Lonsheim: Entsetzen über Säge-Aktion entlang der Hiwwel-Route

Nur noch Stümpfe, wo einst Bäume wuchsen: Eine Rodungsaktion bei Lonsheim sorgt für Empörung unter den Bürgern. Die Frage: Wer ist dafür verantwortlich? Fotos: Siée Foto:
LONSHEIM - Da staunte manch einer, der am Wochenende auf der Hiwwel-Route wanderte, nicht schlecht. Wer in der kalten Wintersonne durch die Gemarkung schlenderte, um sich am Anblick der noch in ihr tristes Winterkleid gehüllten Apfel- und Mirabellenbäume zu erfreuen, erlebte eine böse Überraschung.
Denn was im Frühjahr mit der Blütenpracht wieder ein Biotop für Bienen und Singvögel gewesen wäre, ist nicht mehr da. Statt Bäumen und Sträucher nur noch Holzhäcksel. Die Entrüstung und Fassungslosigkeit über den Eingriff kommt in zahlreichen E-Mails an die Redaktion zum Ausdruck. Von „maßloser Empörung“ ist da die Rede und „mutwilliger Beschädigung am Eigentum der Allgemeinheit“. Und tatsächlich: Zwischen 250 bis 300 Meter Bäume und Sträucher sind dem Erdboden gleichgemacht worden, bestätigt auch Simone Stier, Pressesprecherin der Kreisverwaltung. Ein Antrag zur Rodung in diesem Bereich liege der Unteren Naturschutzbehörde aber nicht vor, obwohl er dringend erforderlich ist. „Das wäre auch nicht genehmigt worden“, sagt Stier und ergänzt: „Die Ermittlungen laufen.“ Doch wer hat da Tabula rasa gemacht? War die Rodung durch die Gemeinde gewollt, oder ist es doch die Tat eines Einzelnen, der sich an dem Buschwerk gestört hat? Fest steht: Ein Winzer hat die Maßnahme gemeinsam mit einer Fachfirma durchgeführt. Nach AZ-Informationen soll der Mann, der in der Zeitung nicht genannt werden will, den Auftrag von der Ortsgemeinde erhalten haben.
Das weist Ortsbürgermeister Harald Denne ausdrücklich zurück: Ein Auftrag zur Baumfällung oder Rodung sei vonseiten der Gemeinde nie erteilt worden, sondern lediglich die Erlaubnis zum (genehmigungsfreien) Rückschnitt der Hecken. Zu weiteren Details will sich Denne aufgrund der laufenden Ermittlungen derzeit nicht äußern. Dass ausgerechnet ein Winzer verantwortlich zu sein scheint, ruft auch die Chefredakteurin des Deutschen Weinmagazins, Bettina Siée, die im benachbarten Bornheim wohnt, auf den Plan. „Das ist kein Rückschnitt, sondern Kahlschlag“, sagt Siée. Von den Apfel- und Mirabellenbäumen, die an dem Grabenstück bewusst gepflanzt worden sind, seien nur noch die Stümpfe übrig. „Das ist nicht im Sinne des Berufsstands“, sagt Siée.
SO WÄRE ES RICHTIG GEWESEN
Beabsichtigt eine Gemeinde die Rodung von Vegetationsstreifen, muss sie hierfür einen Antrag bei der Verbandsgemeinde stellen. Diese prüft das Vorhaben und gibt es an die Untere Naturschutzbehörde bei der Kreisverwaltung weiter. Sprechen keine naturschutzrechtlichen oder sonstigen Gründe dagegen, wird eine Fällgenehmigung erteilt.
Für die Kreisverwaltung liegt nah: Hier liegt eine Ordnungswidrigkeit vor. Der werde jetzt nachgegangen, heißt es vonseiten der Pressestelle. Mit welcher Strafe der Verursacher zu rechnen hat, sei derzeit noch nicht absehbar. Zunächst müsse aufgeklärt werden, wie es zum Radikalschnitt kommen konnte, und wer letzten Endes die Verantwortung trägt. Aus Sicht vieler Lonsheimer Bürger ist der Fall klar: Wer veranlasst hat, dass hier die Säge angesetzt wird, hat ein Verbrechen an der Natur begangen.