Innensanierung der evangelischen Kirche in Nack beendet
Von Steffen Nagel
Lokalredakteur Alzey
Fast wie im Jahr 1903: Pfarrer Tobias Kraft freut sich über die Neugestaltung der evangelischen Kirche in Nack. Foto: pa/Axel Schmitz
( Foto: pa/Axel Schmitz)
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NACK - Ein bisschen Neogotik, ein Stückchen Jugendstil und ein Quäntchen Barock. Es ist schon ein recht wilder Mix, mit dem damals vor über 100 Jahren der Architekt Eduard Langgässer der evangelischen Kirche in Nack seinen ganz persönlichen Stempel aufgedrückt hat. Dieser Stempel jedoch ist im Laufe der Jahrzehnte verblasst, viel von dem originalen Charakter des 1903 vom Vater der Schriftstellerin Elisabeth Langgässer erbauten Gotteshauses verschwunden.
In einstigem Glanz
Nach rund einem Jahr Sanierung erstrahlt die Kirche nun wieder in ihrem einstigen Glanz. Dank neuem Farbkonzept, basierend auf alten Fotos, ist der Muff der 70er Jahre verschwunden. Ganz zur Freude von Pfarrer Tobias Kraft, der seit Karfreitag hier wieder Gottesdienste abhält und die Wiedereinweihung seiner Kirche am kommenden Sonntag mit einem festlichen Orgelkonzert feiert (siehe Infokasten).
An diesem Tag werden so manchem Besucher sicherlich noch einmal die massiven Veränderungen ins Auge fallen, die sich im Gebäude vollzogen haben. So ist der einstmals eher in rötlichem Ton erscheinende Altar einem Modell aus grauem Sandstein gewichen. Der unter einem Filzteppich verborgene Terrazzo-Boden im Mittelgang wurde freigelegt (Kraft: „Dafür gibt es in ganz Deutschland nur noch zwei Firmen“), die Engelsfiguren an der Decke restauriert und mit neuer Farbe versehen. Auch bei der Gestaltung der Wände orientierte man sich an den historischen Bildern, strich den Sockel in dunklerem Rotton und grenzte ihn mit einer Bordüre aus stilisierten Blättern und Weintrauben vom Rest der Mauer ab. Kanzel, Orgel und Kirchenvorstandsbank wurden optisch wirkungsstark mit Goldelementen versehen, die einstmals grauen Bänke für die Besucher hingegen wieder in ihren ursprünglichen Naturholz-Look zurückversetzt. Zudem wurden Heizung und Beleuchtung erneuert.
TERMIN
Die Wiedereinweihung der Kirche wird am Pfingstmontag, 16. Mai, um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst gefeiert. Um 18 Uhr findet an der Bechstein-Orgel ein Konzert „mit vier Händen und vier Füßen“ durch das Duo Iris und Carsten Lenz statt. Der Eintritt ist frei, eine Kollekte wird erbeten.
Ihre Innensanierung verdankt die Kirche übrigens einem eigentlich negativen Umstand. 2008 hatten sich massive Setzrisse an dem Gebäude gebildet, weil der Turm sich langsam absenkte. „Da konnte man teilweise seine Hand reinstecken“, sagt Tobias Kraft. Per aufwendigem Verfahren wurde der Turm mit Betonpresspfählen im Untergrund verankert und stabilisiert. „Doch wir mussten rund zweieinhalb Jahre warten, ob die Methode sich auch wirklich bewährt“, erklärt der Pfarrer, „vorher hätte eine Sanierung im Inneren keinen Sinn gemacht“.
Insgesamt rund 345 000 Euro, davon 90 000 Euro für die Stabilisierung des Kirchturmes, hat sich die evangelische Kirche die gesamte Maßnahme kosten lassen. 80 000 Euro davon muss die Kirchengemeinde aus Eigenmitteln aufbringen. „Für eine kleine Gemeinde wie unsere nicht leicht zu stemmen“, wie Tobias Kraft unterstreicht. Ein kleiner Teil der Summe konnte über Spenden beglichen werden, der Rest muss aus Rücklagen aufgebracht werden. Ihre Gottesdienste hatte die Kirchengemeinde während der Bauphase im Gemeindehaus abgehalten, an Heiligabend war man in der – ebenfalls jüngst sanierten – katholischen Kirche nebenan zu Gast.
Auch wenn die Neugestaltung seines Gotteshauses im Portemonnaie schmerzt, ist Tobias Kraft überzeugt, „dass wir unsere Verantwortung wahrgenommen und den nachfolgenden Generationen etwas Schönes hinterlassen haben.“ Generationen, die nun ihre Nacker Kirche wieder in ihrem eigentümlichen Stilmix bewundern können, so wie sie von Eduard Langgässer einst geschaffen worden war. Mit Neogotik, Jugendstil und Barock, von allem ein bisschen.