zu begehen. Die evangelische Kirchengemeinde Nack veranstaltete aus diesem Anlass eine Jubiläumsweinprobe in der Sängerhalle, die sehr gut nachgefragt und schnell ausgebucht war. So konnte Pfarrer Tobias Kraft neben einiger lokalpolitischer Prominenz mehrere Weinbrüder vorstellen, insbesondere seinen Mit-Moderator, den evangelischen Prädikanten und Weinbauamtsrat a.D. Hans-Günther Kissinger, sowie Volker Funk, der am Klavier für die thematisch passenden musikalischen Einlagen sorgte.
Zunächst jedoch wurden die über 200 „Mitreisenden“ mit einem deftigen „Lutherschmaus“ vom Caterer Fröhlich für Luthers langen Weg von Wittenberg nach Worms vorbereitet und ließen sich „Käthes Petersilienwurzelsuppe“und den sättigenden „Luther-Teller“ schmecken. Der dazu gereichte Tischwein, eine feinherbe Spätlese des frühroten Malvasiers, lenkte die Aufmerksamkeit auf Luthers Lieblingswein.
Auf einem Niveau, von dem sich manche Fernseh-Talkshow eine Scheibe abschneiden konnte, begannen die beiden Moderatoren ihren unterhaltsamen und informativen theologisch-önologischen Dialog. Da war zunächst die Rede von dem bibel-, stand- und trinkfesten Martin Luther. „Bier ist Menschenwerk, Wein aber ist von Gott“, soll dieser gesagt, sogar einen 600 Rebstöcke umfassenden Hausweinberg besessen haben und einem guten Tropfen nicht abgeneigt gewesen sein. Legitimation genug, zu seinem Gedächtnis eine Auswahl von Weinen zu kredenzen, an denen er seine Freude gehabt hätte, wenn es sie damals schon gegeben hätte.
Zahlreiche edle Weine durften die Besucher in Nack nicht nur unter die Lupe, sondern auch auf die Zunge nehmen. Dazu gab es Informationen über Luther und theologische Erläuterungen. Foto: pa /Carsten Selak Foto: pa /Carsten Selak
Foto:
2
Während Kraft vorrangig Luthers Reise, seine Aussagen und theologischen Positionen im Auge behielt, konnte man sich beim Verkosten der 14 Weinpaare getrost Kissingers Führung anvertrauen, um die sinnlich wahrnehmbaren Eigenschaften mitzuvollziehen und bei der Gelegenheit Wissenswertes über Reben und Weinherstellung erfahren. In lockerem Wechsel spielten sich beide die Bälle zu.
Drei Stunden empfindet mancher als zu lang
Jan Blätz, Önologe aus Erbes-Büdesheim, war insbesondere von der Auswahl seltener Sorten überrascht, die man nicht auf jeder Weinprobe finde. Auch fand er gut, dass man die heimischen Winzer mit einbezogen habe. „Leckere Weine, leckeres Essen, viele Informationen, eine runde Sache“, schwärmte Ulla Welter aus Nieder-Wiesen.
Nach drei Stunden pausenlosen Zuhörens war jedoch die Aufmerksamkeit vieler erschöpft und das Ordnungsglöckchen musste öfter in Aktion treten. Bärbel Ritzheim-Bogdanow sprach bestimmt für viele, indem sie sagte: „Der Abend hat mir gut gefallen. Er war richtig schön und sehr gut vorbereitet, aber zu lang.“ Tatsächlich gab es kurz vor Mitternacht von Kissinger noch einige Grundsatzüberlegungen über die Verpflichtung der Kirche zur permanenten Reformation und anschließend als Gewinnspiel eine von Kraft vorbereitete „Nacker Weinwette“ in Anlehnung an Melanchthons Wormser Weinwette. Nachdem Spielzeug-Luther, das Buch „Vom Wein in der Bibel“ und eine Luther-Armbanduhr ihre Gewinner gefunden hatten, endete der Abend musikalisch mit kraftvoll „funkenden“ Tönen“.