Montag,
17.10.2016 - 00:00
3 min
Neue Lieder, neuer Schwung
Von Werner Siebold

In Mauchenheim wird gesungen – das dokumentierte der gastgebende Verein, der mit vielen Chören Geburtstag feierte. Foto: pa/Schmitz ( Foto: pa/Schmitz)
MAUCHENHEIM - Zwei Tage wurde in der Mühlwiesenhalle das 140-jährige Bestehen des Gesangvereins 1876 Mauchenheim gefeiert. Gastvereine aus der Pfalz und Rheinhessen, Ortsvereine und Einwohnerschaft feierten zusammen mit dem Jubelverein bei einem Festkommers mit Ehrungen sowie bei einem Liederabend. Bevor Vorsitzender Georg Lange die anwesenden Festgäste begrüßte, stimmte der örtliche Musikverein die Besucher auf die Feierlichkeit ein.
Das „M“ aus dem Vereinsnamen verbannt
Wie macht man 140 Jahre sichtbar? Seine einleitende Frage beantwortete Festredner Volker Gallé selbst, indem er zur Historie des Vereins interessante Zeitfenster in 20-Jahres-Abschnitten öffnete. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden viele Gesangvereine gegründet. Zusammenschlüsse von Männern wurden anfangs noch misstrauisch von der Obrigkeit beäugt, etwa ob das Singen nur als Vorwand für politische Tätigkeit herhalten sollte. Das Liedgut war einerseits romantisch geprägt, passte sich andererseits immer schon gesellschaftlichen Trends und auch jeweiligen politischen Gegebenheiten an.
In Zeiten des Wirtschaftswunders, mit dem Einzug des Fernsehapparates in die Wohnzimmer, bildete sich gleichzeitig ein Generationenkonflikt heraus. Die Jungen wollten unter sich sein, suchten die Distanz zum Althergebrachten. Dieses Verhalten forderte mehr und mehr seinen Tribut in der Vereinslandschaft, auch in Mauchenheim. 2013 entschloss sich der Männergesangverein, zu einem gravierenden Schritt: Das „M“ in der Vereinsbezeichnung wurde ausgemustert. Der neu gegründete gemischte Chor brachte das Leben zurück. Die engagierte Chorleiterin Heike Knobloch konnte neben mehr Aktiven auch auf einen erweiterten Fundus im Liedgut zurückgreifen und damit dem Gesangverein eine neue Identität geben. Mit dem klasse vorgetragenen Radiohit von Andreas Bourani „Auf uns“ besang der Chor in der Textpassage „ein Hoch auf das, was vor uns liegt“ auch die eigene Aufbruchstimmung im Verein. Nach dreijähriger Umstellungsphase zeigt man sich im Gesangverein Mauchenheim berechtigt hoffnungsvoll, mit 25 Sängerinnen und Sängern jetzt wieder außerhalb auftreten zu können.
AUFTAKT
Eingeleitet hatte der Gesangverein Mauchenheim – dem Pfälzer Sängerbund angehörend – die Feierlichkeiten obligatorisch mit dem pfälzischen Sängergruß; abgeschlossen wurde der Liederwettstreit mit der Rheinhessenhymne. Mauchenheim zeigte somit auf eigene Art die geschichtliche Verbundenheit zu beiden Regionen, und zwar ganz locker auf gesanglicher Schiene.
Gleichzeitig wurde 2013 der Kinderchor „Selztal-Lerchen“ auf Initiative von Egon Degenhardt ins Leben gerufen. Unter Leitung von Jonas Janson sangen sich die Kleinen in die Herzen der Zuhörer. Gegen das Lampenfieber vor so vielen Menschen half ein bisschen Bewegung während des Singens und starker Applaus vom Publikum.
Gratulanten aus Politik und Vereinswelt hoben unisono den Mut zur Neuausrichtung im Gesangverein Mauchenheim hervor und sehen eine Weichenstellung in Richtung Zukunft.
„Ja, in Mauchenheim wird noch gesungen“, lautete das aufmunternde Resümee von Hartmut Doppler, der im Namen des Chorverbandes der Pfalz Egon Degenhardt für 40 Jahre aktive Sängertätigkeit die goldene Ehrennadel anheftete. Für 25 Jahre im Amt des Vorsitzenden erhielt Georg Lange durch Wilfried Bierhenkel den Ehrenbrief des Chorverbandes Nordpfalz überreicht. Zwischenzeitlich brachte die Tanzgruppe „Starlights“ Farbe und Bewegung auf die Bühne, gleichzeitig ihr Geschenk an den Jubelverein.
Namhafte Gastchöre werteten das Fest auf. Allesamt präsentierten sie sich stark. Getreu der Sängerdevise Tradition und Weltoffenheit wurde den Zuhörern eine große Bandbreite im Liedgut vorgestellt. „Die Fischerin vom Bodensee“ schlug ebenso Wellen im Saal wie „Sierra Madre“ oder der aktuelle Hit „I sing a Liad für di“ von Andreas Gabalier. Es klang mal romantisch oder fröhlich, dann wieder melancholisch oder mitreißend. Literatur von zeitgenössischen Komponisten wie Udo Jürgens oder Herbert Grönemeyer fand sich ebenso im Notenmaterial der Chöre wie die vom großen Meister Guiseppe Verdi. Bei Ohrwürmern wie beispielsweise „Die kleine Kneipe“, „Wunder gibt es immer wieder“ oder „Butterfly“ sprang der Funke unweigerlich sofort ins Publikum über.